Brühl. Wenn man das Werkstatt-Atelier von Gisela Baumann in der Rheinauer Straße betritt, weiß man gar nicht so recht, wohin man zuerst schauen soll. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken: Auf Sockeln – die als solitär schon beeindruckende Kunst sind – stehen verschiedene Objekte, an den Wängen hängen Installationen und auf einem Tisch liegen unterschiedliche Naturmaterialien bereit. Seit 2015 hat Baumann das Werkstatt-Atelier in Brühl, einige Zeit später kam Nachbarin Ina Sudano mit dazu. Zusammen bilden sie ein perfektes Duo, dass sich in seinem Schaffen wunderbar ergänzt.
Die Natur zieht sich durch die Kunst von Gisela Baumann wie ein roter Faden. Kein Wunder, denn sie ist in einer Gärtnerei aufgewachsen und so mit der Natur groß geworden. Der grüne Daumen wurde der Künstlerin in die Wiege gelegt – sie machte eine Ausbildung zur Floristin und besuchte später die staatliche Fachschule für Blumenkunst in Weihenstephan. „Die Ausbildung war sehr intensiv“, berichtet Baumann, dass sie handwerklich und fachlich geschult wurde. Botanik sei ein großes Thema gewesen, aber selbstredend auch die Gestaltung. So habe sie unter anderem Galerien und Werkstätten von Keramikern, Malern und Architekten besucht. Diese Ausbildung bilde die Grundlage für das allumfassende Schaffen der Künstlerin.
26 Jahre lang betrieb sie eine Werkstatt für florale Gestaltung in Schwetzingen in der Friedrichstraße. Vor zwölf Jahren gab sie den Laden in der Nachbarstadt auf, war aber weiterhin als Floraldesignerin tätig. „Der Gestaltungsgedanke hat sich immer durch mein Leben gezogen“, berichtet Baumann. Sie orientierte sich mehr hin zur Kunst und suchte sich schließlich Räumlichkeiten in Brühl, ihrem Wohnort.
Natur ist ein zerbrechlicher Schatz
Im Atelier lässt sie ihrer Kreativität freien Lauf. Inspiriert ist Baumann immer, wie sie verrät. Mit ihrer Kunst möchte sie auf die Natur aufmerksam machen, ihre Zerbrechlichkeit aufzeigen und zur Vorsicht ermahnen. „Wir müssen die Natur schützen“, macht sie deutlich.
Der Mensch müsse sich dessen als Teil der Natur bewusst sein. So sind die Ausgangsmaterialien ihrer floralen Installationen immer Naturmaterialien. In ihren Werken wird die Natur sichtbar. Gemischt mit etwa Beton, Metall oder Plexiglas entsteht eine Gegensätzlichkeit: Die Naturmaterialien stehen reziprok zu dem Konstruiertem. Dazu arbeitet Baumann viel mit Oberflächenstrukturen und Farben. Außerdem spielen Veränderungsprozesse von Pflanzenteilen eine Rolle. Zu jeder ihrer Installationen kann sie viel berichten. „Ich mag Klarheit in den Objekten“, erklärt sie, „vieles wirkt sehr linear.“ Wichtig sei ihr die Harmonie in ihren Werken. Eine Balance, die für den Beobachter auf den ersten Blick erkennbar ist und dennoch tiefer geht.
Die meisten Arbeiten – betonieren, arrangieren, schweißen – macht die Künstlerin in ihrem Atelier selbst. Bei größeren Projekten, etwa bei aufwendigen Schweißarbeiten, holt sie sich Hilfe von Profis. Die Herausforderung sei Werkstoff und Situation miteinander so zu kombinieren, dass es am Ende eine stimmige Installation ergibt.
In einer Ecke stehen etwa zwei alte Schachfiguren aus Holz, die Baumann weiß koloriert hat. Aus Draht hat sie darüber hinaus zwei Männchen geformt: das eine sitzt auf der Schachfigur, das andere klettert das Holz empor.
Die Installation trägt den Namen „Schachmatt“ und zeigt die verschiedenen Wege, die ein Mensch gehen kann. „Der eine ist bereits oben angekommen, der andere ist noch am Aufsteigen“, meint Baumann. Typisch sind die Sockel aus Draht, Beton und einer spiegelnden Oberfläche, die die Werke perfekt in Szene setzen.
Jedes Werk, so Baumann, entstehe in einem individuellen Prozess. Die Kunst kommt aus dem Inneren und manifestiert sich in dieser ganz speziellen Art, die es definitiv kein zweites Mal zu finden gibt.
Ihre Kunst haben Baumann und Sudano bereits mehrfach ausgestellt. Im Februar 2025 ist die nächste Ausstellung geplant. Wer vorher schon einmal das Werkstatt-Atelier besuchen möchte, ist herzlich willkommen, betont Baumann.
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