Brühl. Weil es gleich zwei runde Jahrestage sind, wird auch zweimal gefeiert. Die Villa Meixner wird 125 Jahre alt, Sängerin Joana steht seit 60 Jahren auf der Bühne – kaum zu glauben. Mit der mehrfach ausgezeichneten Preisträgerin verbindet man Qualität und Engagement als Chansonsängerin und Liedermacherin. 1964 war ihr erster Fernsehauftritt in Peter Frankenfelds Sendung „Und Ihr Steckenpferd“, seitdem ist sie auf den Bühnen zu Hause. Und so ist ihr aktuelles Konzert auch schlicht mit „Jubiläumsprogramm“ überschrieben.
Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern liegen bei ihr nah beieinander – auch bei ihren beiden Konzerten am Donnerstag, 27. Juni, und am Freitag, 28. Juni, jeweils ab 20 Uhr in der Villa Meixner. Begleitet wird Joana beim ersten Konzert vom Saitenvirtuosen Adax Dörsam. Doch diese Veranstaltung ist bereits restlos ausverkauft. Beim Zusatzkonzert am Freitag, 28. Juni, wird der Pianist Peter Grabinger ihr musikalischer Begleiter sein – da sind letzte Karten noch erhältlich.
Hildegards Yucca-Palm, Gretna Green, Mannheimer Barrikade stehen exemplarisch für die enorme Bandbreite Ihres Repertoires – haben Sie einen Schwerpunkt in ihrem Programm für Brühl?
Joana Emetz: Es ist ein Jubiläumsprogramm in jeder Hinsicht. Die wunderbare Villa Meixner wird 125 Jahre und die Sängerin, also ich selbst, steht an diesen beiden Abenden bestimmt zum zehnten Mal auf dieser Kleintheater-Bühne. Ich suche gerade in meinem Archiv Lieder aus allen Programmen, die ich sowohl in diesem Haus als auch in der Brühler Festhalle gesungen habe. Also, mein Publikum am ersten Abend mit Adax Dörsam und am Wiederholungsabend mit Peter Grabinger, darf sich auf eine bunte Palette meines Repertoires freuen. Es sind ganz neue Lieder dabei, aber auch einige Klassiker, auf die man schon wartet, wie ich erfahren habe.
Haben Sie auch Lieder für diese Abende „ausgegraben“, die für Sie fast schon vergessen waren?
Joana: Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten über 30 Alben veröffentlicht, da ist es klar, dass bei den Konzerten meist die aktuelleren Lieder auf meiner Konzertliste stehen und die sehr früh geschriebenen Lieder eben nicht mehr. Das wird allerdings in Brühl anders sein. Seit der junge Rapper Marsimoto mein bereits 1969 geschriebenes und 1971 veröffentlichtes Lied „Für dich, du heile Welt“ als Grundlage eines eindringlichen Rapsongs verwendet hat, ist mir mein eigenes Lied – das ich völlig vergessen hatte – in seiner Aktualität wieder präsent geworden. Ich werde es aber jetzt wieder in Brühl so singen, wie es damals auf meiner LP geklungen hat. Dass ein Rapper von heute mit meinem alten Lied an die 200 000 Klicks bekommt, und zwar bei jungen Leuten, hat mich allerdings nachdenklich gemacht: Sind die Themen meines Liedes immer noch so aktuell? Mein Lied stand damals bei einigen Rundfunkanstalten auf dem Index wegen „Schwarzmalerei“.
Wenn Sie die Lieder der Badischen Revolution in Ihren Programmen betrachten und die heutige Entwicklung sehen: Haben Sie dann nicht ohnehin Sorge um unsere Demokratie?
Joana: Ja – und wie! All die demokratischen Errungenschaften, die wir Nachgeborenen heute so selbstverständlich leben dürfen, wurden damals erkämpft und gefordert von den tapferen Frauen und Männern jener Zeit vor und um 1848/49. Viele Kämpfende, die nicht mehr flüchten konnten, haben ihr Leben gegeben für Freiheit, Gleichheit und Demokratie. Denen müssen wir doch Respekt zollen und auch ihre Lieder in guter Erinnerung bewahren, indem wir sie singen. Und indem wir uns wehren gegen radikal-extremistische Strömungen von allen Seiten. In meinem Lied „Wir sind viele“ rufe ich auf dazu, unsere Demokratie zu bewahren, uns nicht von Hetzern und Ketzern beeinflussen zu lassen. Wir müssen auch den Mut aufbringen zur Intoleranz gegen diejenigen, die unsere Demokratie benutzen wollen, um sie letztlich abzuschaffen.
Zur Person
Joana wurde 1944 in Neustadt im Schwarzwald, heute Titisee-Neustadt geboren.
Ihr bürgerlicher Name ist Johanna Emetz. Sie wuchs mit ihrer Mutter und Großmutter in Mannheim-Pfingstberg auf.
Nach der Schule studierte sie Romanistik, Germanistik und Pädagogik und begann eine klassische Gesangsausbildung in Mannheim.
Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie 1964 in einer Show von Peter Frankenfeld.
Ab 1965 gab sie regelmäßig Konzerte, zunächst mit Folklore, dann mit Chanson.
1966 nahm sie ihre erste Schallplatte, „Von fremden Ländern“, auf. Sie hat inzwischen rund 30 Alben veröffentlicht. Ihre Lieder sind in viele Schul- und Musikbücher aufgenommen. ras/zg
Singen Sie bei Ihren Auftritten lieber in der „Schbrooch“, in Hochdeutsch oder in Französisch?
Joana: Die Liebe zu den Sprachen in denen ich singe, ist gut verteilt, wobei ich bei „unserm Kurpälzische uffbasse“ muss, dass mir „de Hildegard ihr Yuccapalm nät iwwer de Kopp wachse dut“. In der Hochsprache erreiche ich aber noch mehr Menschen, weil natürlich nicht alle die Feinheiten unserer „schääne Mudderschbrooch verstehe könne“. Das Französische hat mich immer schon begeistert und beeinflusst wegen der vielen herausragenden Chansons. Die Sprache an sich ist schon wie Musik für mich. Und Chansons von Jacques Brel oder von Barbara haben auch wegen ihrer Texte Geschichte geschrieben.
Ist es für Sie ein Unterschied, ob Sie Ihre Lieder mit Gitarren- oder Klavierbegleitung singen?
Joana: Ja, es ist ein Unterschied. Ich interpretiere anders und meine beiden Musiker Adax Dörsam, mit dem mich 30 Jahre, und Peter Grabinger, mit dem mich 44 Jahre Zusammenarbeit verbinden, setzen die Akzente jeweils anders. Das macht jedes Mal richtig Freude. Und es ist so schön, dass beide – die wirklich sehr, sehr Vielbeschäftigte sind – an diesen beiden Tagen für die Konzerte in der Villa Meixner zusagen konnten. Die Proben für Brühl haben uns schon Spaß gemacht. „Mir freeä uns rischtisch – die Zwee sinn jo aa Kurpfälzer.“
Da ist sie wieder als Thema: Was verbinden Sie mit der Villa Meixner, die ja 125 Jahre alt geworden ist?
Joana: Ich singe ohnehin im persönlicheren Rahmen eines Kleintheaters, wo man die Menschen sieht und unmittelbar spürt, lieber als beispielsweise in den großen unpersönlichen Hallen, in denen ich auch schon bei Großveranstaltungen aufgetreten bin. In der Gruga-Halle in Essen oder im Zirkus-Krone-Bau in München beispielsweise hatte ich wirklich das Gefühl, dass meine leisen Lieder gar nicht bis in die letzten Reihen durchdringen. Da war ich dann doch lieber in der Münchner Lach-und-Schießgesellschaft oder im Düsseldorfer Kommödchen auf der Bühne. Schön klein und fein. Wie in der Villa Meixner halt. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die schöne Villa Meixner.
Info: Für das Zusatzkonzert am Freitag, 28. Juni, ab 20 Uhr in der Villa Meixner gibt es nur noch wenige Karten im Vorverkauf für 20 Euro an der Rathauspforte und im Kundenforum unserer Zeitung in Schwetzingen, Telefon 06202/20 52 05.
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