Heimatverein

Das Radio funkt seit 100 Jahren

Görler-Museum in der Neugasse erinnert an den runden Geburtstag des wichtigen Mediums

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kt
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Brühl. Begonnen hat diese lange Episode der Industriegeschichte im Jahr 1923 – in Berlin Moabit, in einem Hinterhof. Der 24-jährige Julius Karl Görler sah mit der Einführung des Rundfunks in diesem Jahr für sich die Chance, an dieser großen Aufbruchstimmung teilzuhaben. Und so wird im aktuellen Jahr nicht nur der 100. Geburtstag des Radios gefeiert, sondern auch der von GörlerTechnik. Nicht nur daran erinnert das Museum des Heimatvereins in der Neugasse – immerhin ist Brühl ein wichtiger Standort des Unternehmens gewesen, denn einst waren dort 350 Mitarbeiter mit dem Bau von Radio-Komponenten und kompletten Hifi-Anlagen beschäftigt gewesen.

Zunächst zog der Tüftler allerdings 1924 nach Berlin-Charlottenburg – in ein Gebäude, in dem er Einzelteile zum Selbstbau von Detektor- und Radiogeräten sowie Transformatoren herstellte. Schnell wuchs er zum wohl größten Hersteller Deutschlands für diesen Bereich heran. Denn die wenigsten konnten sich damals in den 1920er und 1930er Jahren ein fertiges Radio leisten.

Folglich baute man meist selbst die Geräte zusammen. In fast jedem Radio-Katalog war Görler mit Werbeanzeigen vertreten. 1939 kam im neuen Firmensitz Berlin-Reinickendorf die Produktion von Großtransformatoren hinzu.

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Weitere Werke entstanden 1941 im thüringischen Meuselwitz, 1951 in Mannheim-Rheinau und eben ab 1962 in Brühl. Zu Beginn der 1960er Jahre betrieb Görler auch eine Außenstelle in der Hauptstraße in Altlußheim. 60 Mitarbeiter fertigten dort Hochfrequenzteile.

Mitte 1960 hatte Görler über alle Standorte 720 Mitarbeiter. 1975 endete allerdings die Ära Görler mit der Schließung des Hauptsitzes in Brühl.

Diese besondere Stellung des Unternehmens in der Rundfunkgeschichte und der Industriegeschichte Brühls spiegelt sich im 2018 gegründeten Görler-Museum wider. Das Museum zeigt Beispiele und Produkte aus der Anfangszeit des Rundfunks, die Julius Karl Görler wesentlich mit Bauteilen beeinflusste. Darunter sind auch Elemente unter Verwendung des damals neuartigen Ferrocart-Materials, die Görler zum bedeutenden Hersteller werden ließ. Die Produktion in Brühl ging bis hin zu kompletten Stereoanlagen, die ab 1966 für andere Radiohersteller, aber auch unter eigenem Namen produziert wurden.

Umfangreiche Werbeunterlagen, Baupläne, Görler-Fachzeitschriften, Fotos und Geschichten von ehemaligen Mitarbeitern ergänzen die Ausstellung des Heimatvereins. Neue Ausstellungstücke, etwa das seltene Görler-Vorsatzgerät zum 1933 erschienenen Volksempfänger VE301W, werden in der Ausstellung in der Neugasse als Ensemble zu sehen sein.

Das Museum ist am Sonntag, 16. April, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Führung durch die Dauerausstellung findet dann jeweils um 14 und 16 Uhr statt. Eine Voranmeldung ist erforderlich. Der Eintritt ist frei, Anmeldung nimmt Klaus Triebskorn, Telefon 0176/34 21 56 10, entgegen. kt

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