Literatur

Vom englischen Mordclub bis zu Thriller

Von 
Maria Herlo
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Jürgen Haber (v. l.) bietet zusammen mit dem literarische Duett – Barbara Hennl-Goll und Dagmar Krebaum – spannende Texte verbunden mit unterhaltsamer Musik. © marx

Brühl. Wie schön ist es, wieder Buchpräsentationen live zu erleben und mit anderen in Austausch zu treten. Und so ist die Freude bei Veranstaltern, aber auch bei Besuchern groß. Die Resonanz beim Krimiabend, zu dem das Team der Bücher Insel eingeladen hatte, war überwältigend. „Es ist unsere erste Veranstaltung seit zweieinviertel Jahren“, freute sich Barbara Hennl-Goll.

Der Erfolg ihrer Leseabende kommt nicht von ungefähr: Ihre persönlichen Beziehungen zu Kunden, ihre hochkarätigen Mitstreiter sowie der Ideenreichtum bei den Buchpräsentationen begeistern immer wieder. Und weil die Nachfrage für den Krimiabend nun so groß war und der Raum der Buchhandlung dafür zu klein, verlegte sie die Veranstaltung in den Gastraum des TV-Clubhauses.

In dieser unvergleichlichen Atmosphäre haben Hennl-Goll, Dagmar Krebaum, Jürgen Haber und Dr. Andrea Goll Bücher vorgestellt, die ihnen ganz besonders gut gefallen haben.

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Hennl-Goll zog sofort die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf sich mit ihrer Einschätzung der Sörensen-Trilogie von Sven Stricker. Zunächst aber spielte Jürgen Haber auf seinem Akkordeon, der „Emma“, passend zu den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine ein Anti-Kriegslied: Eric Bogles Song „No Man’s Land“, dessen deutsche Fassung „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader zur Hymne der Friedensbewegung wurde. Das war ein idealer Übergang zu „Sörensen hat Angst“, so Hennl-Goll.

Bei Sörensen handelt es sich um eine Angststörung, die er behandeln ließ, bevor er wieder in das Berufsleben einstieg. „Wer auf Situationskomik, auf liebenswerte schrullige Protagonisten aus dem hohen Norden und auf Dialoge der besonderen Art steht, für den ist diese Krimireihe ein Muss.“ Als fesselnden Politthriller beschrieb sie die Bände „Die Akte Adenauer“ und „Ein Präsident verschwindet“ von Ralf Langroth, denen ein wahres Geschehen zugrunde liegt. „Man sollte sie lesen, denn sie sind gut recherchiert und bringen deutsche Geschichte auf spielerische Art näher“, riet sie. Ihre Kurztipps: „Das Dorf in den roten Wäldern“, von Louise Penny und die Krimireihe um den Kommissar Brenner des österreichischen Autors Wolf Haas.

Mit ansteckender Begeisterung stellte Dagmar Krebaum den englischen Krimi „Mrs. Potts Mordclub“ von Robert Thorogood vor, den sie mit großem Vergnügen gelesen habe. Das Beste im Leben der 77-jährigen Witwe Judith Pott ist, dass sie es nicht mit einem Mann teilen müsse. Jeden Abend trinkt sie ein kleines Glas Whisky und im Sommer badet sie nackt in der Themse. Als sie eines Abends auf dem Nachbargrundstück einen Schuss hört, die Polizei ihr aber nicht glaubt, beginnt sie in bester Miss-Marple-Tradition selbst zu ermitteln. „Lesenswert ist dieser skurrile Krimi wegen der großartig gezeichneten Charaktere, des englischen Ambientes und der witzigen Dialoge“, findet Krebaum.

Deutlich beeindruckt hat sie der Roman „Wir sind dieser Staub“ von Elisabeth Wetmore. „Absolut ergreifend und sehr lesenswert“, versichert sie, „denn es geht um Frauen im Texas der 1970er Jahre, die von Männern bedroht, vergewaltigt oder getötet werden.“ Ihre Kurztipps sind „Winterland“ von Kim Faber und Janni Pedersen und „Hellas Channel“ von Petros Markaris.

Ziemlich das Gegenteil von dem, was bisher vorgestellt wurde, ist „Thirteen“ von Steve Cavanagh. „Sie werden es nicht mehr aus der Hand legen“, verspricht Andrea Goll-Kopka, „ich war davon so begeistert, dass ich es unbedingt vorstellen wollte“, sagte sie. Was es so spannend macht? Ein Unschuldiger steht vor Gericht, während der Mörder in der Gerichtsjury sitzt. Jürgen Haber war insbesondere von Richard Osmans Debütroman „Der Donnerstagsmordclub“ begeistert, der humorvoll seine über 80 Jahre alten Protagonisten ausgestaltet, ohne sich über sie lustig zu machen, und vom aufregenden Agententhriller „Slow Horses“, den der englische Autor Mick Herron verfasst hat.

Bis zum Schluss war der Krimiabend ein unterhaltsamer Genuss – endlich wieder, so das Fazit der Veranstalter und Besucher.

Freie Autorin

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