Brühl. Schon einmal gastierte Bernhard Hoëcker in der Hufeisengemeinde, allerdings vor der Corona-Pandemie. Nach zweimaliger Verschiebung kamen die Gäste aus Nah und Fern in der ausverkauften Festhalle nun doch ein zweites Mal in den Genuss einer Vorstellung der Extraklasse. Mit seinem sechsten Bühnenprogramm nahm das Multitalent die Zuschauer mit auf eine humorvolle Reise durch die Zeit. Beim Vergleich von Gewohn- und Gegebenheiten von einst mit unserem Hier und Jetzt gab es entsprechend viel zu lachen. Dabei zeigte die mediale (und im besten Sinne des Wortes gereifte) Berühmtheit aus dem Fernsehen auch besondere Tiefe und regte zum Nachdenken an. Danke, Bernhard Hoëcker, für diesen großartigen Auftritt, der Ihnen selbst zweieinhalb Stunden genauso großen Spaß zu bereiten schien, wie dem Publikum.
So mancher mag sich fragen, was „Morgen war gestern alles besser“ bedeuten soll. Für Klärung sorgte der aus TV-Produktionen wie „Switch“ und „Genial daneben“ national bekannte Schauspieler, Komiker und Moderator schon in den ersten Minuten seines Auftritts in der Festhalle mit einem Lied, das er live zu den Noten zu „Wann wird es endlich wieder Sommer“ von Rudi Carell sang - einem Cover des US-Hits „City of New Orleans“ von Steve Goodman. In der Hoëcker-Version ging es allerdings scherzhaft darum, was früher alles besser gewesen sei - oder auch nicht. Vieles sei gefährlicher gewesen, eingeschränkter, aber trotzdem irgendwie mit Charme. Sogar schönes Lametta am Weihnachtsbaum habe Gift enthalten.
Mit Wonne ließ der Comedian die vergangenen 60 Jahre Revue passieren. „Wer wäre gerne wieder in den 1990ern, 1980ern, 1970ern“, fragte er ins Publikum. In den 1970er Jahren sei Homosexualität noch strafbar gewesen. „Krass. Für Liebe in den Knast“, dachte er laut nach. Aber er wundere sich, warum viele Frauen sich nicht in das Jahrzehnt davor zurücksehnten. Das sei für sie doch einfacher gewesen: „Ihr musstet nichts entscheiden, alles lag beim Mann.“
Mit viel Esprit zerpflückte der Komiker zudem jedwede romantische Verklärung, aber so, dass das Publikum sich zunehmend vor Lachen bog. Auch die Tücken der neuen Zeit sparte der 53-Jährige und bekennende Technikfan nicht aus. Selfies seien damals „Fremdies“ gewesen, da ein anderer die Bilder haben schießen müssen. Heute sehe man sich in Irland sogar gezwungen, Selfies an den Klippen der grünen Insel zu verbieten, damit niemand ins Meer stürze. Geschehe dies doch, dauere der Fall wenigstens so lange, dass man währenddessen noch die Zeit habe, die Bilder auf Instagram zu posten. „Fotos brachte man damals runter in den Keller, im Schuhkarton. Heute bringt man sie hoch, indem man sie in die Cloud lädt“, stellte er fest.
Bernhard Hoëcker in Brühl: Pickel in der Cloud
Er selbst sei da keine Ausnahme. Pech nur, wenn man den automatisierten Vorgang vergesse und nach dem Duschen mit dem Handy eine Aufnahme von einem schmerzenden Pickel mache, der sich dort befinde, „wo die Sonne niemals scheine“. Wenn dann die Aufnahme noch in der Großfamiliengruppe für die Weihnachtsfestplanung lande, gebe es wenigstens genügend Anti-Pickel-Creme zum Christfest.
Matthias Hartmann aus Brühl und Partnerin Michaela amüsierten sich königlich und kommentierten: „Super! Genial! Wir haben ihn schon einmal gesehen und mussten heute unbedingt wieder dabei sein.“ Besucher Ralf Schlicksupp freute sich: „Ich hatte ihn bisher nicht live erlebt. Er ist toll!“ Und Kulturamtsleiter Jochen Ungerer meinte: „Er tourt eher wenig und es ist schwer, an ihn ‘ran zu kommen. Darum freue ich mich umso mehr, dass wir ihn heute hier haben“, und verriet weiter: „Voraussichtlich können wir ihn in zwei bis drei Jahren wieder auf unserer Bühne begrüßen. Dann als Teil eines Duos mit einem anderen Künstler zusammen.“
Und Vollprofi Hoëcker? Der fügte geschickt Dialoge mit dem Publikum ins Programm ein und sorgte am Ende durch eine gesungene Auflistung davon noch bis 23 Uhr für beste Laune in der Festhalle.
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