Falschparker

Freibadbesucher behindern in Brühl die Feuerwehr im Einsatz

„So etwas habe ich meinen 23 Jahren bei der Feuerwehr noch nicht erlebt“: Nur mit großen Schwierigkeiten gelingt es der Brühler Freiwilligen Feuerwehr, das Gerätehaus beim Rheinalarm zu verlassen. Was war passiert?

Von 
Ralf Strauch
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Es dauerte, bis die Brühler Feuerwehr beim Rheinalarm am Mittwoch ihre Position beziehen konnte. Im Hintergrund die Rauchsäule des Großbrandes in Mannheim. © Cort Bröcker

Brühl. So schnell werden die Feuerwehrleute aus Brühl den vergangenen Mittwoch, 2. Juli, sicher nicht vergessen. Nicht nur, dass wegen des Großbrandes auf der Friesenheimer Insel in Mannheim viele Kräfte aus der Region gebunden waren, auch direkt vor der eigenen Tür ereigneten sich Szenen, die man eigentlich für nicht möglich halten mag. „So etwas habe ich meinen 23 Jahren im aktiven Dienst bei der Feuerwehr noch nicht erlebt“, sagt Marco Krupp im Gespräch mit unserer Zeitung.

An diesem Tag wurde um 16.35 Uhr für die Brühler Wehr Rheinalarm ausgelöst. Es wurden zwei im Rhein bei Kilometer 400 treibende oder schwimmende Personen gemeldet. Die Helfer aus Brühl besetzten zum einen das in Rheinau im Hafen vor Anker liegende Rettungsboot sofort, mussten aber auch mit einem zweiten Boot und vier Fahrzeugen zur Einsatzstelle fahren. Doch konnte die Rettungskräfte das Areal vor dem eigenen Gerätehaus nicht wirklich zügig verlassen.

Selbst Blaulicht hilft auf dem Brühler Parkplatz nicht

Der Grund: Verkehrswidrig geparkte und haltende Fahrzeuge von Freibadbesuchern machten ein Durchkommen selbst mit Baulicht und Hornsignal schier unmöglich. Die schon immer angespannte Parkplatzsituation rund um das Bad an sonnigen Sommertagen hat sich in dieser Saison noch einmal verschärft, weil zahlreiche Stellplätze bei der Bücherei und am Schrankenbuckel wegen zweier Großbaustellen in der Peripherie gesperrt sind.

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Als die ersten Rettungskräfte beim Feuerwehrhaus ankamen, war die Tore von einem Verkehrsteilnehmer zugestellt. Darauf angesprochen, dass er sein Fahrzeug zur Seite fahren soll, weil in wenigen Augenblicken die Einsatzfahrzeuge ausrücken würden, erhielten die Helfer zur Antwort: „Ja, gleich, ich lade nur noch geschwind aus!“ Mit einiger eindringlichen Überzeugungsarbeit gelang des den Wehrleuten, dass der Wagen doch noch rechtzeitig weggefahren wurde, doch das geschah nur nach wenig freundlichen Worten des Falschparkers.

Ehrenamtliche Rettungskräften werden sogar angepöbelt

Probleme bereitet auch, dass weitere anrückende Feuerwehrleute ihre eigenen Autos kaum abstellen konnten, weil selbst die für die Einsatzkräfte gesperrten Stellplätze von rücksichtslos und widerrechtlich Parkenden belegt waren.

„Wir haben unsere Einsatzkräfte darauf hingewiesen, solche Situationen nicht eskalieren zu lassen“, berichtet Krupp. Vor zwei Wochen an einem ähnlich heißen Tag, als eine Brandmeldeanlage in einem Seniorenwohnheim Alarm ausgelöst hatte, wurden die Feuerwehrleute massiv von Freibadbesuchern angepöbelt, die nicht eingesehen haben, sich ihren Freizeitspaß durch Verkehrsregeln und Einsätze verderben zu lassen. „Es gibt da einfach kein Unrechtsbewusstsein“, meint der Feuerwehrkommandant.

Inzwischen weiß Krupp nicht mehr, wie man sich im Ernstfall verhalten sollte. Aber aus seiner Sicht sei die Situation auf dem Schwimmbadparkplatz nicht nur chaotisch, sondern auch gefährlich und in der aktuellen Form nicht länger hinnehmbar. Die Missstände sind im Rathaus durch verschiedene Gefährdungsbeurteilungen, Studien sowie dem Feuerwehrbedarfsplan hinreichend bekannt.

Einsatz der Polizei rund ums Gerätehaus erwogen

In einer ersten Reaktion aus dem Ordnungsamt im Rathaus werden zwei denkbar Alternativen angedacht: Die Polizei rückt bei Alarmen während der Freibadöffnungszeiten bei schönem Wetter mit aus, und sorgt mit ihren Mitteln erst einmal für eine freie Durchfahrt, oder der Parkplatz beim Freibad wird dauerhaft zu einem größeren Teil rund um das Feuerwehrhaus abgesperrt. Beide Vorgehensweisen finden bei der Wehr allerdings nicht unbedingt Gegenliebe, so würden Polizeikräfte gebunden, die am Einsatzort höchstwahrscheinlich dringlicher benötigt werden. Mögliche Absperrung würden am Ende ebenso wenig die Falschparker interessieren, wie die schon jetzt bestehenden Regelungen.

Dabei ist die Behinderung von Rettungskräften im Einsatz absolut kein Kavaliersdelikt. Diejenigen, die das absichtlich machen, müssen mit einer Geldstrafe oder – entsprechend der Folgen einer Behinderung – mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe rechnen. Je nachdem können die Strafen sogar noch höher ausfallen, vor allem wenn die Verzögerung im Einsatz zu Personenschäden führt.

Auch das Einrücken wird für die Brühler Wehr zum Problem

Das war diesmal nicht der Fall, denn die Einsatzleitung konnte zügig Entwarnung geben. Die Personen waren bereits aus dem Wasser gerettet worden. Doch damit endete die chaotische Situation für die Feuerwehr noch nicht, denn die zurückkehrenden Fahrzeuge mit dem Bootsanhänger mussten wieder ins Gerätehaus hinein. Doch das interessierte die rücksichtslosen Freibadbesucher an diesem heißen Tag noch weniger als ausrückende Feuerwehrautos. Da wurde zwischen den rangierenden Fahrzeugen und den Einweisern munter durchgerannt. „Dass da nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder“, meinte ein Feuerwehrmann, der im Anschluss noch berichteten, dass er den Heimweg nicht mit seinem privaten Fahrzeug antreten konnte, weil das komplett eingeparkt worden sei.

Redaktion

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