Brühl. „Etwa 15 000 Einwohner hat Brühl und davon haben 2000 einen Behinderungsgrad von über 50 Prozent, dazu kommen noch diejenigen, unter 50 Prozent plus Menschen, die keinen Behindertenausweis haben und dennoch Hilfe benötigen oder in welcher Form auch immer eingeschränkt sind“, erklärt Rudi Bamberger, Behindertenbeauftragter der Hufeisengemeinde und Mitglied des Inklusionsbeirats des Rhein-Neckar Kreises.
Allein aus diesen eindrucksvollen Zahlen lasse sich ableiten, wie wichtig es sei, ein großes Augenmerk auf Inklusion und Teilhabe zu richten. „Prinzipiell kommt wahrscheinlich jeder Mensch, spätestens in fortgeschrittenem Alter, an Punkte, an denen Themen wie Barrierefreiheit oder Hilfe von großer Bedeutung werden“, ergänzt Elke Rinderknecht von der Nachbarschaftshilfe.
Das Netzwerk
Seit Jahren berät und unterstützt das Brühler Netzwerk Menschen im Sozial- und Pflegebereich.
Die regelmäßigen Treffen der Netzwerkmitglieder ermöglichen einen umfassenden Austausch zu den Betätigungsfeldern der einzelnen Organisationen.
Die Felder umfassen unter anderem betreutes Wohnen, ambulante Pflegedienste, Hilfe im Alltag und vieles mehr. zg
Daniel Schwarz vom Seniorenwohnen Schütte-Lanz-Park untermauert: „Und dabei geht es nicht nur um offensichtliche Dinge wie barrierefrei gestaltete Bushaltestellen, sondern auch um Möglichkeiten, sich im Ort auf Sitzbänke zu setzen oder auch um die Bewältigung von Spachbarrieren, um einige Beispiel zu nennen.“ Auch Zugang zu Wlan und Internet sowie leichte Sprache spielten in das Thema mit ein, so der Einwurf von Pascal Wasow vom B+O Seniorenzentrum.
Seit 20 Jahren aktiv
In Brühl hat sich vor 20 Jahren auf Initivative des Bürgermeisters Ralf Göck das Netzwerk Brühl gegründet, das mit zahlreichen Organisationen und Gruppierungen Menschen im Sozial- und Pflegebereich informiert, berät und begleitet. Dabei habe die Gemeinde erkannt, wie wichtig und aber auch wie individuell das Thema sei, denn die Bedürfnisse der Menschen seien unterschiedlich und verändern sich.
Einiges wurde bereits auf den Weg gebracht, wie beispielsweise der Umbau der sanitären Einrichtungen auf dem Festplatz oder die Sprechstunde des Pflegestützpunktes im Rathaus, doch vieles sei noch zu tun – und dass die sprichwörtlichen „Mühlen“ etwas schneller „mahlen“, dafür sei eben kontinuierlicher Einsatz und auch mal das konsequente „Nachhaken“ notwendig.
„Gerade der Austausch innerhalb des Netzwerkes ist wichtig und dies funktioniert sehr harmonisch“, weiß Heiko Wunderling von der Katholischen Seelsorgeeinheit Brühl-Ketsch. Rudi Bamberger, der unermüdlich durch Präsenz und Kommunikation dafür sorgt, dass die „Barrieren in den Köpfen“ der Menschen abgebaut werden, sieht es als deutliches Zeichen der Stärke des Netzwerkes, dass am Aktionstag so viele Vertreter der verschiedenen Organisationen auf dem Parkplatz des Edeka Marktes in Brühl mit vor Ort sind, um zu informieren.
Rudi Bamberger unterstreicht dazu: „Mir ist es wichtig aufzuklären. Jeder kann etwas bewegen und ich möchte Menschen mit sichtbarere Behinderung und auch der Vielzahl der Menschen mit unsichtbaren Handicaps Mut machen. Dabei ist es genauso wichtig, mit politischen Vertretern in Kontakt zu kommen, wie es wichtig ist, mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu sein“, so Bamberger.
„Beispielhaft und wünschenswert“
Bamberger stuft das Netzwerk in seiner Heimatgemeinde als beispielhaft und wünschenswert für viele Kommunen ein, schließlich steht und fällt ein solcher Zusammenschluss mit dem Einsatz der Einzelnen und dieser sei enorm, auch auf ehrenamtlicher Basis. Annemarie Cornelius vom „Café Vergissmeinnicht“ des Kirchlichen Pflegedienstes Kurpfalz betont abschließend: „Es ist von großem Vorteil, dass wir so viele Experten für ganz verschiedene Bereiche hier vereint haben, denn so sind die Wege kurz und die Unterstützung kommt schneller an.“
Mit seinem sehr umfangreichen Infomaterial ist der Aktionsstand an diesem Tag ausgestattet, doch eines steht für alle Organisatoren im Vordergrund: das Gespräch von Mensch zu Mensch.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-netzwerk-bruehl-informiert-ueber-teilhabe-behinderter-menschen-_arid,1946712.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html