Bauprojekt

In Brühl entsteht ein Öko-Wohnhaus mit Weitblick

Beim Gemeindewohnhaus in der Brühler Albert-Einstein-Straße startet schon bald der Innenausbau. Der Termin für die Fertigstellung steht ebenfalls fest. Es ist ein Leuchtturmprojekt in Sachen sozialer Wohnbau.

Von 
Nicolai Lehnort
Lesedauer: 
Das steinerne Gemeindewohnhaus steht in einer Reihe mit den Mehrfamilienhäusern aus Holz, die von der Stiftung Schönau errichtet worden sind. © strauch

Brühl. Wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, spielt der soziale Wohnungsbau in Kommunen eine entscheidende Rolle. Insbesondere in Zeiten steigender Mieten und Wohnungsnot gewinnt das Thema immer mehr an Bedeutung. Brühl ist dabei mit dem Gemeindewohnhaus in der Albert-Einstein-Straße ein Leuchtturmprojekt gelungen. „Die Gemeinde Brühl leistet einen beachtlichen und wichtigen Beitrag zum allseits geforderten sozialen Wohnungsbau“, loben die verantwortlichen Architekten Lisa Barucco und Professor Günter Pfeifer vom Architekturbüro „BaruccoPfeifer“.

In einer Reihe mit den Mehrfamilienhäusern aus Holz von der Stiftung Schönau entsteht im Neubaugebiet Bäumelweg-Nord aktuell ein Wohnhaus mit zwölf Wohnungen und über 700 Quadratmetern Wohnfläche. Sie teilen sich auf in zwei Dreizimmerwohnungen, acht Wohneinheiten mit zwei Zimmern sowie zwei mit einem Zimmer. Das ganze Haus wurde barrierefrei errichtet, vier Wohnungen werden außerdem rollstuhlgerecht gebaut.

Aktuell werden Fenster eingebaut

„Momentan ist der Rohbau fertiggestellt“, informiert Chris Oelsner vom Bauamt der Gemeinde Brühl über den aktuellen Stand der Arbeiten. Das Dach ist weitestgehend gedeckt – witterungsbedingt kam es dabei zu kleinen, aber in der kalten Jahreszeit gängigen Verzögerungen – und aktuell werden die Fenster eingebaut. Nach deren Einbau, der etwa Mitte Februar fertig sein soll, ist das Gebäude dann geschlossen, sodass der Innenausbau an Fahrt aufnehmen kann. „Zunächst werden die Trockenbauwände fertiggestellt, parallel erfolgen die Installationen für Sanitär, Heizung und Elektro“, erklärt Professor Günter Pfeifer die kommenden Schritte.

Klimaschutz

„Energiesparkommissar“ Carsten Herbert referiert in Brühl

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Die Fertigstellung für das Gemeindewohnhaus ist im Dezember dieses Jahres geplant. Der Spatenstich war im Mai 2023 erfolgt. Damit liegt der Bau im vorgesehenen Zeitrahmen. Auch der Kostenrahmen entspricht dem Darmstädter Architektenduo zufolge den Erwartungen. „Es wird auf 4,5 Millionen Euro hinauslaufen“, teilen die beiden Verantwortlichen mit. „Das ist seit Beginn der Kostenrechnung klar und dieser Rahmen wird auch eingehalten.“

Im Innern des Rohbaus werden die Wände in Trockenbauweise vorbereitet. Sobald die Fenster eingebaut sind, geht es mit dem Innenausbau richtig los. © strauch

Beim Bau barrierefreier und rollstuhlgerechter Gebäude gilt es, in der Planung auf zahlreiche Besonderheiten zu achten. Das beginnt bei einem Aufzug, entsprechenden Wendekreisen für Rollstühle und dem Verzicht auf jegliche Schwellen, beinhaltet aber auch Aspekte, die erst auf den zweiten Blick auffallen, wie Architektin Lisa Barucco schildert: „Für Rollstuhlfahrer ist es wichtig, dass die Verglasung bis zum Boden reicht. Denn wenn ich im Sitzen aus dem Fenster schaue, blicke ich ansonsten eher in Richtung Himmel und habe wenig Bezug zur Umgebung.“ Durch die bodentiefen Fenster und verglasten Loggien biete sich den Bewohnern hingegen ein Blick über die Felder. In dieser Hinsicht „hat die Gemeinde Brühl ein wirklich tolles Grundstück für diesen Bau“, betonen die Architekten.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Zu dem Gebäude gehören außerdem 18 Parkplätze. Das gibt die Parkplatzsatzung für das Baugebiet vor. Zwei Drittel davon befinden sich rund um das Gemeindewohnhaus oberirdisch, sechs sind in einem offenen Parkdeck unterhalb vorgesehen. Dieses ist mit dem Aufzug per Rollstuhl erreichbar, von außen einsehbar und benötigt keine zusätzliche Lüftung.

Laut Bürgermeister Dr. Ralf Göck ist das Haus zu je einem Drittel von der Gemeinde, dem Land Baden-Württemberg und aus Zahlungen des Bauträgers des Quartiers „Grüne Mitte“ finanziert, der damit den nicht vorhandenen sozialen Wohnungsbau bei der Anlage am Schrankenbuckel abgleicht. Das Gemeindewohnhaus wurde darüber hinaus aus nachhaltig ökologischen Materialien angefertigt. Dabei handelt es sich um eine monolithische Außenwandkonstruktion aus mit Perlite gefüllten Protonziegeln, die den gestiegenen Anforderungen an das Mauerwerk hinsichtlich Wärmeschutz, Statik und Schallschutz entspricht. „Die Dämmung ist ein Naturprodukt und in den Ziegeln geschützt, sie löst keine Allergien aus und ist nicht brennbar“, hebt Architektin Barucco die Vorzüge hervor.

Mehr zum Thema

Gemeindeentwicklung

Warum in Brühl die Ortskernsanierung endet

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Fasnacht in Brühl

Närrische Hexen, Dämonen und Wölfe erobern Rohrhof

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Schüleraustausch

Französische Jugendliche freuen sich schon auf Brühl

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Weitere Nachweise von ökologischer Bauweise und Betrieb sind das begrünte Dach sowie die Photovoltaikanlage darauf und der Einbau einer Wärmepumpe. Damit entspricht das Gebäude dem KfW-55-Standard. Das bedeutet, es verbraucht nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus.

Bewerbungen ab Sommer möglich

Interessenten an einem Einzug ins Gemeindewohnhaus müssen sich noch bis Sommer gedulden. „Etwa vier Monate, bevor die Vermietung starten kann, wollen wir Bewerbungen ermöglichen“, gibt Rüdiger Schmitt von der Gemeinde den Zeitplan bekannt. Grundkriterium für den Einzug sei ein Wohnberechtigungsschein. Den stellt das Brühler Sozialamt aus, wenn entsprechende Vorgaben erfüllt werden.

Berücksichtigt werden zudem Behinderungen oder Wohnungskündigungen. Die Faktoren fließen in einem Punktesystem zusammen, erklärt Schmitt. Über die finale Vergabe entscheide dann entweder die Brühler Wohnungsvergabekommission oder der Gemeinderat. Beim Richtfest im September hatte Bürgermeister Göck von einem Mietpreis von rund sieben Euro pro Quadratmeter gesprochen, das entspreche etwa der Hälfte des gängigen Preises bei Neubauwohnungen in Brühl. Zunächst einmal heißt es in der Albert-Einstein-Straße aber, die zusätzlich schallgeschützten Fenster einzubauen. Sobald Durchzug und Autobahnlärm gebannt sind, kann die Gemeinde mit dem Innenausbau einen weiteren großen Schritt in Sachen sozialer Wohnungsbau machen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke