Brühl. Als die Weixdorfer Bürgermeisterin Annelies Ramsdorf und ihr Brühler Amtskollege Günther Reffert 1993 – also vor 30 Jahren – die Urkunde zur Ortspartnerschaft unterzeichneten, da war es zwar eine Liebesheirat, aber es war keine Liebe auf den ersten Blick. Und so feiern die Menschen in der Kurpfälzer Gemeinde und in dem heutigen Ortsteil des sächsischen Dresdens am kommenden Wochenende zwar den 30. Geburtstag des Miteinanders, doch die ersten Annäherungsversuche aus der damaligen DDR gab es schon vor fast 70 Jahren. Aber da zierte sich Brühl noch.
Zwischen 1954 und 1966 hatte das Rathaus in der Hufeisengemeinde Schreiben aus der sächsischen Kommune erhalten. Trotz des Kalten Krieges wollte man von dort aus den Eisernen Vorhang etwas durchlässiger gestalten und eine freundschaftliche Kontaktaufnahme mit dem Klassenfeind pflegen.
Doch der damalige Brühler Verwaltungschef Alfred Körber zeigte sich wenig begeistert von diesem Ansinnen, er lehnt es zwar nicht direkt ab, doch er pflegte über mehr als ein Jahrzehnt eine Verzögerungstaktik. Und die war erfolgreich – vor über 50 Jahren machten die Weixdorfer keine Avancen mehr.
1985, als allgemein wieder innerdeutsche Städtepartnerschaften forciert wurden, erinnerte sich der damalige Brühler Bürgermeister Günther Reffert an die Liebesgrüße aus Sachsen. Er versuchte, den Kontakt mit Weixdorf erneut aufzunehmen. Doch plötzlich zeigte man sich in der damaligen DDR – auf Anweisung der Funktionäre im Landkreis – einsilbig gegenüber den Schreiben aus dem Westen.
Das änderte sich erst, als sich die Wende am Horizont abzeichnete. Plötzlich kam es zu einem wirklich regen Briefwechsel zwischen Reffert und seinem sächsischen Amtskollegen Wolfgang Böttcher. Keine vier Monate nachdem die Mauer gefallen war, fuhr Reffert 1990 zusammen mit seiner Frau spontan nach Sachsen und fanden guten Kontakt zum dortigen Rathauschef. Einige Monate nach diesem Treffen fand dann die erste freie Kommunalwahl in Weixdorf statt, der SED-Bürgermeister wurde abgewählt, neue Verwaltungschefin wurde Annelies Ramsdorf, Gemeindevertretervorsteher, also der Vorsitzende des Gemeinderates, Gottfried Ecke, der Ramsdorf 1994 auf den Chefsessel im Rathaus folgte. Seit der Eingemeindung des Ortes Weixdorfs nach Dresden ist er Ortsvorsteher seiner Heimatgemeinde.
Der runde Geburtstag dieser deutsch-deutschen Partnerschaft wird nun am Wochenende in Brühl groß gefeiert. Zahlreiche Gäste werden dazu aus Weixdorf in der Kurpfalz erwartet. Auftakt ist am Freitag, 23. Juni, ein Festakt in der Brühler Festhalle, bei dem neben den Ansprachen als Revanche zum vorangegangenen runden Geburtstag in Sachsen der Kurpfälzer Franz Kain den Weixdorfern Unterricht in der Schbrooch erteilen soll.
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