Brühl. Eines hatte die Chorgemeinschaft ihrem Publikum schon im Vorhinein versprochen: Beim Konzert in der Schutzengelkirche solle nicht ausschließlich das „gewohnte Standardprogramm“ gesungen werden. Es gehe vielmehr darum, statt altbekannten und staubigen „Wiesn- und Trinkliedern“ auch jüngere und moderne Literatur zu singen, wie der Vorsitzende der Chorgemeinschaft Gerd Scherer erklärt.
Und um das Fazit des Konzerts am Samstagabend gleich vorwegzunehmen: Bei ihrem etwa anderthalbstündigen Programm haben die aktiven Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft mit Elan, Leidenschaft und enormer Freude am Musizieren eine große Bandbreite musikalischer Stile auf die Bühne gebracht. Unter dem Motto „Rock my Soul“ bot der Chor alles, was groovt: von afrikanischen Gospel-Traditionals über Film- und Musical-Musik bis hin zu einer unerwarteten, klassischen Zugabe.
Insgesamt zählt die Chorgemeinschaft drei Ensembles: Den Frauenchor „LadyPUR“, den Männerchor „MännerCHOR“ und den gemischten Chor „CHORness“. Den Anfang des Konzertabends gestalteten alle drei Ensembles gemeinsam. Dafür standen die Sänger bereits zehn Minuten vor offiziellem Beginn vor dem Altar der Schutzengelkirche aufgereiht.
Als sich das Licht im Kirchenschiff dann abdunkelte und hinter dem Altar bunte Lampen zu leuchten begannen, ging ein Raunen durch die Menge. Gleich mit dem Eröffnungssong war das Konzertmotto daraufhin – wortwörtlich – Programm: Der afroamerikanische Spiritual-Song „Rock my Soul“ sorgte für die ersten wippenden Köpfe im Publikum, die sich im Takt der pulsierenden Akzente wogen.
„Call and Response“-Prinzip in Brühl
Die gute Stimmung brach nicht ab, als „LadyPUR“ unter der Leitung von Vera Pfannenstiel mit dem Stück „Hail Holy Queen“ aus der erfolgreichen Filmreihe „Sister Act“ die Bühne betrat. Zusammen mit der Klavierbegleitung von Ludmila Hertel entstand dann ein schöner Dialog der verschiedenen Stimmen. Auf ein scharf artikuliertes „Mater amata intermerata“ im Alt antwortete der Sopran ebenso bestimmt mit „sanctus, sanctus, dominus“. Das ist das charakteristische „Call and Response“-Prinzip, das an diesem Abend noch öfter auftauchte, vor allem in den Gospel-Songs.
Ein großes musikalisches Highlight war auch das Programm des gemischten Chors – und hier vor allem Elton Johns legendärer Song „Circle of Life“ aus dem Film „König der Löwen“. Bei diesem machte sich besonders deutlich das Herzblut bemerkbar, mit dem Chorleiterin Vera Pfannenstiel ihre Sängerinnen und Sänger immer wieder zu Höchstleistungen antreibt.
Moderatorin Ulrike Eisenmann übertrieb nicht, als sie in ihrer Zwischenansage feststellte, wie mitreißend der Löwen-Soundtrack ist: „Selbst wer diese Musik nicht kennt, ist gleich beim ersten Hören von ihr ergriffen“, erklärte sie. Das afrikanische Flair von „Circle of Life“ wurde zuvor von einem weiteren Gospel-Song vorweggenommen: „Go down Moses“ riss das Publikum mit, das zwischen den einzelnen Songs immer lauter applaudierte.
Normalerweise singen Chorleiter während eines Konzertes höchstens kurz die „Start-Töne“ des kommenden Stückes an. In Brühl intonierte Chorleiterin Vera Pfannenstiel vor dem Auftritt des Männerchors zwei eingeschobene Solo-Zugaben – als Ersatz für das ausfallende Stück „Auf uns“ von Andreas Bourani. Begleitet von drei Background-Sängern sang sie „Spirit“ aus „König der Löwen“ und – stark umjubelt – Helene Fischers Adaption von Franz Schuberts „Ave Maria“.
Der „MännerCHOR“ überzeugte danach mit einem Fokus auf internationalen Liedern: Die afrikanischen Traditionals „Uyincwele Baba“ und „Sana Sananina“ bewiesen, dass sich der Chor sehr erfolgreich neuen Klangfarben und neuen musikalischen Stilen öffnet – ein unbedingt notwendiger Schritt, den immer mehr Männerchöre gehen. Als zum Schluss des Konzertes der Applaus des Publikums nicht abebben wollte, sangen alle Chöre zusammen noch einmal das Eröffnungslied „Rock my Soul“. Das Kirchenkonzert war damit eine durchweg runde Sache.
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