Brühl. Ein leichter Wind trug den Duft frischer Waffeln, vom deftigen Linseneintopf und die Klänge der Bühnenauftritte in die schnuppernden Nasen und lauschenden Ohren der vielen Besucher beim Herbstmarkt im Garten der Jugendstilvilla Meixner. Nach einem Rundgang unter freiem Himmel lockte der Weg ins Gebäude, wo echtes Handwerk auf Fragende, Bewunderer und Käufer wartete.
Zum 22. Mal hatte hier am Wochenende Gudrun Bauer allerlei kunterbunte Schönheiten aus Stoffen, Wolle, Pinsel und Leinwand oder Papier sowie deren Erschaffende zusammengeführt. Der Förderkreis Dourtenga legte sich mit über 30 Kuchen, Kaffee und dem wärmenden Eintopf ordentlich ins Zeug, für die Freunde im fernen Burkina Faso, Afrika Gutes zu tun. Alle Einnahmen, dazu der Inhalt der Spendenbox im Foyer der Villa, kommen den Menschen und Projekten in Dourtenga zugute.
Förderverein aus Brühl spendet für Burkina Faso
„Die politische Situation ist äußerst prekär“, erklärte Hans Zelt, Vorsitzender des Förderkreises. Man habe jedoch weiterhin guten Kontakt zum Jumelage-Verein vor Ort, könne deshalb nach wie vor Hilfe leisten. „Die Landwirtschaftsschule ist gestartet, das war goldrichtig“, resümierte Zelt, denn gerade jetzt seien viele Menschen darauf angewiesen, sich komplett autark zu versorgen. Für die Hilfe aus Deutschland sei man sehr dankbar und weise die Verwendung der Mittel trotz der durch die Staatskrise und Terrorismus eingeschränkten Möglichkeiten regelmäßig nach, schilderte Zelt.
Derweil tummeln sich immer mehr Menschen im Villagarten, genießen die herbstlichen Tage bei frischen Waffeln, die der Sonnenscheinhort anbietet, süßen Schokoladenversuchungen der Mannheimer Schokoladenwerkstatt, die üblicherweise nur beim Weihnachtsmarkt an der Villa zu finden ist. „Eine der Neuerungen in diesem Jahr“, erklären Jochen Ungerer und Katja Rheude als Organisatoren seitens der Verwaltung.
Neue Angebote bei Herbstmarkt in der Villa Meixner
Wegen der politischen Vorgaben hätten manche Anbieter ihr Geschäft aufgeben müssen, man habe jedoch Ersatz gefunden, sodass am gewohnten Angebot nichts fehle. So sprang der eigentliche Wochenmarktstand „Fruchtkontor“ mit knackig frischen Gemüsen und Obst ein, für den gewohnten Käsestand fand man starken Ersatz in der Familie Jankowitsch vom Häuselhof aus Wilgartswiesen. Mit ihrem handgemachten Ziegenkäse von Natur bis Paprika-Chilli, Eigenbränden und Fruchtaufstrichen überzeugte das Paar den Geschmack der Besucher vollends.
Ihre Thüringer Waldziegen, eine vom Aussterben bedrohte Milchziegenrasse, sind das ganze Jahr draußen, erzählen die beiden, dass die Lämmer die ersten Wochen bei den Müttern bleiben, erst, wenn sie nicht mehr auf die Muttermilch angewiesen sind, mit dem Melken begonnen wird – nachhaltig und artgerecht.
Herbstmarkt in Brühl zeigt viel Handwerk
Nachhaltig ist auch Hertha Tudor Wallner unterwegs. Sie wirkt oft jahrzehntealte Kleidung durch Handarbeit und Patchwork auf, gibt ihr neues, farbenfrohes Leben. Sie selbst ist der beste Werbeträger im Wortsinn für ihre Handwerkskunst, denn ihre Outfits machen Lust darauf, mehr zu erfahren.
Groß ist an diesem Herbstwochenende die Malerei in der Jugendstilvilla vertreten, etwa mit Heidi Schübel aus Brühl-Rohrhof, deren Bilder fast dreidimensional in die Tiefe blicken lassen. Gleich, ob sie auf einer Bank auf der Kleinen Kalmit in der Pfalz den Blick genießt und später mit Farbe auf Leinwand bannt oder Spatzengeflüster der auf Pfählen sitzenden Vögel künstlerisches Dauerleben einhaucht.
Johanna Vogel indes lässt Interessierte in die einzelnen Stadien der Entstehung eines Quilts blicken. Dazu hat sie unvollendete Werke in Stoff ausgestellt, sitzt selbst daneben und zeigt Stich für Stich, wie es geht. Damit bricht sie eine echte Lanze für das traditionelle Handwerk, denn auf diese Weise wird es (be-)greifbar.
Mit Handarbeit und der grenzenlosen Ideenvielfalt im Kopf formt Sigrid Pfenninger ihre anmutigen, anrührenden Figuren aus Treibholz, Charakterköpfe oder fein gefilzte Püppchen – liebenswert, wie die Künstlerin selbst. Schaurig-schön ist es bei Uta Horn, die sich dem schwarz-grau-orangefarbenen Dekorationsstil für Halloween angenommen hat. Fledermäuse, schwarze Katzen, Totenköpfe, Eulen – als Hingucker, auf Kuschelkissen oder Topflappen fand man hier.
Kulinarik und Musik vom Feinsten in Brühl
Draußen gab es kein Vorbeikommen am einladend dekorierten Stand des Horts am Turm der Jahnschule, wo allerlei Leckeres aus häuslichen Küchen lockte, zudem Gehäkeltes als Korb oder Täschchen. In direkter Nachbarschaft dazu gab es beim Sonnenscheinhort die beschriebenen Waffeln und den frisch gepressten Apfelsaft, den man auch noch selbst pressen konnte. „Die Äpfel haben wir in diesem Jahr gesammelt“, verriet Imker Günther Martin, der von einer Gruppe Freiwilliger sprach, die Körbe, Eimer und Kisten mit dem schmackhaften und gesunden Obst füllte. Die Honigprodukte von Martin erfreuen sich immer großer Beliebtheit, so kauften manche gleich kistenweise Bienengold und interessierten sich für weitere Erzeugnisse wie Propolis, Cremes und Brände.
Was untrennbar zum Herbstmarkt gehört, ist das musikalische Angebot auf der Bühne. Künstlerisch selbst tätig werden durfte man bei Projekten der Jugendkunstschule, die bunte Drachen und Herbstcollagen zum Basteln anbot. Einmal mehr ein rundes Angebot, das immer wieder neue Liebhaber findet.
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