Brühl. Das war damals eine Aufbruchstimmung, als im Oktober 1923 die erste Radiosendung ausgestrahlt wurde. Eine ganz neue Welt tat sich auf und brachte Erfinderfamilien zusammen. Jede Weiterentwicklung, jeder Fortschritt, jede Neuerung fand Einzug bei den Ingenieuren wie auch beim technisch versierten Bastler.
Und mittendrin: Julius Karl Görler. Er wusste um die Bedeutung, die der Rundfunk und das Radio in der Zukunft haben würde. Mit gerade mal 24 Jahren gründete er 1923 in einem Hinterhof in Berlin-Moabit sein Unternehmen.
Und er war mit dabei bei den Erfinderfamilien Hans Vogt, Jo Engl und Joseph Massolle, genannt Triergon. Etliche wichtige Erfindungen gehen von dieser Gruppe aus, nicht zuletzt das Lichttonverfahren, das in den 1920er Jahren den Klavierspieler zum Stummfilm ersetzen sollte und das Zeitalter des Tonfilms einleitete. Eines von Hans Vogts Patenten, gemahlenes Eisen und Karton (Papier) miteinander zu verkleben, um Hochfrequenzen besser übertragen zu können, setze Görler erstmals unter der Bezeichnung „Ferrocart“ in seinen Baugruppen für die Radioindustrie und den Radiobastler ein. Ein Riesensprung in der Radiotechnologie.
Und ja, er war verbunden mit den Erfinderfamilien. Hans Vogt war der Patenonkel von Görlers Tochter Regina. Im Jahre 1955 starb Julius Karl Görler und Tochter Regina wurde geschäftsführende Gesellschafterin. Regina Köhler wohnt heute noch in Berlin im Elternhaus.
Von den fünf Fertigungsstandorten der Firma war einer von 1951 bis 1962 in Mannheim und danach in Brühl von 1962 bis 1975.
Vor allem – aber nicht nur – an diese Zeit erinnert das Görler-Museum des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege in der Neugasse. Seit 2018 besteht das Museum zur Firmengeschichte in Brühl, in dem die Standorte, die Technik, die Produkte und die Geschichten von und über die Mitarbeiter dargestellt werden.
Die Heimatstuben in der Neugasse wurden im September 2010 feierlich eingeweiht. Nach dem Umzug des Heimatmuseums in die Kirchenstraße im Jahr 2016 befindet sich seit Oktober in dem historischen Gebäude in der Neugasse das Görler-Museum zur Erinnerung an die Produktionsstätte hochwertiger Radios und Plattenspieler in Brühl in den 1960er Jahren.
Das Museum öffnet am Sonntag, 9. Juli, von 14 bis 18 Uhr seine Pforten für Interessierte. Führungen durch das Museum finden um 14 und um 16 Uhr statt.
Eine Voranmeldung ist laut Heimatverein erforderlich, um die Gruppengröße koordinieren zu können. Der Eintritt ist frei.
Info: Weitere Informationen bei Klaus Triebskorn, Telefon 0176/34 21 56 10 oder per E-Mail an dasgoerlermuseum@gmx.de
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