Eppelheim. Bald werden in Eppelheim die Bagger anrücken und mit der Rhein-Neckar-Halle wird ein Teil der Geschichte der Gemeinde und der gesamten Region für immer verschwinden, um der neuen Hans-Peter-Wild-Halle Platz zu machen.
Bei einer originellen Feier am Samstagabend hatten gut 1300 Besucher die Gelegenheit, sich von „ihrer Halle“ zu verabschieden – eine Ausnahme, die durch die in voller Mannschaftsstärke präsente Freiwillige Feuerwehr ermöglicht wurde. Denn aus Brandschutzgründen hatte die Halle zuletzt nur noch von maximal 199 Personen gleichzeitig genutzt werden können.
Eine Ausstellung, die die Geschichte der Halle Revue passieren ließ, weckte Erinnerungen, und bei einer Versteigerung, die einem guten Zweck diente, konnte jeder Besucher ein Stück des Gebäudes mit nach Hause nehmen. Und so mancher versuchte gar, vermutlich vor lauter Begeisterung, klammheimlich etwas mitzunehmen.
Nach Größen wie Peter Alexander, Frank Zappa, Genesis und AC/DC hatten Jens Huthoff und Band die Ehre, als letzte Gruppe hier aufzutreten, um so nach über 50 Jahren Rhein-Neckar-Halle ein letztes Mal für ordentlich Stimmung zu sorgen.
„Da waren wir“, rief Jessica Millgramm laut. Die Eppelheimerin erkannte anhand von Fotos der Ausstellung im Foyer eine Veranstaltung wieder, an die sie sich noch genau erinnerte. Ihrer Mutter Michaela ging es genauso. Ihr waren noch gut die Auftritte von Peter Alexander und Nena in Erinnerung.
Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim: „Lange die größte im Kreis“
Ihre 38-jährige Tochter ergänzte: „2007 waren wir beim Public Viewing der Handball-WM.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann kam auch Wehmut dazu: „Schade, dass es diesen Ort bald nicht mehr geben wird.“
Daneben stand Peter Hölzel, der erläuterte: „Das war damals lange die größte Halle im Rhein-Neckar-Kreis. Aber das Leben geht nun mal weiter. Alle, wirklich alle waren sie da, darunter auch viele Politgrößen wie Willy Brandt und Helmut Schmidt“. So wie diesen Besuchern ging es vielen an diesem Tag. Ur-Eppelheimer Jochen Wiegand meinte: „Es ist heute fast wie damals, auf dem Weg hierher habe ich so viele Menschen getroffen. Ich habe außerdem Poster und Eintrittskarten zur Versteigerung beigesteuert.“
Aber auch ein paar Schattenseiten hätte es mit der Rhein-Neckar-Halle gegeben. Damals hätte die Gemeinde etwa 12 500 Einwohner gehabt. Wenn dann 8000 Besucher gekommen seien, hätte das mitunter zu Beschwerden der Anwohner geführt. „Manche übergaben sich in die Vorgärten und es gab viel Stau bei der Anreise, weswegen gefordert wurde, die Anzahl der Konzerte zu reduzieren. Wegen ‚Verstehen sie Spaß‘ konnte 14 Tage lang kein Schulsport stattfinden.“ Aber für die Besucher sei die Zeit in der Rhein-Neckar-Halle einfach unvergesslich und ein Teil ihrer Jugend, so dass so mancher sie gerne erhalten hätte.
Schild von Block F der Rhein-Neckar-Halle Eppelheim für 60 Euro
In der Halle warteten Bierbänke auf die Besucher, die bald gefüllt waren. Doch ein großer Bereich vor der Bühne war freigehalten worden, in dem sich ebenso bald die Leute drängten. Denn ab 18 Uhr wurden Erinnerungsstücke versteigert. Eine Aktion, für die eigens Radio Regenbogen-Moderator Jens Schneider engagiert worden war. „Alles, was sie hier ersteigern, kommt den Grundschülern in Eppelheim zugute“, gab er bekannt. Ein Stück herausgefräster Hallenboden wurde für 45, das Schild von Block F für 60 Euro versteigert, genau wie alte Eintrittskarten oder Bandenwerbung.
Ein besonderes Highlight war die elektronische Anzeigetafel. Klaus Rack, ein großer Handball-Fan, teilte mit: „Das war ein Familienentscheid.“ Für 500 Euro bekam er den Zuschlag. Gleich mehrere Stücke ersteigerte Thomas Pintris aus Ladenburg. „Ich war mit meiner Frau früher oft hier. So viele Erinnerungen. Ich habe ein großes Haus, da bekommen die Souvenirs alle ihren eigenen Ehrenplatz.“
Manch einen Besucher schien die Begeisterung derart mitzureißen, dass er versuchte, Dinge wie Notausgangsleuchten mit Gewalt mitzunehmen, was aber schnell unterbunden wurde. Ein humorvoller Besucher meinte daraufhin: „Wir warten lieber, bis es losgeht mit dem Abriss, dann kommen wir nachts und holen uns so viele Souvenirs, wie wir wollen.“
Am Ende der Versteigerung durfte noch ein letztes Mal gefeiert und getanzt werden – ein Angebot, das gerne angenommen wurde, denn Jens Huthoff und Band spielte eine Songauswahl von Interpreten, die in der Rhein-Neckar-Halle zu Gast waren. Der endgültig letzte Gruß an die Eppelheimer Kulthalle fand dann schließlich fulminant in Form eines Feuerwerks statt.
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