Brühl. Gerade weil sie selbst viel mit Papier arbeite, sei das viertägige Projekt in Brühl eine Herzensangelegenheit für Andrea Tewes. „Es ist schön, den Kindern zu zeigen, wie viel in diesem einfachen Rohstoff steckt“, findet die freischaffende Künstlerin. Sie lud zum wiederholten Male Heranwachsende zwischen sechs und zwölf Jahren dazu ein, die Vormittage der Schulferien mit Kreativität zu füllen.
Entdeckung der Papierkunst durch Papierschöpfung und Kreativität
„Am ersten Tag haben wir erst mal Zeitungen, Tüten und Klopapier zerrupft“, erinnert sich Lucia. Die Schnipsel hätten sie dann in Wasser eingeweicht, sagt die Siebenjährige. Tewes, die Leiterin des Projektes „Experimentelle Papierschöpfung“, konkretisiert: „Der erste Tag war dazu da, mal ein Gefühl für das Papier zu bekommen, da haben wir viel ausprobiert.“ Erst am zweiten Tag sei die Gruppe aus acht Kindern zur eigentlichen Papierschöpfung gekommen.
Mit einem Stabmixer hätten die Kinder die eingeweichten Schnipsel zu einem Brei, der sogenannten „Pulpe“, vermixt. Später durften die Kids dann die Masse mit einem Holzrahmen, der mit einem Sieb bespannt ist, aus dem Wassereimer schöpfen. „Das Faszinierende dabei ist, dass dieser Brei ohne weitere Veranlassungen zu einem Papierbogen trocknet“, sagt die begeisterte Künstlerin. Die Papierbögen hätten sie dann, durch Küchentücher getrennt und Pappe beschwert, gestapelt, erzählt Lucia. Tewes fügt hinzu: „Dieser Prozess ist gar nicht so einfach. Da mussten die Kids ganz schön rumprobieren.“
Ferien in Brühl: Mit „Action Painting“ gestaltet
Als die Papierschnipsel, die von den Kindern in verschiedenen Größen geschöpft wurden, trocken waren, hätten sie diese erst mal auf die Leinwand gelegt. „Damit wollten wir schauen, wie wir die Schnipsel am besten anordnen“, erklärt die elfjährige Anna. Bevor sie die Schnipsel auf die Leinwand klebten, hätten sie aber zunächst den Hintergrund gestalten müssen. „Der sollte den Himmel darstellen“, so die ebenfalls elfjährige Ronja. Projektleiterin Tewes bestätigt, dass die Teilnehmer für den Hintergrund eine Paste aus Marmormehl, Acrylfarbe, -binder und Papierschnipsel anrührten und auf die Leinwand auftrugen.
Von Papierbögen zu künstlerischen Collagen mit Action Painting
Der Hintergrund war fertig – die Schnipsel für den Vordergrund allerdings noch grau und trist. „An dieser Stelle haben wir erstmal ein bisschen Theorie gebraucht. Ich habe den Farbkreis erklärt, damit die Teilnehmer wissen, welche Farben zusammenpassen“, so Tewes. Dies sei ein besonders wichtiger Schritt gewesen, die Kinder sollten das neu geschöpfte Papier nämlich mit der Methode „Action Painting“ gestalten. Das sei eine Technik, bei der verschiedene, flüssige Acrylfarben ineinander einlaufen würden.
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Um den ersten Klebstoff-Einsatz kam das Projekt bis zum letzten Tag herum. „Wir haben unser neues Papier zerschnitten und auf die Leinwand geklebt“, sagt Julian (10). Dabei hätten die Kinder darauf achten sollen, die Papierschnipsel nur in der Mitte mit Klebstoff zu beschmieren, erklärt die freischaffende Künstlerin: „Dadurch, dass nicht überall Kleber ist, entstehen Lücken und Schatten.“ Die Folge sei der, bei den Kindern äußerst beliebte, dreidimensionale Effekt.
Am Freitag, den letzten Projekttag, beenden die Kinder ihre kreative Arbeit eine halbe Stunde früher, um ihren Eltern bei einer Vernissage die Kunstwerke zu präsentieren.
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