Eppelheim. Die Bewohner von Eppelheim kennen sie wohl alle – Vincenzo Rutas Gartengolfanlage in der Kirchheimer Straße. Schon seit dem Jahr 1964 belassen es hier die wenigsten Besucher beim Minigolf. Ob ein kühles Bier oder ein Käsebrot – die ungefähr 800 Quadratmeter große Oase lädt die Bürger der Region regelmäßig zum Innehalten und Genießen ein. Doch wie kam der ortsbekannte Sizilianer zu dem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt?
Dafür müsse man ein wenig in die Vergangenheit reisen, erklärt Ruta und beginnt die Geschichte in den 1960er Jahren. Er habe in seiner Jugend zunächst selbst jede Woche den Schläger geschwungen, bis der damalige Betreiber ihn fragte, ob er in den Schulferien nicht aushelfen wolle: „Das habe ich dann gemacht, bis ich 1984 nach Dossenheim gezogen bin und dort in der Gastronomie tätig war.“ Als Vincenzo Ruta dann geheiratet und Kinder bekommen habe, sei die junge Familie wieder nach Eppelheim gezogen.
Von der Aushilfe zum Betreiber
„Ich half wieder ein wenig aus, sowohl in Eppelheim, als auch in der 1991 eröffneten Anlage in Schwetzingen, die von der gleichen Familie betrieben wird.“ Im Jahr 2006 habe der damalige Betreiber die Gartengolfanlage an Vincenzo Ruta verpachtet.
„Ich wollte eigentlich eine Gartenwirtschaft eröffnen, aber ich fand in Eppelheim ohnehin kein geeignetes Grundstück“, gesteht der 63-Jährige und fügt stolz hinzu: „Seitdem betreibe ich die Anlage mit der Hilfe meiner Frau und meinen zwei Kindern.“ Noch heute würden viele Gäste zu ihm kommen, die gar kein Minigolf spielen wöllen, sondern ausschließlich ein paar Würstchen essen oder ihr kühles Getränk trinken würden.
Zwar sei die Unterstützung von Freunden und Bekannten bei Umbauten und Instandhaltung immer wieder notwendig, denn effektiv betreiben könnte man das Gelände in ausschließlich vier Monaten des Kalenderjahrs. „Da bleibt natürlich wenig übrig, um Bauunternehmen zu beauftragen“, meint Ruta. Gleichzeitig genieße er aber auch die Jahresabschlusstradition, die er seit vielen Jahren pflege, die Anlage am 1. November zu schließen und am 2. November in seine Heimat zu reisen, verrät der Italiener: „Dort schalte ich dann zehn Tage total ab.“
Wandel der Generation bei Besuchern der Eppelheimer Golfanlage
Auf die Frage, wie sich die Kundschaft verändert habe, schmunzelt Ruta: „Es gibt ständig Generationswechsel. Die Kinder kamen mit ihren Großeltern, werden erwachsen und kommen mit ihren Freunden. Heiraten und kommen mit ihren Ehepartnern. Bekommen Kinder und irgendwann Enkelkinder. Alle kommen her, um bei mir Minigolf zu spielen, denn Bürger, die in der Kindheit kommen, die verliert man nicht.“ Wie viele Familien er so begleitet habe, könne er nicht zählen: „Das ist ein alltägliches Phänomen.“
Allerdings seien für ihn nicht nur Entwicklungen von Familien spannend: „Wir haben hier auch einen Stammtisch bei dem die Gäste mittags um 14 Uhr beginnen und bis zum Abend etappenweise spielen, die haben ihren Tisch auf der Terrasse und der ist dann den ganzen Tag mit unterschiedlichen Spielern belegt.“ Wenn dabei einem Gast die angebotenen Würstchen nicht zusagen würden, hätte er selbstverständlich alles da, um auch ein vegetarisches Vesper zaubern zu können, erklärt der Betreiber.
Am längsten kenne er einen Spieler einer Minigolfgruppe, die sich 1995 gegründet habe: „Der Herr aus Hockenheim hat schon zuvor in einer Gruppe gespielt, dann 19 Jahre pausiert und nun kommt er mit seinen 84 Lebensjahren wieder regelmäßig.“
Besonders profitieren würde Ruta von der immer weiter wachsenden Stammkundschaft: „In der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen informiert, was sie tun könnten und Minigolf spielen war erlaubt. Die Menschen kamen zu mir und sie kommen noch heute.“ Ähnlich sei das mit den Schulklassen, die den Minigolfplatz besuchen würden, denn nach dem Ausflug würde typischerweise ein Teil der Kinder mit den Eltern wiederkommen: „So können an einem schönen Tag schon mal 150 bis 200 Gäste zusammenkommen.“
Den Charme beim Gartengolf in Eppelheim macht die Ruhe
Abends schließt die Anlage um 23 Uhr. „Früher hatten wir oft länger geöffnet, dann wurde bis spät in die Nacht getrunken, gegessen und gefeiert. Das ist mittlerweile nichts mehr für mich“, erkennt der Sizilianer und fügt hinzu: „Ich gebe auch nur noch bis 21.30 Uhr Schläger und Bälle aus.“
„Schon 1977 wurde ich auf dieser Bahn der damals jüngste Jahresmeister mit nur 18 Jahren“, verrät Stammgast Volker Fischer. Damals sei noch auf Tennissand gespielt worden, erzählt der 64-Jährige, der noch heute bis zu fünf mal in der Woche den Stammtisch der Gartengolfanlage besucht. Nicht nur aufgrund der Ruhe habe sich der Stammtisch auf der Terrasse etabliert: „Vincenzo hat einfach immer noch zivile Preise, selbst in einer Zeit, in der man sich nichts mehr leisten kann.“
Zwar habe er selbst ausschließlich einmal in diesem Sommer den Schläger geschwungen, für die bis zu 20 Menschen, die sich auf der Terrasse regelmäßig treffen, sei die Gartengolfanlage trotzdem alternativlos: „Ohne diesen Platz würde in Eppelheim das Beste fehlen.“ Es handle sich nun mal um ein richtig günstiges Freizeitvergnügen, findet der Stammkunde.
Doch nicht nur auf der Terrasse tummeln sich hier die Gäste. Ein wenig versteckt befindet sich in der Anlage ein kleiner Teich mit einem Tisch und regelmäßig zwei Studentinnen, die ihren Aperol schlürfen. Auf die Frage weswegen sie hierherkommen, erklären die jungen Frauen: „Dazu muss man sich nur umschauen. Es ist eine wunderschöne Idylle mitten in Eppelheim.“ Ob zum Lernen, Entspannen, Vorglühen oder Gartengolfspielen – Laura Hügel und Carla Seitz seien am liebsten an Rutas Anlage.
Training und Turniere
Für viele scheint nicht der Sport im Vordergrund zu stehen, für die Gartengolfgruppe, die jeden Dienstag und Donnerstag auf die regelmäßig stattfindenden Turniere trainieren, allerdings schon. Zwar könne man aufgrund der fehle
nden Norm nicht in einer Minigolfliga antreten, wegen des Betreibers, der sich oft selbst der Konkurrenz am Schläger stellt, sei man aber trotzdem am liebsten hier. Ruta sei die gute Seele von Eppelheim, wie die Gruppe bestätigt.
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