Brühl. 35 Runden hat Lukas gerade hinter sich gebracht. Auf dem roten Tartanplatz entspricht das 3,5 Kilometern, die der Achtjährige in 20 Minuten zurückgelegt hat. Erschöpft, aber strahlend sagt Lukas: „Ich wollte einfach so viel wie möglich laufen, weil ich den armen Kindern in Mannheim helfen möchte.“ Der Drittklässler trifft damit den Nerv der rund 360 Schüler, die an diesem Vormittag für den guten Zweck ihre Runden auf dem Sportplatz der Schillerschule drehen. „Wenn ich damit helfen kann, laufe ich unendlich viel“, sagt einer von Lukas’ Mitschülern, während er den Einweisungen seiner Lehrerin lauscht.
Wie groß die finanzielle Unterstützung letztlich ausfällt, hängt allerdings nicht von den Schülern der Schiller- und Rohrhofschule ab, sondern von ihren Eltern und Großeltern. Sie sind ihre Sponsoren. Die Kinder sind erst einmal in Vorleistung getreten. „Die Oma spendet pauschal und wir machen es pro Runde“, erzählt Ferdinand Prahst, der in einem auffälligen grünen Kapuzenpullover am Zaun des Sportkäfigs steht, darauf zu sehen unter anderem das Logo der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Der Vater von Jonathan und Julius, die beide gerade fleißig Meter auf dem roten Grund machen, engagiert sich mit Läufen selbst für den guten Zweck. „Ich finde die Aktion ziemlich cool“, ist er entsprechend voll des Lobes für den ersten Spendenlauf der Bildungseinrichtung.
Unter dem Motto „Kinder laufen für Kinder“ sind alle Klassen der Schiller- und Rohrhofschule am Freitagvormittag für den guten Zweck an den Start gegangen. Der Spendenlauf hat erstmals den traditionellen „Schi-Schu-Staffellauf“ abgelöst, der ein reiner Wettbewerb zwischen den Klassenstufen ist. „Wir wollen die Kinder und deren Familien von der Grundschule auf, dafür sensibilisieren, dass es Kinder gibt, denen es viel schlechter geht“, sagt Ronny Pinazza über die Intention der Veranstaltung. Als Fachbereichsleiter Sport hatte er die Fäden bei der Organisation in den Händen gehalten.
Hilfe für obdachlose Kinder in Mannheim
Wichtig ist dem Schulteam, dass die Hilfe regional geleistet wird, wie Rektorin Dorothea Schmidt-Schulte erklärt. „Wir haben jedes Jahr zu Weihnachten eine Spendenaktion für Straßenkinder in Moldawien, die wir auch weiterhin beibehalten. Mit dem Spendenlauf wollen wir den Kindern aber bewusstmachen, dass es auch in unserer Region Armut gibt.“
Unsere Region ist in diesem Fall Mannheim. Denn die Hälfte der Geldspenden überreicht die Schillerschule an die Organisation „Freezone“. Diese organisiert warme Mahlzeiten, Kleidung, Duschmöglichkeiten und vieles mehr für obdachlose Kinder und Jugendliche in Mannheim. Für die Armut vor der eigenen Haustür seien die Schüler besonders im Sportunterricht sensibilisiert worden, schildert Sportlehrer Pinazza: „Es gab viele Redekreise, in denen wir mit das mit den Kindern besprochen haben.“ Die zweite Hälfte des erlaufenen Betrags fließt in die Schule selbst: Der Förderverein unterstützt damit den Erwerb von in die Jahre gekommenen Bänkchen in den Klassenzimmern.
Ob für das fremde oder das eigene Wohl: Unter dem Jubel der zahlreich erschienenen Eltern, Großeltern und Geschwister reißen die Kinder einen Kilometer nach dem anderen ab. Bereits seit Jahresanfang hätten sie regelmäßig Ausdauertraining in den Sportunterricht eingebaut, berichtet Sportlehrer Pinazza. Teilweise seien seine Schüler sogar in ihrer Freizeit joggen gewesen, um für den Lauf fit zu sein. „Die Leichtathleten schaffen über 40 Runden“, erzählt er von den Bestwerten.
Wiederholung des Spendenlaufs alle zwei Jahre geplant
„Die Kinder waren sehr motiviert“, zeigt sich auch Iris Lochbühler mit dem Auftritt ihrer Erstklässler zufrieden. Sie war es, die im vergangenen Jahr die Idee zu dieser Veranstaltung hatte. Sie habe sich von anderen Schulen inspirieren lassen, sagt die Lehrerin. Zukünftig könnten sie sich vorstellen, den Spendenlauf alle zwei Jahre abzuhalten, berichten Sportlehrer Pinazza und Rektorin Schmidt-Schulte. Dann im jährlichen Wechsel mit dem etablierten „Schi-Schu-Staffellauf“.
Wie groß die Spendenbereitschaft der Sponsoren war, wird sich Anfang November zeigen. Dann planen die Organisatoren der Schule, den Spendenscheck feierlich an „Freezone“ übergeben zu können. Mit Erwartungen halten sie sich an der Schillerschule lieber noch zurück, schließlich verfügen sie bislang über keinerlei Erfahrungswerte bei dieser Aktion.
Fest steht, unabhängig von der Summe: Der erste Spendenlauf an der Brühler Schillerschule war eine rundum gelungene Premiere. Angesichts wachsender Armut in diesem Land sollte es nicht der letzte gewesen sein.
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