Eppelheim. Die Stadt Eppelheim beabsichtigt die städtebauliche Nachverdichtung und Neuordnung auf einer Fläche, die bislang im Wesentlichen als Parkplatz sowie für die Rhein-Neckar-Halle und die Bibliothek genutzt wird.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde über den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan „Südwestlich Schulzentrum“ entschieden. Die Sport- und Kulturhalle soll abgerissen werden. Unternehmer Hans-Peter Wild hat für eine neue Halle acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der Parkplatz soll mit einem Edeka-Markt mit einer Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen bebaut werden. Die Bibliothek soll ebenfalls wegfallen und künftig außerhalb des Plangebiets in der bisherigen Kegelhalle untergebracht werden.
Michael Jochum und Martina Marek vom Planungsbüro Modus Consult und Manfred Kratz von Edeka Südwest sowie Nezaket Yildirim, Geschäftsführerin des Investors Immo Real Estate, waren in der Sitzung anwesend und stellten die verschiedenen Elemente der Planung vor. Mit der Nachverdichtung soll dem steigenden Bedarf an Wohnfläche Rechnung getragen werden, erläuterte Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Ein neuer Edeka-Markt sei nur noch an diesem Standort im Plangebiet an der Justus-von-Liebig-Straße südwestlich des Schulzentrums möglich.
Zu dem „gesamtheitlichen Gestaltungskonzept und der Aufwertung“, so der Wortlaut des Beschlussvorschlags, soll auch eine Wohnbebauung entlang der Jahnstraße und zwischen Pestalozzistraße und Carl-Diem-Straße beitragen. Derzeit liegt noch kein Bebauungsplan für diesen Bereich vor. Für das Gesamtkonzept ist auch die Änderung des Flächennutzungsplanes notwendig.
Kontroverse Diskussion
Die Diskussion über den Aufstellungsbeschluss war überaus kontrovers. Renate Schmidt (SPD) sah die Möglichkeit, „mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“. Ein künftiger Edeka-Markt sichere die Nahversorgung im Süden. Durch den Verkauf des Geländes mit der Bibliothek an den Vorhabenträger würde die neue Sporthalle günstiger. Außerdem würde der Investor die Kosten für den Abriss der Neckar-Halle übernehmen. Die geplanten 110 bis 130 Wohneinheiten würden benötigt: „Somit ist die Stadt in der Lage, auf Zwangsräumungen zu reagieren oder auch günstigen Wohnraum für junge Familien zur Verfügung zu stellen.“ Ein wesentlicher Aspekt bei dem Vorhaben sei die Bürgerbeteiligung, stimmte Schmitt zu: „Bei allen Abwägungen überwiegen die Vorteile für eine städtebauliche Entwicklung.“
Marc Böhmann (Grüne) lehnte einen Aufstellungsbeschluss rundweg ab. Ein Supermarkt in Kombination mit sozialem Wohnraum ginge noch: „Wir sind aber gegen die geplante massive Wohnbebauung im Westen des Plangebietes.“ Das von Rebmann gewählte Verfahren entspreche einem Muster, schimpfte Böhmann: „Um bestimmte wichtige Bauprojekte durchzubringen, versuchen Sie, erst lange das Thema vor der Öffentlichkeit zurückzuhalten und dann möglichst schnell Fakten zu schaffen.“ Die breitere Öffentlichkeit habe noch keine Ahnung von „der gigantischen Bebauung und Versiegelung“ in der „Herzkammer Eppelheims“. Er wundere sich, dass es keinen städtebaulichen Wettbewerb gegeben habe. Über 100 große, alte Bäume müssten abgeholzt werden. Die vierstöckige Wohnbebauung schneide die nächtliche Frischluftzufuhr ab. Durch die hohe Versiegelung stiegen die Temperaturen im Sommer an. Der Parkdruck in dem Quartier würde sich enorm erhöhen. Das Argument der Investorin, nach dem Aus des Einkaufszentrums am Patrick-Henry-Village sei kein wohnortnäherer Markt im Süden mehr möglich, sei nur vorgeschoben gewesen. Böhmann monierte auch die möglichen Folgekosten des Vorhabens und die Nachteile für die Ebert-Schule. Und auf welchem Preisniveau „bezahlbarer“ Wohnraum entstehen werde, sei auch noch fraglich.
Trudbert Orth (CDU/FDP) konnte sich einen Edeka an diesem Standort gut vorstellen. Außerdem benötige die Stadt dringend bezahlbaren Wohnraum. Die Planung könnte auch die finanzielle Lücke beim Bau der neuen Halle schließen. Die Einbindung der Anwohner sei ein wichtiges Anliegen seiner Fraktion, meinte Orth: „Die Parkplatzsituation für den Markt und die neue Halle müssen konkreter geplant werden. Wir schlagen eine Tiefgarage vor.“ Auf jeden Fall gebe es „Synergieeffekte für den gesamten Bereich“.
Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) war es recht, dass das „marode und energiefressende Bibliotheksgebäude“ abgerissen wird. Ein neuer Vollversorger-Supermarkt an diesem Standort fand seine Zustimmung. Anhand eines Gutachtens werde man feststellen können, „ob der Umfang der geplanten Wohnbebauung noch etwas reduziert werden kann“. Das Angebot der Projektentwicklerin „sollten wir nicht ausschlagen“. Schmidt warf der Grünen-Fraktion die Schilderung eines „Untergangsszenarios“ und „Verhinderungspolitik“ vor. Fraktionssprecherin Christa Balling-Gündling plädierte für eine nachhaltige Entwicklung. Es gebe gerade genug Bebauung.
Investorin Nezaket Yildirim versprach, gemeinsam mit der Stadt zu planen und die Bürger „mitzunehmen“. Beim letzten Mal „ist unser Projekt kaputtgemacht worden“, deshalb habe man jetzt einen Aufstellungsbeschluss gewollt. Böhmann kritisierte erneut das „riesige Ausmaß der Bebauung“.
„Sie wissen nicht, was Sie planen“, echauffierte sich Hubertus Mauss (Grüne). Anika Wesch (SPD) meinte, es sei nicht einfach, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Grünen wetterten immer nur dagegen. „Die sehen alles nur negativ“, stimmte Orth ihr zu. So eine massive Bebauung sei nicht mehr zeitgemäß, erklärte Claudia Grau-Bojunga (Grüne). Der Antrag Böhmanns, das Projekt in den nächsten zwei Monaten zu diskutieren, aber mindestens auf die nächste Sitzung zu schieben, wurde abgelehnt. Stadtrat Martin Gramm war befangen. Der Wunsch, eine Bürgerinformationsveranstaltung anzubieten, wurde aufgenommen. Der Aufstellungsbeschluss ging mit 14 Jastimmen bei fünf Neinstimmen der Grünen durch.
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