Brühl. Die Gesundheit der Menschen im Ort ist in Brühl ein Thema, das erkennbar ernstgenommen wird, wie das 27. Gesundheitsforum zeigt. Dabei geht es – der Kompetenz der Veranstalter und Referenten zum Trotz – stets alles andere als ernst zu. Die Hufeisengemeinde setzt diesmal bei der Gesunderhaltung auf Witz, Musik, Tanz und ausgelassene Feierlaune.
Das von Bürgermeister Ralf Göck und dem ehemaligen Brühler Internisten Axel Sutter initiierte Konzept geht auf ganzer Linie auf. In dieser Auflage der Veranstaltungsreihe haben sie Sängerin Ute Ullrich eingeladen, die – ganz ohne Skalpell, sondern nur mit Sprache und Stimme – eine musikalische Operation am weit offenen Herzen durchführt. Aus dem Allgäu hat es sogar ihre Anhänger in die Festhalle gezogen. Rezeptfrei verabreicht die positiv geladene Powerfrau selbstironischen Humor, authentische Freude und hochdosierte Motivation.
Globales Massenalzheimer
Die Texte stammen aus ihrer Feder, mitten aus dem Herzen und direkt hinein in das ihres Publikums. Dr. Sutter, der selbsternannte ehemalige Brühler „Doktor fürs Herz“, und die gefühlsechte Sängerin gehen Fragen nach, wie „Was ist wirklich wichtig im Leben? Warum glauben wir immer, nicht gut genug zu sein? Was hält mich gesund?“. Die Themen Herz und Liebe spinnen den roten Faden, der zweieinhalb Stunden heilsame Unterhaltung umschnürt. „Ich brenne dafür, Herzen zu öffnen. Die Menschen leiden an globalem Massenalzheimer, sie haben vergessen, wie wertvoll sie sind“, eröffnet Ullrich den Abend. Und stellt augenzwinkernd ihren imaginären Begleiter vor, Monsieur Jaccques, ihr Alter Ego. „Wir alle haben zwei Stimmen in uns. Unser Ego, der Schwätzer und die leise Stimme, die aus dem Herzen kommt, die Liebe.“
Mit intensiv warmer, wohlig rauer Stimme durchdringen ihre Songs „Wofür brennst du“ oder „Vertrau“ den Saal. So kraftvoll und mitreißend die Lieder sind, entstanden sie dennoch in der Stille. „Wir sind Meister im Ablenken, die leise Stimme wird vom plappernden Ego immer runtergedeckelt. In der Stille nach Innen zu schauen, ist so ein großes Geschenk,“ verrät die 62-Jährige. „Warum gehen wir oftmals so lieblos mit uns selbst um? Warum glauben wir immer, nicht gut genug zu sein?“
Inneren Kritiker wegschnipsen
Für sie ist klar, Monsieur Jacques, unser Ego redet uns das ein. Sie hat dafür eine Fingerschnipp-Lösung: „Redet euch euer Ego negative Gedanken ein, schnippt sie weg! Den Geist zu trainieren ist schwerer als Training im Fitnessstudio, aber umso wichtiger. Zeigt dem Ego den Schweigefuchs, wenn es euer Selbstwertgefühl niedermacht.“
Urvertrauen zum Leben
Ihre Texte sind keine leeren Worthülsen, sie weiß aus Erfahrung, worüber sie spricht und das sieht, spürt und glaubt man ihr. 21 Stimmband-Operationen konnten ihr die Liebe zum Singen nicht nehmen. Ein Tumor, der ihr ein Auge nahm, konnte ihr Urvertrauen zum Leben und ihrem Körper nicht erschüttern. Umso mehr schätzt sie diesen als ihren besten Freund und hat ihm als musikalischen Dank „Hey Körper“ und den deutschen Gospel „Ich bin gesund“ gewidmet.
Ihre ungebremste Lebensfreude leuchtet aus ihr heraus. Dabei versprüht Ullrich eine locker ungezwungene Heiterkeit, die das mitjubelnde Publikum spätestens bei „Ich räum mein Herz auf“, „Frei“ und der Befreiungshymne „So wie ich bin“ nicht mehr auf den Stühlen hält. Die Mutmacherin feiert den Abend, das Leben, ihr Publikum und diese stimmungsgeladene Energie kommt ungefiltert zurück zu ihr.
Es ist wie ein Familientreffen
Maria Neu hört zum ersten Mal die Lieder. Ihre Freundin Christina Ruckmich hat sie nach Brühl mitgenommen. Diese erklärt ihre Begeisterung: „Ich habe Ute vor etwa 15 Jahren kennengelernt. Wir hatten sie für ein Frauenseminar gebucht, seitdem verfolge ich sie. Ihre Lieder laufen in meinem Auto rauf und runter.“ Auch Sängerin Ullrich selbst kommt ins Schwärmen: „Ich bin das erste Mal in Brühl, ich liebe es! Es ist wie ein Familientreffen. Ich glaube, das liegt an den Liedern. Die Menschen, die sich für diese Texte öffnen, öffnen ihr Herz und das spürt man einfach.“
Die Musik ist getragen von Leichtigkeit mit Tiefgang, ob fröhlicher Reggae, heiter mit Ukulele, leiser mit Klavier oder rockig. Die klare Botschaft: „Du bist genug, du bist wundervoll, glaube an deine Stärke, lass los und vertrau dem Leben.“
„Geht raus und liebt, was das Zeug hält!“
Das Publikum will mehr davon, fordert mit seinem Applaus im Stehen Zugaben. „Das war ein toller Abend! Dr. Sutter hatte viel versprochen, er kannte Ute Ullrich ja. Was für ein inspirierender Abend. Wir haben uns gegenseitig Energie gegeben für das ganze Jahr. Brühl hat einiges hinter sich, viele Veranstaltungen sind ausgefallen und genau so etwas brauchen wir,“ fasst Göck seinen Dank zum Abschluss in passende Sätze.
Die letzten Worte gibt die Sängerin lachend ihrem tanzfreudigen Publikum mit: „Ich ballere alle voll mit meiner Liebe, auch im Supermarkt an der Kasse, hab ich mit euch heute auch gemacht. Geht raus und liebt, was das Zeug hält!“
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