Brühl. Das Netzwerk Brühl/Rohrhof hatte zum Weltalzheimertag die Diplom-Pflegepädagogin und Pflegewissenschaftlerin Cornelia Grünkorn eingeladen, um über das Thema Demenzerkrankung und den Umgang mit Betroffenen zu referieren. Bürgermeister Dr. Ralf Göck war von der großen Resonanz überrascht und lobte in seiner Begrüßung die Arbeit des Netzwerks, dessen Ansprechpartner der Behindertenbeauftragte Rudi Bamberger ist.
Netzwerk im Sozial- und Pflegebereich unterstützt einzelne Organisationen
„Seit Jahren schon berät und unterstützt das Netzwerk Menschen im Sozial- und Pflegebereich und ermöglicht einen umfassenden Austausch der einzelnen Organisationen. Außerdem gelingt es ihm immer wieder, besondere Veranstaltungen auf die Beine zu stellen wie den heutigen informativen Nachmittag“, sagte er.
Und die Referentin Cornelia Grünkorn war ebenfalls über den gut gefüllten Saal der Festhalle begeistert, kann sich doch dem Thema Demenzerkrankung heute kaum jemand entziehen. Und sie zitierte einen alten Spontispruch, der sagt, „Wir sind schon viele und werden täglich mehr“, das treffe mittlerweile auch auf Demenzkranke zu, sagte sie, deshalb ist es wichtig, uns damit zu beschäftigen.
Das Wichtigste jedoch sei, betroffene Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren, so Cornelia Grünkorn. Inhalte ihres Vortrags waren: Wie entsteht Demenz? Was sind die Ursachen? Was sind typische Krankheitsbilder und welche Phasen der Krankheit gibt es? Anschaulich, bereichert mit persönlichen Erfahrungen, Beispielen und Anekdoten, berichtete Cornelia Grünkorn vom Alltag und den möglichen Verhaltensweisen demenziell Erkrankter.
Wie können Angehörige, Betreuer oder Pflegekräfte am sinnvollsten reagieren und wie können sie Antworten auf spezielle oder unverständliche Verhaltensweisen finden? Darüber konnten die Zuhörer viel Wissenswertes erfahren und während sowie nach dem Vortrag Fragen stellen und ihre eigenen Erfahrungen mit einbringen.
Demenz, so die Fachfrau, sei eine schwere Hirnleistungsstörung, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist und sich mit einer Vielzahl von Symptomen zeigt. Sie ist nicht heilbar, sondern schreitet in ihrer Symptomatik voran. Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter an. Die Krankheit kann aufgrund von Störungen direkt im Gehirn ausgelöst werden oder aufgrund von Erkrankungen außerhalb des Gehirns wie Vergiftungen, Alkohol, Schädel-Hirn-Traumata, Unfälle oder Diabetes. Auch eine genetische Disposition kann vorliegen. Und die Referentin zeigte eine Grafik, die deutlich machte, wie ein normal arbeitendes Gehirn die Informationen sortiert und verarbeitet, während der Filter für das demenzkranke Hirn kaputt ist und Chaos erzeugt.
Anschließend sprach sie die wesentlichen beobachtbaren Symptome an. „Die Art und der Ausprägungsgrad der Symptome sind abhängig vom betroffenen Gehirnareal“, sagte sie. So unterscheidet man Gedächtnisstörungen im Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis, Störungen der Handlungsplanung, Situationseinschätzung und Entscheidungsfähigkeit, Störungen im visuell räumlichen Denken und in der Orientierung sowie Sprach-, Denk- oder Aufmerksamkeitsstörungen, Verlust sozialer Kompetenz und sozialen Verhaltens.
Das "Drei-Welten-Konzept" wird erklärt
Näher ging sie danach auf das „Drei-Welten-Konzept“ nach Held ein. Im ersten Stadium nehmen Betroffene ihre Beeinträchtigungen noch deutlich wahr und versuchen, sie zu kaschieren, im zweiten Stadium, der mittelschweren Demenz, können Betroffene immer weniger absichtsvoll handeln, und im dritten, dem Stadium der schweren Demenz, sind Betroffene weder verbal noch nonverbal in der Lage, sich verständlich zu machen.
Wissen über die Krankheit verleiht pflegenden Angehörigen oder Pflegekräften Sicherheit im Umgang mit den Erkrankten. Es kann sie vor Enttäuschungen, aber auch vor unnötiger Resignation bewahren. Wichtig ist, so die Referentin, die persönliche Würde des Erkrankten zu bewahren, die Eigenständigkeit aufrechtzuerhalten, Orientierungshilfen zu geben, Kommunizieren und lernen, mit schwierigen Verhaltensweisen umzugehen.
Sehr hilfreich im Umgang mit Demenzerkrankten ist die Broschüre „Demenz-Knigge“. Dieser Ratgeber für Angehörige und Pflegepersonal, den Cornelia Grünkorn mitgebracht hatte, ist das Ergebnis jahrelanger Praxis im Umgang mit Betroffenen und kann sowohl ihr Leben als auch das der Pflegenden um einiges erleichtern.
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