Festhalle

Kabarett in Brühl: "Spitzklicker" begeistern mit bissigem Humor

Das Kabarettensemble „Spitzklicker“ feiert seinen 40. Geburtstag mit einem exzellenten Programm „Hut ab!“. Die Gruppe bietet niveauvolles Entertainment mit wohldurchdachten Gags, die sich auf den Alltag und die politische Situation beziehen

Von 
Marco Montalbano
Lesedauer: 
Markus König (v. l.), Franz Kain, Susanne Mauder und Daniel Möllemann sind seit 40 Jahren „Die Spitzklicker“. Das feiern sie in der Festhalle mit dem Publikum. © Marco Montalbano

Brühl. Dass bei den „Spitzklickern“ die Mischung stimmt und so beste Unterhaltung garantiert ist, davon konnten sich die Besucher der Festhalle überzeugen. Denn Franz Kain, Markus König, Susanne Mauder und Daniel Möllemann sind Vollprofis und bieten niveauvolles Entertainment mit wohldurchdachten Gags, die sich mal auf den Alltag, mal auf die politische Situation beziehen.

Und mit Franz Kain war zumindest einer von ihnen schon in der Hufeisengemeinde zu Gast. Denn als „Babyboomer“ wurde er bereits als Solist in der Villa Meixner gefeiert. So lag es nahe, dass die Weinheimer, die zahlenmäßig passend zu ihrem runden Geburtstag, 40 Mal in der Region auftreten, auch Brühl einen Besuch abstatteten. Wie sich herausstellte, eine gute Wahl, denn das Publikum goutierte den Auftritt, sodass Kulturchef Jochen Ungerer am Ende der Veranstaltung einlud: „Ihr dürft gerne wiederkommen!“

Gesellschaftskritik mit Humor: Kabarett trifft Klimawandel

Mutter Erde sitzt beim Arzt. Bestürzt ruft sie: „Hilfe, ich habe Menschen!“. Das habe sie selbst im „Interstellarnet“ recherchiert. Der „Planetendermatologe“ beruhigt jedoch: „Das erledigt sich bald von selbst.“ Denn der Mensch werde sich, so wie er agiere, sicher bald selbst ausrotten. Doch aktuell seien da die sichtbaren Folgen für den Planeten, wie der „kreisrunde Waldausfall“. Und wenn sich die Erde mit klimatischem Wandel, Regenfluten und Dürre wehre, seien das auch erste Maßnahmen. Passend gab es danach einen Abschiedssong. „Tschüss, mein lieber Regenwald“, sang die spürbar eingespielte Gruppe swingend – bissiger Humor, serviert mit süffisantem Lächeln.

Mehr zum Thema

Festhalle

Gitarrenmusik in Brühl: Zupferey feiert mitreißendes Jahreskonzert

Veröffentlicht
Von
Maria Herlo
Mehr erfahren
Pfarrzentrum

Theater in Brühl: KjG-Ensemble begeistert mit "Bares, Rares – und weg war es!"

Veröffentlicht
Von
Marco Montalbano
Mehr erfahren
IG Vereine

Termine für Brühler Feste und Veranstaltungen 2024 stehen

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren

Egal, ob es um den Wetterbericht und die Nutzer entsprechender Apps bei „Glei reijets“ (Kurpfälzisch für „Gleich regnet es“) ging, oder Sorgen der hiesigen Gutbürgerlichen, die wegen des Finanzamts auswandern wollen, und neben dem ukrainischen Flüchtling beim Zoll am Grenzübergang stünden, der vor Krieg und Zerstörung fliehe.

Immer mehr kam das Publikum in Stimmung und feierte am Ende ihre vier Helden, auch als es politisch wurde. Kain als Robin Hood alias Olaf Scholz, der einst von den Reichen genommen und den Armen gegeben hätte. Nun sei es genau anders herum, denn, vertraue man manchen Studien, würde das Geld dann besser bei den Armen ankommen, so die angebliche Logik dahinter.

Kabarett "Spitzklicker" nimmt in Brühl aktuelle Politik aufs Korn

Im Laufe des Abends bekamen viele Spitzenpolitiker ihr Fett weg, angefangen von Robert Habeck über Markus Söder bis hin zu Friedrich Merz.

Danach wurden Parallelen von heute zu den 1920er Jahren gezogen. Politisches Chaos, Rechtsruck, hohe Inflation, Kriegsgefahr – all dies habe es schon einmal gegeben. Und dank solcher Desaster wie zum Beispiel dem „Heizungsgesetz“, hieß es auf der Bühne: „Wenn die anderen sich nicht ändern, dann wird Deutschland in Zukunft blau.“

Kulturelle Anspielungen sorgen für Lacher im Brühler Publikum

Höchste Heiterkeit kam auf, als die Kabaretttruppe alte Hits aus dieser Zeit anstimmte – mit leicht verändertem Text. „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?“ aus dem Film „Das weiße Rössl“ wurde so zu „Was kann die Menschheit denn dafür, dass sie so doof ist?“.

Dem Publikum gefällt der Auftritt der Weinheimer Künstler, die wie allseits zugestimmt wird, gerne wieder in die Hufeisengemeinde kommen dürfen. © Marco Montalbano

Für noch mehr Heiterkeit sorgte „Ein Joint, ein guter Joint, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“ in Abwandlung des bis heute bekannten Hits aus dem Heinz-Rühmann-Film „Die Drei von der Tankstelle“. Da kannte das Publikum kein Halten mehr und sang aus Leibeskräften die Anspielung auf die jüngst in Kraft getretene Cannabis-Liberalisierung auf Initiative von „Hanf Dampf in allen Gassen Karl Lauterbach“ mit. „Frisch und legal liegt Cannabis bald im Lidl-Regal“, sangen sie so auch konsequenter Weise.

Dem Brühler Zuschauerpaar Werner und Natalie Augsburger gefiel der Auftritt sehr. Sie kommentierten: „Eine tolle Mischung aus Politischem und nicht Politischem. Sehr kurzweilig. Gut gesungen haben sie auch.“ Kurt Schippl aus Rheinau meinte: „Ich mag sehr, wie sie alte Lieder umgedichtet haben. Einfach spitze.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke