Kandidatenvorstellung

Bürgermeisterwahl in Eppelheim: Klimaschutz, Wohnraum, Radwege - Die Positionen der Kandidaten

Die Rudolf-Wild-Halle in Eppelheim war bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl brechend voll. Den Besuchern brannten zahlreiche Fragen unter den Nägeln.

Von 
Linda Saxena und Nicolai Lehnort
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Stellten sich in Eppelheim den Fragen der Bürger: Die Bürgermeisterkandidaten Matthias Kutsch (v.l.), Dietmar Fischer, Alexander Hahn, Dennis Wiedemann, Awais Buttar und Hilde Stolz. © Nicolai Lehnort

Eppelheim. Das Interesse war riesig. Die Rudolf-Wild-Halle platzte aus allen Nähten. Die 680 Sitzplätze waren bei Weitem nicht genug. Die Eppelheimer setzten sich in die Gänge, reihten sich an den Wänden auf oder standen hinter der letzten Stuhlreihe. Sogar vor die Halle wurden die Aussagen per Lautsprecher übertragen. Sie alle stellten sich die Frage: Welchem Kandidaten gebe ich am Sonntag, 23. März, meine Stimme? Wer ist ein geeigneter Bürgermeister für die Stadt Eppelheim?

Im Anschluss an die - analog zur Veranstaltung bei der IG Vereine je zehn Minuten dauernde - Vorstellungsrunde brannten den Besuchern zahlreiche Fragen unter den Nägeln. Hinter den beiden Mikrofonen in der Halle bildeten sich Schlangen. Moderatorin Nina Scheitweiler bat die Fragesteller um Nennung von Name und Adresse inklusive Hausnummer. So sollte sichergestellt werden, dass wirklich nur Eppelheimer Bürger Fragen stellen würden. Nach Protestrufen aus dem Publikum lenkte sie ein: Die Straße reiche aus.

Die Zitate des Abends

  • „Da muss eine Lösung her“, fordert Matthias Kutsch bei der nie endenden Geschichte Hauptstraße.
  • Um eine Güterbahntrasse zu verhindern, werde er „alle zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen“, verspricht Dietmar Fischer .
  • Eppelheim solle ein attraktiver Standort für Start-ups werden, so Alexander Hahn .
  • Dennis Wiedemann wolle „klug wirtschaften und jeden einzelnen Euro mit Bedacht einsetzen“.
  • Die „Rhein-Neckar-Zeitung“ sei die „New York Times der Region“, sagt Awais Buttar zu Beginn seiner Rede.
  • Hilde Stolz will einen Bürgerhaushalt für die Stadt etablieren, „die Bürger entscheiden über die nicht bereits verplanten finanziellen Mittel“.
  • Finanzielle Stabilität und Eigenständigkeit verspricht Kutsch für Eppelheim, und „keine Eingemeindung nach Heidelberg“.
  • „Städtische Gebäude sollen mit PV-Anlagen ausgerüstet werden“, sagt Fischer .
  • Hilfe bei Vermittlung, Umbau und Bürokratie würde das unter Hahn eingeführte Projekt „Eppele fairmietet“ leisten.
  • „Ich werde mehr Firmen nach Eppelheim holen“, kündigt Wiedemann in Sachen Wirtschaft an.
  • Buttar ist sich sicher: „Ich habe die Jugend und die Migranten hinter mir.“
  • „Die Position der Frauen und aller Randgruppen“ möchte Stolz im Falle einer erfolgreichen Wahl stärken.

Wir haben die wichtigsten Themen der Kandidatenvorstellung und die Antworten der Bewerber zusammengefasst.

Kultur

Kultur sei nicht nur Veranstaltungen und Ausstellungen, Kultur könne auch Skulpturen am Wegrand sein, sagt Dietmar Fischer. Er könne sich vorstellen, die Themen Landwirtschaft oder Artenvielfalt an Spazierwegen zu platzieren. Alexander Hahn möchte die zahlreichen vorhandenen Ideen der Kulturschaffenden fördern. „Früher gab es ein besseres Kulturprogramm in dieser Halle“, meint Dennis Wiedemann. Er möchte es wieder aufwerten und bringt Formate aus Oftersheim ins Spiel: Open-Air-Kino oder Lesungen im Gemeindepark.

Awais Buttar interpretiert Kultur anders: Die Kerwe solle zwei- bis dreimal jährlich stattfinden, die Stadt brauche vielleicht eine Diskothek. Für Hilde Stolz zählten etwa Subkulturen auch dazu, „es ist nicht nur Theater“. Die Stadt solle ihrer Ansicht nach „alles ermöglichen, was die Eppelheimer erleben möchten“. Matthias Kutsch lobt das vorhandene Angebot, es müsse nur bekannter gemacht werden. Für ihn sei beispielsweise eine Schirmherrschaft des Bürgermeisters vorstellbar.

Gewerbe

Im Gewerbegebiet Nord müssten Leerflächen befüllt und Start-ups aus der Kreativwirtschaft angesiedelt werden, meint Hahn. „Man muss mit Heidelberg ins Gespräch gehen“, fordert Wiedemann. Durch eine Verkehrsanbindung des Gebiets könne der Innenstadtverkehr entlastet werden. Buttar führt seine Kontakte in den Nahen Osten an, wo ein Investor mit viel Geld bereitstünde. Er möchte Heidelberg-Grenzhof zu Eppelheimer Gebiet machen. Stadtstrukturen könnten gemeinsam genutzt werden, so Stolz. Gewerbe würde bereits genügend in Patrick-Henry-Village (PHV) entstehen, das müsste gemeinsam mit Heidelberg entwickelt werden. Unter Kutsch würde Wirtschaftsförderung Chefsache werden. Heidelberger Start-ups könnten Flächen in Eppelheim nutzen. Bevor das nördliche Gewerbegebiet an den Verkehr angeschlossen wird, müsste das zunächst mit dem Süden und PHV geschehen, so Fischer.

Klima

„Klima interessiert mich nicht“, meint Buttar. Er möchte Wohlstand schaffen, dafür müsste gebaut werden. Dem Radschnellweg erteilt er in dem Zusammenhang eine Absage. Stolz möchte private Bauherren auf Fördergelder zur energetischen Sanierung aufmerksam machen, die Heidelberger Energiegenossenschaft hält sie für eine gute Idee. Für Kutsch sollte die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen: Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden und eine Aufforstung des Eppelheimer Walds sind seine Vorhaben. Einen Eigenbetrieb für regenerative Energien möchte Fischer gründen, außerdem etwa den „Tag des Waldes“ einführen.

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Als Fan einer Bürgergenossenschaft outet sich Hahn. Durch Zuschüsse von Bund und Land sollen unter ihm zunächst kommunale Liegenschaften energetisch saniert werden. Dieses Vorhaben steht auch bei Wiedemann oben auf der Liste, außerdem soll das städtische Förderprogramm überarbeitet werden.

Wohnraum

Hier gilt es, Konzepte zu prüfen und gegebenenfalls auf Eppelheim zu übertragen, meint Stolz. Um den Leerststand zu befüllen, könnte sich Kutsch einen Ansprechpartner im Rathaus vorstellen, der Vermieter und Wohnungssuchende zusammenbringt. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Kredite und Förderungen erhalte, ist für Fischer der Schlüssel zum Erfolg. Städtischer Eigenbetrieb statt Wohnungsbaugesellschaft, präferiert Hahn, auch ein Mietshäuser Syndikat könnte er sich vorstellen. Wiedemann sei sozialer Wohnungsbau wichtig, eine Wohnungsbaugesellschaft sollte gemeinsam mit Plankstadt und Oftersheim gegründet werden. Für Buttar sind ausländische Investoren der Schlüssel. „Außerdem gehört in meinen Augen die katholische Kirche komplett enteignet, die haben genug Geld.“

Radwege

Fischer möchte zunächst bei Schulwegen ansetzen. Außerdem dürfe das PHV nicht nur über eine Straße erschlossen werden. Radwege müssen im Einklang mit den Anwohnern entstehen, so Hahn, der auch Fußgänger nicht vergessen möchte. „Ausbau und Instandsetzung des Guten“ lautet Wiedemanns Marschroute. Durch barrierefreie Haltestellen und eine Geschwindigkeitsreduzierung der Bahn könnte zudem die Hauptstraße umgestaltet werden. Buttar verspricht: „Ich würde Radwege ausbauen.“ Selbst sei er aber „seit Jahren kein Fahrrad mehr gefahren“. Stolz kündigt an, „Rad- und Fußwege plus ÖPNV müssen wir so viel stärken, wie es geht“. Die Hauptstraße habe für sie zu viele Hürden, die abgebaut werden müssten. „Einen Prozess finden, hinter dem viele stehen und den wir umsetzen können“ ist Kutschs Vorhaben in Sachen Hauptstraße.

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Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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