Justiz

50-jährige Eppelheimerin vor Gericht: Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung

Die Staatsanwaltschaft wirft einer 50-jährigen Eppelheimerin gleich mehrere schwere Vergehen vor. Am Montag begann das Verfahren gegen die Frau vor der Strafkammer des Landgerichts Heidelberg.

Von 
Volker Widdrat
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Eine Eppelheimerin, deren Fall aktuell vor der Strafkammer des Landesgerichts verhandelt wird, ist nach der Zwangsräumung ihrer Hauptstraßen-Wohnung in der Wasserturm-straße untergebracht. © Widdrat

Eppelheim. Vor der Strafkammer des Landgerichts Heidelberg begann am Montag das Verfahren gegen eine 50-jährige Frau, der die Anklage unter anderem Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung und versuchten Raub vorwirft. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die mutmaßlich an einer bipolaren affektiven Störung leidende Beschuldigte die Durchführung eines Sicherungsverfahrens beantragt. Dadurch kann die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet werden.

Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft listete zehn Tatvorwürfe auf. Im Juni 2021 soll die 50-Jährige bei der Aufgabe einer Anzeige im Polizeirevier Mitte Beamte beleidigt sowie geschlagen und getreten haben, weil diese sie auf die Maskenpflicht hingewiesen hatten. Außerdem soll sie Widerstand geleistet haben. Ein paar Tage später soll sie in der Uniklinik mit einer Metallstange auf einen Sicherheitsmann eingeschlagen haben. Einen hinzugerufenen Kollegen soll sie mit Wasser überschüttet haben.

50-jährige Eppelheimerin vor Gericht: Lange Liste

Im Juli 2021 schließlich soll die Beschuldigte an einer Straßenbahnhaltestelle versucht haben, einer 82-jährigen Frau die Handtasche zu entwenden. Dabei soll sie der Geschädigten ins Gesicht geschlagen haben. Im Carré-Einkaufszentrum soll sie randaliert und Polizeibeamte beleidigt und getreten haben. In der Hauptstraße soll sie einem Passanten einen Kaffeebecher an den Kopf geworfen haben. Im Mai vergangenen Jahres soll sie Stühle vor einem Lokal umgeworfen haben. Des Weiteren soll die Beschuldigte in Eppelheim Mitbewohner körperlich angegriffen haben. Einmal soll sie in der Gemeindeunterkunft in der Wasserturmstraße einer Frau mit dem Stil eines Wischmopps dreimal auf den Kopf geschlagen haben. Außerdem soll sie die Geschädigte mit dem Tod bedroht haben.

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Die gebürtige Mannheimerin machte umfassende Angaben zu ihrer Person. Die ersten sechs Jahre ihres Lebens habe sie bei ihrer Großmutter in der Türkei verbracht. Nach der Hauptschule in Mannheim sei sie mit 17 Jahren das erste Mal in der Türkei verheiratet worden, „weil die Familie das wollte“. Schon als Kind habe sie im Dönerladen der Eltern mithelfen müssen. Einmal in der Woche habe sie nicht in die Schule gedurft, sondern arbeiten müssen. Nach ihrer Scheidung sei sie mit 20 Jahren zum zweiten Mal „zur Hochzeit in die Türkei geschleppt worden“.

Die 50-Jährige, die auch von ihrem dritten Ehemann, mit dem sie zwei erwachsene Söhne hat, wieder geschieden ist, schilderte dem Gericht ihre Krankheitsgeschichte. Mit 18 Jahren habe sie festgestellt, dass sie manisch-depressiv sei. „Solange ich Medikamente nehme, ist alles gut. Eltern und Geschwister haben nie gewollt, dass ich selbstständig bin“, meinte sie. Ihr letzter Mann sei ein guter Mensch gewesen, habe sie aber in manchen Dingen an ihre Mutter erinnert. Als ihre Wohnung in der Hauptstraße in Eppelheim zwangsgeräumt worden sei und sie eine Unterkunft in der Wasserturmstraße zugewiesen bekommen habe, „hat es in mir wie in einem Vulkan gebrodelt“. Sie hätte nun gerne einen Betreuer, bat die derzeitige Patientin des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Wiesloch.

Verteidiger Rüdiger Betz räumte für seine Mandantin die Vorfälle ein, bis auf den Tatvorwurf des versuchten Raubes. Es habe mit der Geschädigten damals nur eine verbale Auseinandersetzung gegeben.

Die Kammer hat zur Durchführung der Beweisaufnahme 23 Zeugen und einen psychiatrischen Sachverständigen geladen. Ein 28-jähriger Polizeibeamter berichtete von den Vorkommnissen auf dem Revier. Die Beschuldigte habe üble Beschimpfungen von sich gegeben und „klassischen Widerstand geleistet“. Sie habe partout keinen Mund-Nase-Schutz tragen wollen und sei „außer Rand und Band gewesen“, bestätigte eine 46-jährige Polizistin. Erst als die Bodycam eingeschaltet werden sollte, habe sie sich etwas beruhigt, meinte ein 33-jähriger Beamter, der wie seine Kollegen Anzeige erstattet hatte.

50-jährige Eppelheimerin vor Gericht: Polizisten sagen aus

Die damalige Leiterin des Polizeipostens Eppelheim berichtete von einer Vernehmung. Die Beschuldigte habe „arrogantes Auftreten der Polizei“ moniert und die Beamten wegen Misshandlung anzeigen wollen. Sie sei „schnell aufbrausend gewesen“, habe sich aber bei der Zwangsräumung normal verhalten. In der Wasserturmstraße habe es ohnehin immer Konflikte zwischen den Mietparteien sowie Anzeigen wegen Ruhestörung, Bedrohung, Beleidigung oder Körperverletzung gegeben, gab die 51-jährige Beamtin zu Protokoll: „Ein sehr konfliktbehaftetes Haus.“ Nach einer Verhaftung habe die Frau während der Fahrt in eine Justizvollzugsanstalt von ihrer Krankheit erzählt. Wenn sie nicht beachtet würde, werde sie aggressiv.

Der Vorsitzende Richter Dr. Krumme verlas ein Attest über verschiedene Verletzungen, die sie sich bei einem Sturz mit dem Fahrrad zugezogen haben soll. Ein 26-jähriger Sicherheitsmann berichtete von dem Vorfall in der Uniklinik. Die Angeklagte habe versucht, mit einem Schilderhalter auf ihn einzuschlagen. Sein 24-jähriger Kollege bestätigte die Angaben. Die Frau habe damals weder Impfnachweis noch Ausweis zeigen wollen. Sie habe seinen dunkelhäutigen Kollegen rassistisch beleidigt und auch ihn selbst auf Türkisch mit üblen Schimpftiraden bedacht. Die beiden Männer sollen getreten worden sein und hatten daraufhin Anzeige erstattet.

Die Verhandlung am Landgericht Heidelberg wird am Mittwoch, 1. Februar, um 8.30 Uhr fortgesetzt.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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