Rathaussturm (mit Fotostrecke)

Prinzessinnentrio übernimmt in Brühl die Macht

Vereinte karnevalistische Streitmacht von Brühler „Kollerkrotten“ und „Rohrhöfer Göggeln“ nimmt das Rathaus am Dreikönigstag im Handstreich. Da hilft auch kein Großaufgabot von Ratsmitgliedern als Verteidiger.

Von 
Ralf Strauch
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Beim Rathaussturm kämpfen sie um den Schlüssel (v. l.): Alexandra I., Enya I., Bür-germeister Dr. Ralf Göck und Jessica I. sind dabei umringt von Ratsmitgliedern. © Dorothea Lenhardt

Brühl. Wenn sich an einem Feiertag zu Beginn des Jahres die Pforten des Rathauses öffnen und zahlreiche Menschen hineinströmen, ist das ein Indiz dafür, dass Dreikönigstag ist.

Wenn man dann noch die Uhrzeit bedenkt - um 11.11 Uhr begann das Spektakel - wird klar, dass es Narren sind, die da in guter Brauchtumspflege den Verwaltungssitz stürmen.

Doch so wirklich stürmisch ging es nicht zu - lag es daran, dass die „Kollerkrotten“ nach ihrem Ordens- und Prinzessinnenball noch ein wenig mit dem fehlenden Schlaf zu kämpfen hatten, oder daran, dass man es sich mehr als dreimal überlegt habe, das Rathaus zu übernehmen? Laut dem Ehrenpräsident der „Rohrhöfer Göggel“, Gerhard Luksch, habe man beim Blick in die Gemeindekasse vor allem gähnende Leere vorgefunden: „Da haben wir uns schon gefragt, ob es sich überhaupt lohnt!“

Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Brühl sorgt unter Leitung von Andreas Schließer für die passende Begleitmusik des Narrenspektakels. © Lenhardt

Doch offensichtlich wollte die vereinte Narrenstreitmacht die gute alte Tradition des Rathaussturms allen finanziellen Bedenken und der Müdigkeit zum Trotz auch diesmal pflegen. Immerhin war es ein imposantes Bild, als die Karnevalisten gemeinsam vom jüngsten Gardeküken bis zum gestandenen Senator zu den Klängen des Narrhallamarsches in der Hauptstraße aufmarschierten. Den ließ übrigens der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr unter der Leitung von Andreas Schließer erklingen.

Allerlei Scherzfragen im Gepäck

Hinter der geschlossenen Glastür des Rathauses, die zusätzlich mit einzelnen Luftschlangen gesichert war, waren die Verteidiger aufgezogen: Bürgermeister, Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter.

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Dass die Gruppe der kommunalen Bürgervertreter dabei größer war, als die Zahl der Schaulustigen, die nicht in einem der beiden Karnevalsvereine aktiv sind, hatte aus Sicht der Zaungäste einen einfachen Grund: „2024 ist halt ein Wahljahr!“ Nein, ein Schelm, wer Arges dabei denkt.

Vielleicht war es lediglich so, wie es Bürgermeister Dr. Ralf Göck erklärte: „Bei einer Prinzessin, die Jessica I. von Finanz und Tanz heißt, haben wir die Hoffnung, dass sie unsere Gemeindekasse ein wenig füllen kann.“

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Luksch, der zusammen mit Präsident Niklas Geschwill von den „Kollerkrotten“ den Rathaussturm kommandierte, versprach, bis Aschermittwoch ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, dass dann dem Gemeinderat vorgelegt werden solle. Da nickten auch die „Göggel“-Lieblichkeiten Alexandra I. vom Zwölfenderfeld und Enya I. von Wasser und Feuer huldvoll.

Göck hatte sich aber dennoch allerlei Scherzfragen einfallen lassen, deren Lösung er zur Grundbedingung einer Kapitulation machte. Doch hatte er erkennbar nicht mit der Cleverness der Karnevalisten gerechnet. „Die wissen ja alles!“, entfuhr es ihm einmal.

Sogar, dass man nicht mit einem polnischen Reisepass nach Istanbul fliegen kann, sondern nur mit einem Flugzeug. Und so öffnete sich um 11.29 Uhr bereits die Rathaustür zum Friedensschluss bei Getränken und Brezeln.

Redaktion

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