Brühl. Sie ist nicht nur eine herausragende Sängerin, sondern auch eine charmante Erzählerin: Joana, die Liedermacherin aus der Kurpfalz. Es sei schon ein spezieller Abend, gestand sie bei ihrem Auftritt in der Villa Meixner, die ihr 125-jähriges Bestehen feiert. „Ich freue mich bei diesem Jubiläum hier zu sein“, verkündete sie, insbesondere da sie selbst ein kleines Jubiläum begeht.
In den vergangenen Jahrzehnten sei sie mindestens zehnmal hier aufgetreten, das erste Mal vor 28 Jahren, am 14. Dezember 1996, und gemeinsam mit dem Saitenvirtuosen Adax Dörsam stehe sie seit 30 Jahren auf der Bühne. Aus den verschiedenen dort seitdem aufgeführten Programmen habe sie verschiedene Lieder ausgewählt, die sie nun unter dem Motto „Ich staune bloß“ zu Gehör brachte.
Joana begeistert mit musikalischer Vielfalt und neuen Songs
Obwohl die 1944 in Neustadt im Schwarzwald geborene, vielfach ausgezeichnete Sängerin dieses Jahr, wie sie sagte, einem „beachtlichen“ Geburtstag entgegensieht, besticht nach wie vor ihr Timbre, tief und warm, mitunter kraftvoll, auch nach sechs Jahrzehnten Bühnenpräsenz. Und der intime Rahmen der Villa Meixner behagte ihr sehr, sie ging auf das Publikum zu und präsentierte sich als perfekte Entertainerin.
Der Abend offenbarte sich nicht nur als musikalische Reise in die Vergangenheit, Joana ließ sowohl altbekannte als auch neue Songs in verschiedensten Stilen erklingen. Und wie immer konnte sie auch diesmal mit ihrem zuverlässigen Begleiter, dem Saitenpoeten Adax Dörsam, zählen. Der wusste die Freiräume immer wieder für Improvisationen und Soli zu nutzen und gab dem Konzert auf diese Weise den entscheidenden Pulsschlag.
Adax Dörsam beeindruckt mit vielseitigen Instrumenten
Dabei griff er nicht nur zur Gitarre, sondern entlockte auch dem Banjo, der Ukulele, der Bouzouki, der Saz oder der Oud mitreißende Rhythmen. Und Joana begann mit dem Lied „Und das Haar hängt mir im Wind“ aus dem Jahr 1974, ein Cover von Georges Moustaki „Le métèque“, in dem sie ironisch verfremdet ein Selbstporträt zeichnet: „Ich bin nicht hässlich und nicht schön, ich werde meistens überseh’n und bin nicht nur verfolgt vom Glück. Ein guter Ruf eilt mit voraus, doch bitte sehr, den gleich’ ich aus durch einen liederlichen Blick …“
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Etliche Freunde von ihr, die in Mannheim leben, haben seit vielen Jahren hier eine neue Heimat gefunden, erzählte sie, und die sagen in Situationen, wo alles schiefläuft, „auch das geht vorüber“. In gleicher Situation habe sie in Tansania ein Sprichwort gehört, das heißt „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich“. Zur Erheiterung des Publikums formulierte es Joana auf Kurpfälzisch so: „Am End vun de Nacht werd’s doch wieder hell.“
Im Lied rät sie, alltägliche Missgeschicke mit Gelassenheit zu ertragen. Schon vor 175 Jahren, während der 1848er Revolution, haben auch in Baden die Menschen „gegen fürstliche Willkür gekämpft für all die freiheitlichen Errungenschaften, die wir immer wieder verteidigen müssen“, sagte Joana.
Revolution und Freiheit: Joanas musikalische Hommage
Gemeinsam mit Dörsam habe sie zum Jubiläum der Revolution das Album „Tun wir was dazu“ herausgebracht, aus dem sie für diesen Abend den Song „Hallelujah, wir wandern nach Amerika“ auf einen Text von Hoffmann von Fallersleben ausgewählt habe.
Darin nimmt der Dichter die Auswanderer, die vieles mitgenommen haben, „weil es in der neuen Welt, sonst dem Deutschen nicht gefällt“, auf die Schippe. Unvergesslich wird das Lied „Mei Sprooch, ihr Leut, is de Blues – die derf mer net von vorne runner höre“ bleiben, in dem die als „Mannemer Bloomaul“ ausgezeichnete Sängerin dem Kurpfälzer Dialekt ein Denkmal setzt, oder „Isch hab mei Handy vergessen“, dessen Refrain das Publikum im Chor mitsang.
Ausdrucksstarke Lieder und Gedichte über die Zeit
Heimat ist für Joana in der Melodie ihrer Muttersprache zu finden, dort, wo sich Worte in Musik verwandeln. Und dies kann sie auch am besten, ihre eigenen Lieder interpretieren, Ohrwürmer, die bei keinem ihrer Auftritte fehlen dürfen. Sehr ausdrucksstark verkörperte sie, mimisch und gestisch, die lebenserfahrene Ratgeberin in Liedern, in denen sie ironisch über das Vergehen der Zeit nachdenkt wie „Ich staune bloß“ oder in Gedichten, die sie über die Zeit rezitiert, darunter „Vom Verschwinden der Gegenwart“ von Sigrid Grabert oder „Die Zeit“ von Wilhelm Busch.
Ein emotionaler Abschluss und ein zweites Konzert
Wie für das Ende geschaffen, intonierte Joana zum Schluss „Das war alles für heute“, nicht ohne dass sie Katja Rheude vom Kulturamt der Gemeinde für die achtsame Betreuung dankte und dem Publikum für seine Treue. Dieses dankte zurück mit lang anhaltendem Applaus, dem die gemeinsam gesungenen Zugaben „Die Gedanken sind frei“ und „Von guten Mächten“ folgten.
Bei einem zweiten Konzert einen Abend später, das sie spontan angeboten hatte, weil die Eintrittskarten so schnell verkauft waren, war ihr Begleiter Peter Grabinger. Auch mit diesem erstklassigen Pianisten verbindet Joana eine jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit – dass sich die beiden Musiker bestens verstehen, wurde bei diesem Auftritt für das Publikum auch herrlich hörbar.
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