Schwetzinger Wiesen - Drei Brutpaare rechts und links des Rheins / Auch Tagesgäste aus Mannheim finden einen gedeckten Tisch

Störche klappern laut im Brühler Auwald

Von 
Ralf Strauch
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Ein Storch ist auf dem Weg zu seinem Nest. Auch in Brühl sind Storchenpaare pünktlich zum Wetterumschwung wieder in ihre Nester in den Rheinauen zurückgekehrt. © picture alliance/dpa

Brühl. „Sie sind wieder da“, freut sich das Brühler Urgestein Walter Schleich. Und diejenigen, die er so begeistert willkommen heißt, sind die Störche, die bereits seit drei Jahren auf einer abgebrochenen Pappel im Auwald beim Altrheinarm ihr Nest haben. Und dass die Vögel nach ihrer Winterreise ihr Nest wieder beziehen, ist gar nicht so selbstverständlich. Über Jahrzehnte gab es rechtsrheinisch in Brühl keine brütenden Weißstörche. Die Adebare, de man zuhauf bei der Futtersuche auf den Schwetzinger Wiesen beobachten kann, sind zumeist Tagestouristen aus Mannheim.

Bereits in den 1990er Jahren wurde versucht, Störche aus der früheren Aufzuchtstation Schwarzach bei Rohrhof anzusiedeln. Der Erfolg blieb allerdings aus: Im ersten Jahr wurden die ausgewilderten Vögel von ihren aggressiven Vettern aus der Quadratestadt vertrieben, im zweiten Jahr wurde einer der Vögel bei einem Autounfall verletzt. Im dritten Jahr saßen dann endlich die langersehnten Stammhalter im Nest. Doch die Freude währte nicht lange, denn in einer Nacht wurden die Jungstörche aus dem Nest gestohlen.

Auf der Kollerinsel zuhause

Etwa zur gleichen Zeit siedelte dann ein weiteres Brutpaar in Brühl, allerdings auf der linksrheinischen Kollerinsel. Die rechtsrheinische Gemarkung blieb ein weißer Fleck auf der Karte der Brutpaare. Dafür waren die „Iwwerrhoiner“ aber sehr fruchtbar, weiß Hartmut Erny vom Pferdeland auf der Kollerinsel zu berichten. Er ist der direkte Nachbar der Nester, um die sich rührend Thilo Toelle vom Verein für Heimat- und Naturschutz Otterstadt kümmert.

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„Seit 2010 haben wir ununterbrochen Brutpaare auf der Kollerinsel“, erklärt der Storchenpate nach einem Blick in seine Unterlagen. Seitdem sind dort 40 Jungvögel aus dem Ei geschlüpft. Und auch in dieser Saison haben sich zwei Paare auf den Nestern niedergelassen – alte Bekannte, die sich schon im vergangenen Jahr dort wohlgefühlt haben. „Die Weißstörche führen eigentlich eher eine Saisonehe“, fasst er seine Beobachtungen zusammen. Und so wechselten die „Mieter“ in den Nestern immer mal wieder durch, einzelne Störche brachten auch wechselnde Partner mit ins linksrheinische Brühl. „Doch wenn sich zwei mögen, dann hält die Ehe auch länger – wie in diesem Jahr“, berichtet Tölle im Gespräch mit unserer Zeitung.

Und nun gibt es das Brutpaar auf der rechtsrheinischen Gemarkungsfläche. „Das ist jetzt schon die dritte Saison, dass dieses Nest bezogen wird“, verrät Schleich. Im ersten Jahr war das Paar zu spät in die Kurpfalz gekommen. Das Nest wurde zwar gebaut, doch zum Eierlegen war es zu spät, berichtet Schleich. Im vergangenen Jahr hat es dann geklappt, dass drei Jungstörche in den Rheinauen aufgewachsen sind und sich im Spätsommer auf die Reise in den Süden begeben haben. „Und zurzeit sieht es so aus, als würde auch schon wieder gebrütet“, meint Schleich beobachtet zu haben.

In diesem Jahr – nach dem Hochwasser – ist der Tisch für Familie Adebar jedenfalls üppig gedeckt. Die Schwetzinger Wiesen sind reich strukturiert und bieten ein Mosaik verschiedenster Biotope. Das Spektrum reicht von Altrheinarmen, Auwald und Verlandungsbereichen, über ehemalige Tongrubengelände, die heute mit Wasser gefüllt sind, Röhrichte und Schilfried bis hin zu Wiesen, die von artenreichen Buschsäumen begrenzt sind.

Zahl der Vögel steigt wieder an

Entsprechend vielfältig stellt sich die Tierwelt dort dar, die teilweise den Störchen als Nahrung dienen. Weißstörche ernähren sich von Kleinsäugern, Amphibien, Eidechsen, Schlangen, Fischen, Regenwürmern, großen Insekten und ihren Larven. Aber auch von Eiern und den Jungtieren der in den Wiesen lebenden Bodenbrütern. In den Rheinauen zwischen Karlsruhe und Mannheim haben die Vögel somit einen erfolgversprechenden Lebensraum gefunden, den sie seit gut drei Jahrzehnten auch wieder engagiert erobern, nachdem sie in den 1970er Jahren fast ausgestorben waren.

Redaktion

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