Ferienprogramm

Kreativität mit Lernfaktor an Brühler Jugendkunstschule

Frei von Noten und Zwängen lassen Kinder in der Brühler Jugendkunstschule beim Ferienprogramm ihrer Kreativität freien Lauf und erlernen unterschiedliche Maltechniken.

Von 
Nicolai Lehnort
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Entscheidet gemeinsam mit Mutter Caroline Peters, welche Bilder den Weg an die Wand finden: Die neunjährige Nachwuchs-künstlerin Nora (r.). © Nicolai Lehnort

Brühl. In der Schule gehört Kunst nicht zu ihren Lieblingsfächern. „Ich mag es nicht, weil man dafür benotet wird“, begründet Nora – um daraufhin für eine neunjährige Schülerin bemerkenswert reflektierte Worte zu wählen. „Dabei ist Kunst doch eigentlich nie falsch“, sagt sie. Zustimmung von Freundin Emma: „In der Schule ist man nicht so frei.“

Genau diesen Ansatz verfolgt Nina Kruser in ihren Kursen. „In der Schule müssen sie es machen“, sagt die freischaffende Künstlerin über das Fach Kunst. „Aber hier kommen interessierte Kinder. Sie wollen das machen.“ Mit Betonung auf den Worten müssen und wollen.

Im Mehrzweckraum der Brühler Sporthalle erhalten die Werke den letzten Schliff

Das ist den Kindern bei der Jugendkunstschule anzusehen. Im Mehrzweckraum der Sporthalle gegenüber der Schillerschule werden die letzten Pinselstriche detailverliebt und mit höchster Präzision aufs Papier gezaubert. Das perfekte Bild soll entstehen. Schließlich steht zum Abschluss der Projektwoche der große Höhepunkt bevor.

Das aufwendigste Werk der zehn Teilnehmer zeigt eine Strandidylle aus der Vogelperspektive. Die ersten Farbtupfer haben sie mit flüssigen Acrylfarben auf die Leinwand gebracht, schildert Emma. Dann hieß es, die verschiedenen Blautöne des Meeres immer wieder einen Tag trocknen zu lassen. Abgerundet mit der in weißer Farbe aufgetupften Gischt, ging es dann an den Strand, wo eine weitere Technik Anwendung fand. Eine eigenhändig angerührte Strukturpaste aus Spachtelmasse und Sand bildet die Sandbänke nicht nur optisch, sondern auch haptisch ab. Gekrönt wird das Werk von separat bemalten und mit Heißklebern aufgesetzten Sonnenschirmen sowie gezeichneten Palmen.

In der Collage wurden mehrere Techniken miteinander kombiniert, berichtet Künstlerin Kruser, die ihr Atelier in Hockenheim hat. Isoliert hatten sie zuvor Zeichnungen und verschiedene Malereien angefertigt. Von Wüstenlandschaften und Kakteen bis hin zu Muscheln und Palmen stand die Woche unter dem Motto „Sommer, Sonne, Farbenrausch“.

Jugendkunstschule Brühl: Erfolgserlebnisse für die teilnehmenden Kinder

Besonders gut geeignet für die Nachwuchskünstler ist die Arbeit mit Acrylfarben. „Die kann man sehr gut übermalen“, erklärt Kruser. Gefalle den Kindern etwas einmal doch nicht, machen sie einen Fehler, könnten sie einfach eine neue Farbschicht auftragen. „Das sorgt dafür, dass sie nicht frustriert sind, stattdessen haben sie Erfolgserlebnisse“, begründet die Künstlerin. Kruser bringt den Teilnehmern der Jugendkunstschule nicht nur die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien und Farben bei, sie übt auch Techniken mit ihnen.

Zehn Teilnehmer im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren besuchen die Jugendkunstschule bei der freischaffenden Künstlerin Nina Kruser eine Woche lang. © Nicolai Lehnort

„Die Schnecke oder den Elefanten konnte ich davor nicht“, erzählt Jasmin. Jetzt male die Achtjährige das Schneckenhaus nicht mehr mit einzelnen Kreisen, sondern hat eine effizientere Vorgehensweise erlernt. „Das kann wirklich jeder lernen“, ermutigt Kursleiterin Kruser alle Interessierten. Schließlich sei Kunst nicht nur Kreativität, „es ist auch ein Handwerk“, sagt sie. So bringt sie Jasmin, Leonie und ihren Freundinnen und Freunden in den 20 Stunden, die sie von Montag bis Freitag jeweils am Vormittag gemeinsam werkeln, unter anderem bei, wie sie mit Bleistift und Papier mit einfachen Formen beginnen und daraus immer komplexere Formen erschaffen – wie ein Schneckenhaus oder einen Elefanten.

Sind die letzten Pinselstriche gezogen, der Kaktus in der vertrockneten Wüste vollständig ausgemalt, heißt es zügig Pappe, Papier und Pinsel wegzuräumen und aus der Malwerkstatt im Keller im Handumdrehen ein kleines Atelier zu erschaffen. Schultische bilden die Ausstellungsfläche, Stühle dienen der angemessenen Präsentation der Leinwände. Und das ein oder andere Kunstwerk verschwindet sogar noch flugs.

Zum Abschluss der Projektwoche in Brühl kommen die Familien

„Meine schlechten Arbeiten haben wir zum Glück untendrunter gelegt“, sagt Jasmin scherzend. Eltern, Großeltern und Geschwister sollen nur die besten Werke zu Gesicht bekommen, denn sie besuchen die Nachwuchskünstler zum Abschluss der Projektwoche.

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„Die kommen im Bilderrahmen ins Wohnzimmer“, kündigt Caroline Peters an und zeigt auf die Wüstenlandschaft mit Kakteen und Mond aus Acrylfarben. Ihre Tochter Nora war bereits im vergangenen Jahr bei der Jugendkunstschule mit dabei. Eines der Werke hängt bereits in ihrem Kinderzimmer. „Du hast richtig was gelernt“, staunt die Mutter. Auch zuhause sei Nora ständig am Malen und Basteln.

Die Begeisterung für die Kunst eint alle zehn Teilnehmer an der Jugendkunstschule in diesen Sommerferien, lobt Nina Kruser die Kinder vor ihren Verwandten. „Sie hatten so großes Interesse, das kommt wirklich selten vor“, sagt sie. Dann entlässt sie den Nachwuchs zum Rundgang in ihrem ganz eigenen Atelier und zieht sich zurück. „Wenn ich die Kinder mit leuchtenden Augen sehe, ist das für mich der größte Dank“, sagt sie nach getaner Arbeit. Vielleicht findet eines von ihnen in Zukunft den Weg nach Hockenheim, in Nina Krusers kleine Kunstschule.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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