Brühl. Beim ersten Ferienprojekt der Jugendkunstschule schufen neun Kinder über zwei Vormittage Skulpturen aus Specksteinen. „Es ist natürlich auch für die Eltern schön, dass das Projekt direkt an den ersten zwei Ferientagen stattfindet, so kann zu Hause der Urlaub vorbereitet werden“, meint die Projektleiterin der Jugendkunstschule und freischaffende Künstlerin Andrea Tewes.
Für die Bearbeitung bekamen die sechs Mädchen und drei Jungen zwischen sieben und zehn Jahren einen Brocken Speckstein, aus dem sie dann ganz nach ihrem Empfinden ein individuelles Kunstwerk herstellen sollten. Das Verfahren aus der Bildhauerei sei etwas ganz besonderes, erklärt Tewes und führt aus: „Oft wird in der Kunst etwas aus dem Nichts erschaffen, hier haben die Kinder aber schon den Stein und sollen mit ihrem Vorstellungsvermögen das vom Stein entfernen, das nicht zur Vorstellung ihrer Skulptur passt. Das braucht Konzentration und jede Menge Fleiß.“
Ein weiter Weg bis zur Skulptur in der Brühler Jugendkunstschule
Angefangen hatten die Kinder damit, die Steine mit einer halbrunden Raspel zu bearbeiten, bevor sie dann zu verschiedenen Schleifpapieren übergehen konnten. Begonnen wurde mit einer groben Körnung zur Beseitigung von deutlichen Unreinheiten, für den Feinschliff nutzten die Projektteilnehmer dann ein Schleifpapier mit höherer Körnung. Nachdem der Stein feierlich getauft wird, kann mit Nassschleifpapier auch die letzte unerwünschte Kante beseitigt werden.
Ihren lang anhaltenden Glanz verleiht der Skulptur eine Fettpolitur. Das Spannende an diesem Prozess sei gewesen, dass die Nachwuchskünstler freihand loslegten und erst im Laufe des Projektes Ideen entwickelt hätten, was aus dem Speckstein werden sollte, findet die Leiterin. „Es ist sehr fantasiegetragen, erst denkt das Kind, die Skulptur könnte ein Löwe werden, dann ein Krokodil und am Ende wird es ein Bär. Dieser freie Interpretationsspielraum fördert das abstrakte Denken, wie es in der Schule oft zu kurz kommt“, vertieft Tewes.
Doch nicht ausschließlich die Fähigkeit zur Abstraktion scheint die freischaffende Künstlerin den Schülern mitgeben zu wollen, bei der Taufe der Steine erklärt sie: „Die Steine werden durch das Wasser grün, blau, grau und braun, es handelt sich eben um Naturobjekte, alle Steine sind individuell. Keiner wie der andere.“
Ein leises Raunen geht durch die Runde, als Jasmins graue „Schildkröte mit Vanillepanzer“ plötzlich in strahlendem Grün aus dem Wasser kommt.
Ferienprogramm in der Jugendkunstschule Brühl: Es bleibt letztlich ein Stein
Sie hätte gar nicht gewusst, dass man mit einem einfachen Stein so viel machen könnte, meint Teilnehmerin Estella und wirft hinterher: „Das hat so viel Spaß gemacht.“ Es sei nicht ihr erstes Projekt der Jugendkunstschule, an dem sie teilnehme. „Meine Skulptur bleibt ein Stein. Jetzt ist es aber ein viel schönerer Stein“, beschreibt das begeisterte Mädchen ihr Kunstobjekt.
Der junge Künstler Niklas sieht in seiner Skulptur mehr als einen Stein: „Eigentlich sollte es der Kopf eines Brachiosaurus werden, jetzt sieht die eine Seite aus wie ein Wal. Die Skulptur wird richtig viel.“ Er wolle sich nicht festlegen, jeder könne selbst entscheiden, was er in dem Werk erkenne, erklärt Niklas stolz und fügt an: „Das hat mir richtig viel Spaß gemacht.“
Den Kindern werde bei den Projekten der Jugendkunstschule nicht strikt vorgeschrieben, was sie tun sollen, sie würden viel mehr in ihrer Individualität gefördert, resümiert die leitende Künstlerin ihre Arbeit. Nächste Woche widmen sich die Kinder der Jugendkunstschule in ihrem Projekt der Malerei, wie Tewes verrät.
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