Nager-Ansturm

Rattenplage in der Brühler Friedensstraße

Die Brühler Gemeindeverwaltung und Nachbarn wollen gegen die ungebetenen Nager vorgehen und Kosten von angenommenen Verursachern der Rattenplage zurückverlangen

Von 
Ralf Strauch
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Eine Ratte läuft aufgeschreckt übers Pflaster. Immer häufiger flitzen solch Ratten durch die Friedensstraße – die Anwohner machen dafür die Besitzerin eines verwilderten Gartens verantwortlich. © dpa

Brühl. Laut Schätzungen leben bis zu 350 Millionen Ratten in Deutschland – das sind rund vier Ratten pro Einwohner. Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Ratten sind überall zu finden. Manchmal treten sie allerdings auch verstärkt auf. Genau das passiert zurzeit in der Brühler Friedensstraße. Mehrere Beschwerden und Anfragen von Anwohnern gingen deswegen bereits im Rathaus ein. Nachbarn haben demnach einen speziellen verwilderten Garten als Hauptquartier der Nagetiere ausgemacht. Er sei komplett zugewachsen und dort würde für streunende Katzen und Vögel Futter ausgelegt, sagen die Nachbarn.

Und so hätten sich die Ratten unverhältnismäßig vermehrt und flitzten durch die Kanalisation und über die Straßen, wühlen sich durch den Müll und knabberten alles an, was ihnen in die Quere komme. Wie viele Nager dort tatsächlich durch die Kanalisation von Brühl wuseln, ist unklar. Dass es sie gibt, ist unstrittig und deshalb werden sie auch von der Kommune im Untergrund, teilweise auch auf zentralen Stellen wie am Lindenplatz oberirdisch, bekämpft.

Brühler Ordnungs- und Hauptamtsleiter: Eigentümer müssen sich kümmern

Doch, so erklärt Ordnungs- und Hauptamtsleiter Jochen Ungerer auf Nachfrage, wenn die Ratten durch die Gärten und in den Privathäusern unterwegs wären, sei die Gemeinde dafür nicht zuständig. Da müsse sich im Regelfall jeder Eigentümer selbst drum kümmern.

„Gerade in der Friedensstraße mit der direkten Nachbarschaft zu den Feldern und zum Leimbach, aber auch mit unbebauten Grundstücken fühlen sich Ratten einfach wohl und gehören dazu“, erklärt er. Allerdings hat sich die Gemeinde nun durch die Anwohnerbeschwerden dazu verpflichtet gefühlt, ausnahmsweise im Sinne ihrer Fürsorgepflicht für die Bürger in dem betroffenen Gebiet in Aktion zu treten. Doch dürfen die zuständigen Bekämpfer das Grundstück, das als Zentrum des Befalls ausgemacht wurde, nur mit Erlaubnis der Eigentümer betreten. Und die liegt nicht vor. So wurde nun zusammen mit Nachbarn und einer Fachfirma von außen geschaut, wie man gegen die Plage vorgehen könne. „Es gibt jetzt einen Plan, in den Gärten rechts und links entsprechende Fallen aufzustellen – das ist allerdings nicht die beste Lösung“, räumt Ungerer ein. Jedoch scheint sie alternativlos zu sein. Erschwerend komme hinzu, dass die Grundstückseigentümer trotz Aufforderung aus dem Rathaus, die Tierfütterung im Garten zu unterlassen, das weiterhin machen.

Verhaltensregeln gegen Rattenplagen

Damit sich Ratten in Haus oder Garten nicht zu wohl fühlen, gibt es Verhaltensregeln, die jeder beachten sollte. Ratten nicht unbedacht zu füttern ist besser, als sie zu bekämpfen.

Speise- und Nahrungsmittelreste sollten auf keinen Fall über die Toilette entsorgt werden, da diese den Ratten in der Kanalisation als Nahrungsquelle dienen. Auf diese Weise werden sie auch ins Haus gelockt – etwa über die Toilette.

Komposthaufen sind ein gedeckter Tisch für Ratten. Ebenfalls kein gekochtes Essen auf den Kompost werfen.

Grundsätzlich schmeckt das Futter von Haustieren auch Ratten. Tierfutter sollte daher verschlossen gelagert werden. Futterstellen für Vögel, Igel oder streunende Katzen sollten für Ratten unerreichbar sein – die Nager können aber auch Bäume und Fassaden hochklettern. Und sie springen bis zu 1,5 Meter hoch.

Müllsäcke sollten so deponiert werden, dass sie von Ratten nicht erreicht werden, und möglichst erst am Tag der Abfuhr an die Straße stellen. Deckel von Biotonnen sollten grundsätzlich verschlossen gehalten werden.

Mangelnde Sauberkeit in Tierstallungen und Käfigen begünstigt Rattenbefall.

Türen zum Garten oder Hof sollten konsequent geschlossen gehalten werden.

An Kellerfenstern sollten feinmaschige Außengitter angebracht werden. ras

„Das ist gerade eine Grenzsituation“, sagt Ungerer, da müsse die Gemeindeverwaltung handeln. Allerdings erklärt er auch mit Nachdruck, dass die öffentliche Hand die Kosten dafür – immerhin ein mittlerer vierstelliger Betrag – vom Verursacher zurückfordern werde.

Schädlingsbekämpfer analysieren die Lage vor Ort in Brühl

Rattenzucht mit Sonnenblumenkernen, Rosinen, Katzenfutter und Haferflocken wie in diesem verwilderten Hausgarten seien kein unbekanntes Phänomen, erklärt ein professionelle Schädlingsbekämpfer beim Vor-Ort-Termin. Solche Futterangebote stellten halt auch für Ratten ein gefundenes Fressen dar. Sie kehren dann immer an die Orte zurück, an denen sie schon einmal Nahrung gefunden haben, und ihre Anzahl nimmt dort zu.

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Und wenn die Ratten den Eindruck haben, es gebe ständig was zum Fressen, dann suchen sie gleich in der direkten Nähe ein Quartier. Ratten treten immer im Rudel auf und vermehren sich rapide – deshalb müsse diesmal schnell gehandelt werden. Die Nachbarn bis hinein in die Jahnstraße sind mit dieser nun vorgeschlagenen Lösung zufrieden – „Hauptsache die Ratten werden weniger“.

Gleichzeitig wollen sie die Tiere, die inzwischen ihre eigenen Gärten bevölkern, dort auch selbst bekämpfen und, so ist zu vernehmen, es werde geprüft, die Verursacher der Plage für die Kosten in Regress zu nehmen. Dieses Vorgehen dürfe aber nicht die Regel werden, betont Ungerer. Für die Bekämpfung bleiben die Grundstückseigentümer verantwortlich.

Redaktion

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