2G-Regelung sorgt für einzelne Probleme / Politiker erhalten durchweg schlechte Noten ausgestellt

Wolfgang Trepper poltert in der Brühler Festhalle über Gott und die Welt

Von 
Ralf Strauch
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Brühl. Er ist der Volldampfpolterer aus dem Pott, einer der sich wundervoll aufregen kann – über die Politiker, die Menschen im Allgemeinen und, das allerdings deutlich indirekter, auch über sich selbst. Wolfgang Trepper zeigt sich trotz der Corona-Zwangspause bei seinem inzwischen vierten Besuch in Brühl gut in Form, obwohl es erst sein zweiter Bühnenauftritt seitdem ist. Er ist wieder voll in seinem Element.

Plaudernd beginnt Trepper, blickt mit sehr viel Augenzwinkern und manchem Schenkelklopfer auf die Corona-Zeit zurück, um immer wieder von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen – sogar das „Traumschiff“ und der „Fernsehgarten“ finden Aufnahme in den thematischen Parforceritt. Doch den roten Faden verliert Trepper nie und so kommt er unweigerlich zur Bekräftigung seiner Prophezeiung, dass die Fernsehansprache beim nächsten Jahreswechsel noch immer von Bundeskanzlerin Merkel gehalten wird, weil sich die Parteien allen Vorsondierungen und Sondierungen zum Trotz noch nicht auf eine neue Regierung geeinigt haben werden.

Bundespolitisches übernimmt das Programm. Der Kabarettist wütet durch die politische Landschaft und lässt kaum einen der großen Protagonisten gut aussehen. Die stets jammernde „fleischgewordene Überraschungsprinte“ Laschet bekommt genauso ihr Fett weg wie Scholz, dessen Empathie sich darauf beschränke, wie Festus bei „Rauchende Colts“ zu allem schräg zu grinsen, Lindner, der die Partei führe, wie andere einen Kegelclub, und Habeck, der zwar sympathisch und gebildet sei, „allerdings leider kein Interesse an der Politik habe“. Die Linken würden sich selbst zerlegen und über die AfD „verliere ich kein Wort – für diese Bäckerburschen ist mir mein Pogramm zu schade“. Viel Applaus.

Betrachtungen des Alltags

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Einzig Kevin Kühner kommt ganz gut weg – „wenn der was sagt, kommen ursozialdemokratische Ideen aus ihm heraus. Hoffentlich bekommt das seine Partei nicht mit, sonst ist der ganz schnell weg vom Fenster.“

Grandios sind Treppers Betrachtungen des Alltags. Die Macken der anderen und seine eigenen, die natürlich keine sind, denn es sei ja wohl selbstverständlich, dass im Schrank die Tassen alle so stehen, dass die Henkel immer nach rechts weisen.

Hörbar viel Selbsterkennen im Publikum, wenn Trepper die Schritte beim Reparieren einer Kassette beschreibt, um die Schlager der Hitparade mitzuschneiden – die 31-Jährige in der ersten Reihe kann das allerdings nicht nachvollziehen, aber „ich erklär dat jetzt nich!“

Und da sind wir beim Lieblingsthema Treppers: dem Schlager. Genüsslich zitiert er krude Texte, erzählt von Künstlern und dem Gesicht der „Deutschen Hitparade im Zweiten Deutschen Fernsehen“, Dieter Thomas Heck. Da kann das durchweg ältere Publikum auch sofort bei den meisten Hits von damals mitsingen.

Der emotional stärkste Moment des Abends ist, als Trepper vom Besuch der Seele seiner „Omma“ – bei ihm muss das Wort mit zwei M geschrieben werden, wie bei „hömma“ für „höre bitte einmal zu“ – spricht. Das wird ganz großes Kopfkino. Dann wird er ganz leise – wie auch sein Publikum. Man kann die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, als sie in ihrer Erzählung aus ganz persönlicher Sicht an die Schrecken des 20. Jahrhunderts mit seinen Kriegen, Krankheiten, Hunger und politischen Verwerfung erinnert.

Und doch habe man immer optimistisch nach vorn geschaut – „trotz der verrückten Zeiten“. In denen lebe man jetzt auch wieder, berichtet Trepper seiner „Omma“. Es wäre ganz schlimm, dass man nicht mehr so problemlos in die Kneipe komme wegen der Pandemie, dass man kaum Reisen planen könne . . . da lässt Trepper die Jammerlitanei 2021 ins Leere verklingen. Omma hat die Weltsicht wieder geradegerückt. Und er ist erkennbar nicht der einzige im Saal, der sich beim Applaus verstohlen ein, zwei Tränen aus den Augen wischt. Verrückte Zeiten.

Aber, bleiben wir kurz beim Thema Corona. Wie funktioniert die 2G-Regelung in der Festhalle? Es ist fast wieder Normalität eingekehrt, wie sich Kulturverantwortlicher Jochen Ungerer und Trepper auf der Bühne freuen. „Man kann ohne die Masken auch wieder sehen, ob die Leute Spaß haben“, stellte der Kabarettist nach seinem spontanen „Boah, is datt voll!“ fest.

Manche müssen wieder heim

Nur beim Einlass gibt es Schwierigkeiten, weil nicht bei allen Kartenverkäufen darauf hingewiesen worden sei, dass die lediglich Getesteten keinen Zutritt haben. So mancher ist gezwungen, sofort wieder verärgert den Heimweg anzutreten.

Diejenigen, die diese Hürde aber mit ihren Zertifikaten genommen haben, zeigen sich dann in der Schlange vor der Kartenkontrolle unvernünftig. Es wird nicht mehr auf Abstände geachtet, beziehungsweise, diejenigen, die nach vorn hin eine Lücke lassen, werden sofort von Dränglern überholt, die diese Lücke schließen. Aber selbst dieses Gewusel ist mit entsprechender Maske letztlich doch noch Corona-konform. Verrückte Zeiten.

Redaktion

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