Festhalle

Lebens-Terroristen: Kabarett mit Dave Davis in Brühl

Der Kabarettist Dave Davis bietet bei seinem Auftritt in der Brühler Festhalle einen munteren Mix aus Standup-Comedy mit Kabarett – gesprochen oder gesungen.

Von 
Sabine Zeuner
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Mit seiner brandneuen Show „Life is live!“ nimmt der Comedian Dave Davis sein Publikum in Brühl mit auf eine wilde und kurzweilige Reise in die faszinierende Welt des Projekts „Leben“. © © Sabine Zeuner

Brühl. Ob in der Hufeisengemeinde nun wirklich der Terror ausbrechen wird – der Terror der Lebensfreude, wie ihn Comedian Dave Davis seinen Fans suggerierte – wird sich noch zeigen. Beim Gastspiel des mehrfach preisgekrönten Kölners fiel der verbale Samen allerdings sicher auf fruchtbaren Boden, gemessen am Gelächterpegel, der durch die Festhalle drang.

Eigentlich für die „gute Stube“, die Villa Meixner, geplant, tat das Kulturteam Brühls gut daran, den blitzschnell ausverkauften Abend „Life is live“ in die Festhalle zu verlegen und damit mehr Fans und solche, die es werden wollten, die Chance auf einen vergnüglichen Abend zu geben.

Dave Davis in Brühl: Sein Opa ging mit Zauberer Gandalf zur Schule

Erwartungsvolle Stille herrschte im Dunkel, bevor Dave Davis höchstselbst aus dem Off zum Applaus bat und gleich darauf dynamisch auf die Bühne kam. Kichern, Applaus und lautes Lachen waren fortan Programm für gut zweieinhalb Stunden. Im munteren Mix aus Standup-Comedy mit Kabarett – gesprochen oder gesungen – ging es quer durch aktuelle Politik, Lebensweisheiten vom Schamanen-Opa, der mit Gandalf, dem Zauberer aus den Monumentalfilmen der „Herr der Ringe“-Reihe, zur Schule gegangen sein soll, bis hin zur Aufforderung, selbst zum Lebensfreude-Terroristen zu werden.

Seitenhiebe hagelte es dabei vom Singlemann etwa auf lang Verheiratete, die nach 30 Ehejahren im Bett einfach mal dem Partner einen anderen Namen geben sollten: „Dann geht da echt wieder was ab“, ist sich Davis sicher und bekam in der Festhalle Beifall für diese Vermutung.

Kokettierend mit seiner Hautfarbe, die den meisten Deutschen noch immer eine Menge Schwierigkeiten in der Betitelung der Träger mache, verströmte „der Braune“, wie sich Dave Davis selbst nennt, unbändigen Spaß am Leben, zeigte Detailblick auf Zeitthemen aber auch den kritischen Blick hinter die glitzernden, schönen Fassaden.

Kabarett in Brühl: Erhobener Zeigefinger in Richtung Asylpolitik

Rasant präsentiert erfuhren die Gäste – unter ihnen waren viele fremde Gesichter, Fans von auswärts, also „neigeplackte Fremde“, die „ihrem“ Dave folgen, sobald er in der Nähe auftritt – dass Daves Eltern vor der Diktatur in Uganda geflohen waren, er zwei Brüder hat und selbst von Geburt an Asylant in Deutschland sei, dabei seit 15 Jahren auf der Bühne steht. Pfiffig in den Lebenszeitabriss eingepflegt, erschien der erhobene Zeigefinger in Richtung Asylpolitik.

Aber auch den einen oder anderen Flachwitz gibt es mimikstark beziehungsweise am Klavier begleitet gesungen sehr zur Freude der Besucher, die schon in der Pause ein Dauergrinsen zeigten.

Für die einen war der Abend ein Geburtstagsgeschenk, das trotz Krankheit voll genossen wurde: „Ich hätte mich extrem geärgert, wenn ich nicht gekommen wäre“, erzählte die Betroffene lächelnd. Für andere einfach mal ein Test „wie der so ist.“

Yannik und Nina saßen als Besucher recht weit vorn, prädestiniert dafür, angesprochen zu werden, punkten sie damit, dass Yannik als Seiler arbeitet, was Davis noch nie gehört hat. Die zuvor abgefragte Ansammlung von Lehrerinnen konnte Davis da wenig Kreativität entlocken. Klischees wurden ebenfalls bedient, als die Story vom Sieben-Sitzer-Bus, in dem grundsätzlich in Uganda mindestens 18 Leute Platz nehmen und es dabei schwierig ist, wenn „einer die Körperpflege nicht so ernst nimmt.“

Kopfkino und Lachsalven mit Dave Davis in der Brühler Festhalle

Das projizierte das gewünschte „Kopfkino“ und förderte Lachsalven. Durch die Lebensweisheit: „Mit der Geburt hast Du automatisch im Herzen alles, was man fürs Leben braucht“, brachte Davis einen Aspekt ein, der in dieser Welt, in der jeder und vor allem jede danach strebe, perfekt zu sein, und dies oft mit chirurgischer Hilfe und Diäten zu realisieren versuche, der nachdenklich machte.

„Martha und die Magersucht, oder wie heißt diese Show, in der Mädels, die meinem Mikrofonständer ähneln, antreten?“, fragte Dave Davis, versicherte den Frauen, dass sie gut wären, wie sie sind." Schdelld euch naggisch vor den Spiegel morgens, lobt euch und schickt mir bloß keine Bilder davon“, bretterte er raus – mit Pfiffen und langem Lachen honoriert.

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Schnell noch ein paar Tipps fürs Tätowier-Motiv der Brüste, das gleich auf die spätere Schwerkraftauswirkung zugeschnitten sein sollte und dass jeder so lieben dürfe, wie er es eben wolle, gleich ob hetero, trans, bi oder noch mehr Spielarten - das bedürfe auch keiner Diskussion, man solle jeden Menschen lassen, wie er sei. „Friedrich Merz hat Angst vor Transleuten“, stellte Davis fest, und schob augenzwinkernd nach: „Dabei sind die doch wirtschaftlich perfekte Arbeiter – Frauen, die mal Männer waren würden arbeiten wie Männer, erhielten aber nur Lohn wie Frauen. Applaus und Kreischen wurden laut.

Unterm Strich erlebten die rund 200 Zuhörer bei Dave Davis einen amüsanten Abend mit allem, was man davon erwarten durfte, der gekrönt war von nah am Original performten Stimmkopien und dem Udo Lindenberg-Song „Halt mich fest“, selbstredend am Klavier begleitet. Brühl habe Potenzial attestierte Dave Davis final und hoffte auf eine Menge Lebensfreude-Terroristen – vielleicht kommt er ja bald einmal wieder.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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