Ausstellung

Künstler zeigen "Berührungen" in Villa Meixner in Brühl

Die Künstlerinitiative Schwetzingen präsentiert sieben spannende Sichtweisen auf das Thema „Berührungen“. Die Ausstellung ist bis zum 2. Juni zu sehen.

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Catherina Zelt
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Bürgermeister Dr. Ralf Göck begrüßt die Gäste. © Zelt

Brühl. Ein Einkaufstrolley steht im ersten Obergeschoss der Villa Meixner in Brühl. Er ist beladen mit einem Schlafsack, eine bunte Tasche voller Pfandflaschen ist am Griff befestigt und davor liegt eine Decke auf dem Boden ausgebreitet. Das Werk „Reality Show“ von Traudel Hagmann löst Unbehagen aus. Es zeigt eine alltägliche Szene, eine Schau der Realität. Die Künstlerin erzählt eine Geschichte von Armut und lenkt bewusst den Blick auf etwas, vor dem Menschen nur allzu gern die Augen verschließen möchten.

Es sind Objekte wie diese, die die Betrachter berühren, etwas in ihnen auslösen. Bei der Ausstellung „Berührungen“ der Künstlerinitiative Schwetzingen (KIS) ist der Name Programm: Sechs Künstler aus der Region bringen in der Villa Meixner Malereien, Fotografien, Installationen und Skulpturen zusammen, die auf verschiedene Weise berühren.

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Neue Kunst in der Villa Meixner in Brühl

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Bei der Vernissage wurde es kuschelig im Kulturzentrum – der Andrang war enorm. Elias Drozd von der Klangfabrik Mannheim/Brühl leitete mit sanften Klavierklängen in den Abend ein, bevor Bürgermeister Dr. Ralf Göck Besucher und Ausstellende begrüßte. Was berührt mich? Was will ich berühren? Was darf nicht berührt werden? All das seien Fragen, mit denen sich die Künstler Florian T. Franke von Krogh, Jörg Künkel, Traudel Hagmann, Jessen Oestergaard, Karin Posmyk, Karin Schmiedebach und Felicitas Wiest – auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – beschäftigt haben.

„Zerbrechlich, aber voller Leben“

„Kunst soll berühren“, betonte Dr. Kristina Hoge, Galeristin und künstlerische Leiterin des Schwetzinger Xylon-Museums in ihrer Ansprache. Sie ging auf die Ambivalenz des Begriffs ein, der zum einen emotionale Berührtheit und zum anderen das haptische Befühlen in einem Wort vereine.

Die Arbeiten von Felicitas Wiest, so Hoge, behandelten das Thema „Berührungen“ ganz um die Ecke gedacht und doch ziemlich direkt. Die Malereien zeigen zum Beispiel Decken und Kissen. Die verlassenen Schlafstätten haben so eine persönliche Note, ohne das Persönliche tatsächlich zu zeigen. Wiest vermische Intimität mit Fremdheit und Unnahbarkeit. „Dahinter steht etwas Menschliches, das anziehen und abstoßen kann zugleich“, so Hoge.

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Dass Berührung auch über Musik erfolgen kann, zeigen die Malereien von Karin Posmyk. Die Reihe der Künstlerin bildet Porträts der Sängerin Amy Winehouse ab. Die Bilder aus Öl und Gouache kreisen um die verschiedenen Facetten des Ausnahmetalents – sensibel, emotional, tragisch, verschleiernd. „Zerbrechlich, aber auch voller Leben“, fasste die Galeristin zusammen. Im Treppenhaus leuchten die Arbeiten von Florian T. Franke von Krogh von den Wänden. Heiter und hintergründig zugleich erzeugen sie beim Betrachter den Wunsch, die Geschichten auf den Bildern zu entfesseln. Die haptischen Elemente auf der Oberfläche, etwa in Form von Drahtakzenten, laden zum Anfassen ein. Obendrein sind die Werke auch von Humor geprägt.

Durch die Kameralinse betrachtet Jessen Oestergaard in seinen Fotografien auf poetische Weise die Natur. Sie zeigen die Natur als Lebensraum mit einem feinen Blick für Details. „Es ist eine eigene Sicht auf die Natur, die über bloßes Fotografieren hinausgeht“, erläuterte Hoge. Das Besondere: Auf jeder Fotografie ist ein Fingerabdruck des Künstlers verewigt. So ist Oestergaard in seinem Werk präsent.

Ganz spezielle Gefühle mit Kunst in Brühl auslösen

Traudel Hagmann hat den Fokus auf Installationen gelegt. Von ihr stammt unter anderem „Touch #Me Too“, eine Skulptur aus Mixed Media. Als Hommage an die österreichische Medienkünstlerin Valie Export, so Hoge, gehe es der Künstlerin darum, ein ganz spezielles Gefühl auszulösen.

Die Skulpturen von Karin Schmiedebach faszinieren vor allem wegen ihrer Oberflächen. „Es sind fragile, beinahe amorphe Arbeiten“, meinte Hoge. Sie hätten etwas frühzeitliches und jetziges, zeigten die Begeisterung für unterschiedliche Materialien.

Der Brühler Jörg Künkel, der bei der Vernissage krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte, legt mit seinen Malereien und Kollagen den Fokus auf das Haptische. „Kunst, die körperlich berührt“, sagte die künstlerische Leiterin aus Schwetzingen. Seine Werke erinnerten an Emil Schumacher. Die Kollagenelemente mit Malerei tragen den Namen „anais“; das französische Wort bedeutet „makellos“. Für Hoge ein gelungenes Spiel mit der Ironie, denn die Arbeiten seien das Gegenteil.

Villa Meixner

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So schmücken derzeit über 70 verkäufliche Werke die Räume der Villa Meixner. Die vielen Besucher flanierten am ersten Ausstellungswochenende durch die Räume, ließen die Kunst auf sich wirken und tauschten sich beim anschließenden Umtrunk aus.

Die Ausstellung ist samstags von 14.30 bis 17.30 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Am 5. Mai und am 2. Juni (Finissage) führen die Kunstschaffenden Interessierte durch die Ausstellung. Am Sonntag, 28. April, sind einige der Künstler von 14.30 bis 17.30 Uhr in der Villa Meixner vor Ort und führen durch die Ausstellung.

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