Gedenken

Volkstrauertag in Brühl: Frieden im Alltag vorleben

Der Volkstrauertag wurde von Pfarrer Erwin Bertsch begleitet, der an die Opfer von Kriegen, Gewalt und politischen Übergriffen erinnerte. Bürgermeister Dr. Ralf Göck legte einen Kranz nieder, die musikalische Beiträge von Chorgemeinschaft und Musikverein rundeten die Gedenkfeier ab.

Von 
Ralf Strauch
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Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Friedhof legen Pfarrer Erwin Bertsch (l.) und Bürgermeister Dr. Ralf Göck einen Kranz nieder. © Lenhardt

Brühl. Der bleischwere Himmel bot der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Brühler Friedhof die passende Kulisse. Der Volkstrauertag wurde in Deutschland ursprünglich eingeführt, um der Toten des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Mittlerweile wurde der ursprüngliche Gedanke aber erweitert: Das heißt, dass nicht nur an Kriegstote, sondern auch an Opfer von Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft erinnert werden soll. Dazu zählen unter anderem auch Opfer politisch motivierter Übergriffe.

Pfarrer Erwin Bertsch unterstrich in seiner Gedenkansprache: „Wir dürfen die vielen Millionen nicht vergessen, die im Krieg gefallen sind. Die vielen, die getötet und gemartert wurden. Die Ungezählten, die in Lagern verhungerten, in Konzentrationslagern und Gefängniskellern zu Tode gequält wurden; die vielen, die den Bombenangriffen zum Opfer gefallen sind.“

„Die Gefallenen wollten keine Helden sein. Sie wollten leben. Und das Schlachtfeld – ein furchtbares Wort – war kein Feld der Ehre. Stalingrad beispielsweise war eine eiskalte Wüste des Wahnsinns“, betonte der katholische Seelsorger.

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Doch sah der Pfarrer nicht nur zurück, sondern wies auf die aktuelle Situation hin: „Denken sollten wir auch an alle, die in unseren Tagen – kaum von uns beachtet – im Nahen und Fernen Osten, im Gazastreifen oder in der Ukraine im Kugel-, Bomben- und Granatenhagel sterben, oder an die Menschen, die in sogenannten Irrenhäusern und Arbeitslagern gequält werden, denken an alle, die gefoltert werden und menschenunwürdige Behandlung erfahren, sei es im Osten, sei es im Westen oder im Süden.“

Es genüge allerdings nicht, den Frieden nur zu wünschen und laut Friedensparolen zu verkünden. „Wir müssen die Grundlage des Friedens, die gottgegebene Ordnung erkennen, anerkennen, sichern und beachten“, so Bertsch. Das sei der beste Beitrag zum Frieden. Das sei die Aufgabe eines Jeden, dort wo er lebe und stehe. „Wenn wir nicht den Mut wiederfinden, den Glauben an Gott und Gottes Ordnungsgesetze in allen Bereichen unseres Lebens, auch im Alltag, in Wirtschaft und Politik, zu leben, zu fordern und gelten zu lassen, dann halten wir vergebens Ausschau nach Frieden, Ruhe und Ordnung“, so der Pfarrer, denn nur „wenn wir uns heute darauf besinnen, dann hat dieser Gedenktag seine Bedeutung und Berechtigung. Und wenn wir aus dieser Besinnung die Konsequenzen ziehen, denn ist der Tod der vielen nicht ganz vergebens gewesen.“

Musikalisch umrahmt wurden die Ansprache und die Kranzniederlegung durch Bürgermeister Dr. Ralf Göck von den Sängern der Chorgemeinschaft und den Instrumentalisten des Musikvereins – Bläserakademie.

Redaktion

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