Eppelheim. Alle Plätze sind am Mittwochabend im Katholischen Gemeindehaus St. Franziskus belegt. Schießlich ist es die erste Gelegenheit, die sechs Kandidatinnen und Kandidaten für die Eppelheimer Bürgermeisterwahl am 23. März auf einem Fleck zu sehen. Obwohl es viele Themen in den Wahlprogrammen für die Stadt Eppelheim gibt, sollen sich die Bewerberinnen und Bewerber an diesem Abend auf eines konzentrieren.
„Die Vereine und das Ehrenamt“, nennt Thomas Hübler, Vorsitzender der IG Vereine in Eppelheim, die diese Gesprächsrunde organisiert haben, den Fokus. „Sie prägen die Stadt und machen diese zu einer lebendigen Gesellschaft. Ohne das Ehrenamt läuft hier gar nichts.“
Gesagt, getan. Zu Beginn gibt es eine kleine Vorstellungsrunde, danach eine Auslosung über die Reihenfolge der Redner für einen 10-minütigen Vortrag vor dem Publikum. Schwerpunkt hierbei ist das Vereinsleben in Eppelheim, auf das die Kandidaten mal mehr und mal weniger in der Redezeit eingehen.
Hilde Stolz: „Engagement muss gefördert werden“
Und wie es das Los so will, ist die Bunte-Linke-Stadträtin aus Heidelberg Hilde Stolz die Erste, die an das Rednerpult treten darf. Ihre Bewerbung sei sehr spontan gewesen, sagt die 63-jährige Mutter zweier Kinder. Ihre Unterlagen habe sie am letzten Tag vor Fristende eingereicht. Warum sie sich zur Wahl stellt? „Es haben sich nur Männer beworben“, sagt sie. Außerdem habe ihr die Auswahl der einzelnen politischen Profile nicht gefallen. „Links, sozial, ökologisch - da fehlt viel“.
Als Heidelberger Stadträtin - seit 2009 - habe sie genügend kommunalpolitische Erfahrung und eine Strategie: Sich in jede Thematik hineinzufuchsen und mit gutem Gewissen zu einer Entscheidung beizutragen. „Ich nehme die Herausforderung an und traue es mir zu. Ich werde mich mit ganzer Kraft für das Amt einsetzen“, kündigt Hilde Stolz an. In den vergangenen Jahren habe sie zudem viele Ehrenämter begleitet, darunter die Nachbarschaftshilfe oder Organisation von Festen in der Heidelberger Weststadt. Ihr Ziel in Eppelheim sei es, Menschen miteinzubeziehen und Engagement zu fördern.
Dennis Wiedemann: „Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Verwaltung stärken“
Der zweite am Pult ist Dennis Wiedemann, der von der Eppelheimer Liste unterstützt wird. Schulabschluss und Ausbildung absolvierte er in der Stadt, bevor der gelernte Verwaltungswirt verschiedene Verwaltungsstellen im Schwetzinger und Oftersheimer Rathaus und derzeit in Heidelberg übernahm.
Vereine seien die tragenden Säulen der Gesellschaft, betont er an diesem Abend. Sie seien oftmals auf finanzielle Mittel wie Spenden angewiesen - laut dem Heidelberger Sachgebietsleiter eine große Herausforderung besonders für kleine Vereine. Deshalb wolle er die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und der Stadtverwaltung stärken und Fördermittel beschaffen. So solle es mehr „Anerkennung und Rückhalt für die Vereine geben“, führt Wiedemann aus.
Alexander Hahn: „Die Mehrwertsteuer ist ein Desaster“
Mit einem Zwölf-Punkte-Plan tritt der Leimener FDP-Stadtrat und Gymnasiallehrer Alexander Hahn vor das Publikum. Sein Motto sei „Miteinander mehr möglich machen“. Unterstützung erhält der Familienvater von den Eppelheimer Grünen sowie den Ortsverbänden von SPD und FDP. „Die Entdeckung der Kommunalpolitik“ bezeichnet der 43-Jährige als eine der Weichenstellungen in seinem Leben.
Vereine sollen bei ihm Chefsache sein, sagt Hahn. Zudem solle es mehr Möglichkeiten zum Austausch zwischen den Vereinen und der Stadt geben. So wolle er beispielsweise eine Ansprechperson für Vereine und Veranstaltungen in der Verwaltung etablieren. Auch der Veranstaltungskalender müsse stets auf dem neusten Stand sein, die veralteten Vereinsförderrichtlinien möchte der Kandidat „ins Jetzt bringen“. Für die neue Hans-Peter-Wild-Halle strebe er eine faire Hallenbelegung an. Des Weiteren sollen Städtepartnerschaften wieder intensiver geplegt werden. Außerdem sei die „Mehrwertsteuer für Vereine ein Desaster“, führt er in seinem Plan aus.
Matthias Kutsch: „Mehr Fördermittel aquierieren“
Um das Amt des Bürgermeisters ringt auch Matthias Kutsch, Unternehmer und seit 2014 für die CDU im Heidelberger Stadtrat. Der Ortsverband der Christdemokraten unterstützt den 41-Jährigen auch bei seiner Kandidatur in Eppelheim. Er wirft die Frage, was nach acht Jahren Amtszeit Kutsch übrig bleiben soll, in den Raum und beantwortet sie mit: „Das gesellschaftliche Miteinander soll noch stärker sein.“
In einer möglichen Amtszeit wolle Matthias Kutsch drei Projekte voranbringen: Erstens innerhalb der Verwaltung Gespräche führen. Zweitens den Ausschuss für Jugend, Sport und Vereine reaktivieren. Drittens die Jugend mehr integrieren. Außerdem möchte er mehr Fördermittel für die Stadt an Land ziehen, um mehr für die Vereine leisten zu können. „Ich will bürgernah und ansprechbar sein“, sagt Matthias Kutsch.
Dietmar Fischer: „Vereinsförderrichtlinie muss überarbeitet werden“
Mit Dietmar Fischer geht in Eppelheim ein ehemaliger Bürgermeister ins Rennen. Vormals in Bad Liebenzell tätig, will der Familienvater wieder nach Eppelheim zurückkehren und als erste Amtshandlung eine Transparenzsatzung im Verwaltungsapparat etablieren. „Geht nicht, gibts nicht“, lautet sein Motto, der 58-Jährige kündigt kreative Lösungen an.
Als ehemaliger Eppelheimer Vereinssprecher wisse er um die Wünsche und Nöte der Vereine und verspricht Abhilfe zu schaffen: Zunächst einmal solle die Satzung der Vereinsförderrichtlinien aus dem Jahr 2006 überarbeitet werden. Mit Förderungen und Sanierungen könnten mehr finanzielle Mittel beschafft werden, so Dietmar Fischer, der die Ansicht vertritt: „Die Verwaltung sollte die Infrastruktur für die Vereine schaffen.“ Außerdem sehe er einen Bürokratieabbau und mehr FSJ-Stellen für Eppelheim vor - und nicht zu vergessen sei die Einbindung des Ehrenamts in das Schulzentrum.
Awais Buttar: „Vielfalt ist eine unserer größten Stärken“
Einen Fokus auf die Vereinsarbeit und das Ehrenamt in Eppelheim legt Bürgermeisterkandidat Awais Buttar als letzter Redner des Abends nicht. Dafür sieht der Inhaber einer Gartenbaufirma aber viel Verbesserungspotenzial in der Stadt: „Die Vielfalt ist eine unsere größten Stärken“, sagt er.
Er wolle Eppelheim lebenswerter gestalten und sicherer machen. Der 42-Jährige betont dabei das „Soziale für ein starkes Miteinander“. Bezahlbarer Wohnraum, Familien, eine florierende Wirtschaft und ein attraktiver Nahverkehr sind Begriffe, die er während seiner Rede aneinanderreiht. Über das Thema des Abends sagt er, dass man das Ehrenamt würdigen müsse.
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