Eppelheim. Ein letztes „Gut Holz“ schallte am Pfingstmontag zum Ende der deutschen Jugendmeisterschaften des Verbandes DKBC durch die Classic Arena, dann war die letzte Großveranstaltung dort Geschichte. So wie die Arena selbst auch. Wer die Emotionen bei den Eppelheimer Verantwortlichen wie Robin Loy und Tobias Lacher sowie das große Bedauern bei Sportlern, Funktionären und Zuschauern miterlebte, dem wurde schlagartig klar, was für ein historischer Moment das war. Die Eppelheimer Sportkegler verlieren ihre Heimat. Künftig müssen sie in Plankstadt, Nußloch oder Sandhausen kegeln. Getrennt, nicht mehr gemeinsam.
„Es ist am Geld gescheitert“, sagt Robin Loy, Vorsitzender des KV Eppelheim. Der Stadt ginge es eben nicht gut, massive Einsparungen seien nötig. „Der KVE kostet die Stadt jedes Jahr 100 000 Euro plus 40 000 bis 60 000 Euro Zinsen“, so Loy. Eine Zwölf-Bahnen-Anlage verschlingt 7000 Euro im Monat, eine Verkleinerung auf sechs Bahnen, die auch zur Debatte stand, immer noch 3500 Euro. „Wir können uns die Pacht als KVE nicht leisten“, meinte Loy unmissverständlich. So blieb nur ein Handeln nach dem Motto: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Mit dem Gemeinderatsbeschluss im Januar war das Aus besiegelt. „Der Vertrag wurde von der Stadt zum 30. September 2023 gekündigt, wir gehen aber schon zum 30. Juni raus“, so Loy. Das sei traurig, man wäre nur zu gerne in der Classic Arena geblieben, müsse sich aber den Tatsachen stellen.
Was hat diese Arena, so häufig als schönste Europas bezeichnet, nicht alles erlebt? 2001 in der Justus-von-Liebig-Straße neben dem Gisela-Mierke-Bad eröffnet, verschaffte sie den Eppelheimer Sportkeglern sowie dem gesamten deutschen Kegelsport aufgrund der Größe neue Möglichkeiten. Der damalige Bürgermeister Dieter Mörlein war ein Freund des Kegelsports, die Unterstützung der Stadt Eppelheim war da. Das Länderspiel 2003 gegen Österreich und der Mannschafts-Weltpokal 2004 waren die herausragenden internationalen Ereignisse. Viele deutsche Einzelmeisterschaften wurden vom KV Eppelheim – der KVE ist das Dach der einzelnen Kegelclubs wie Vollkugelclub, Damensportkegelclub oder Frei Holz sowie für die Jugend und die Breitensportkegler – zur Zufriedenheit aller durchgeführt, viele nationale wie auch internationale Mannschaftstitel des VKC und des DSKC Eppelheim dort gefeiert.
Klaus Erni, ein Visionär des Sports mit der Vollkugel, erfand die Freitagabendspiele. Plötzlich reisten Kegel-fans von weither an, um die besondere Atmosphäre in der Classic Arena zu erleben. Bis zu 600 Zuschauer kamen zu Bundesligaspielen des deutschen Rekordmeisters VKC gegen Sandhausen oder Mörfelden. Diese Duelle waren ein Stück Sportkegelgeschichte. Eine Zwölf-Bahnen-Anlage ohne störende Säulen und ohne die früher üblichen Glasabtrennungen – das beeindruckte alle. Der große Zuschauerraum und die angeschlossene Gastronomie lockte die Gäste aus nah und fern.
Deutscher Einzelmeister
Tobias Lacher, langjähriger Leistungsträger des VKC und heute Vorsitzender, kam 2007 aus Kuhardt nach Eppelheim. Als Spieler, Funktionär und Bahnwart wurde die Classic Arena quasi zu seinem zweiten Zuhause. „Eigentlich sogar mein erstes Zuhause“, denkt er an den hohen Aufwand als Bahnwart, denn zwölf Bahnen zu pflegen, das sei keine Kleinigkeit. Dazu Training, Sitzungen und vieles mehr.
In der Classic Arena spielte er seine persönliche Bestleistung von 1141 Kegeln, wurde 2016 deutscher Einzelmeister und feierte mit dem Klub zahlreiche Mannschaftstitel. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Saison 2016/17, als der VKC mit 44:0-Punkten deutscher 200-Wurf-Meister wurde. Daheim war der Klub über Jahre fast unschlagbar. „Die Freitagspiele zu erleben, das war ein Traum“, blickt Lacher zurück und denkt auch an die brisanten Ortsderbys gegen Frei Holz Eppelheim. „Die Spiele waren ein Zuschauermagnet, Kegler aus der ganzen Region trafen sich dort zum Austausch.“ 2018 war Vilmos Zavarko, der beste Kegler der Welt, für ein Freundschaftsspiel zu Gast. Der Serbe konnte es nicht fassen, dass Sonntagmittag zu einem Spiel 500 Zuschauer kamen und war von der Anlage restlos begeistert.
So traurig Lacher das Aus findet, er hat auch Verständnis für die Entscheidung der Stadt. „Das Geld ist eben nicht da, wir haben nie Nebenkosten bezahlt, nur die Pacht“, so Lacher, Anlagen mit zwölf Bahnen seien einfach zu teuer. Er kritisiert allerdings die „vielen Fehler beim Bau der Halle.“ Das Dach ist so konstruiert, dass keine Solaranlage möglich ist. Die Klimaanlage und die Heizung waren häufig defekt, dadurch heizte sich die Halle enorm auf. „Da schlagen die Kosten durch die Energiekrise natürlich stark zu Buche.“
Gespräche mit dem ASV Eppelheim über einen Wechsel auf die dortige Sechs-Bahnen-Anlage haben bereits begonnen, diese sind allerdings 30 Jahre alt, bestehen noch aus gegossenem Kunststoff und sind mit Fenstern vom Zuschauerraum abgetrennt. Der Ausgang der Gespräche ist noch offen.
Erst mal geht es nach Plankstadt, wo der VKC für seine drei Männer-Teams eine Pauschale an den dortigen Verein zahlen muss. In Plankstadt ist das Geld für neue Plattenbahnen, künftig Pflicht im DKBC, vorhanden.
Auch beim DSKC Eppelheim ist die Trauer groß. Lisa Loy, seit zwei Jahren Vorsitzende, kam vor neun Jahren zum DSKC und wurde gleich im ersten Jahr mit dem Team deutsche Meisterin in der Deutsche Classic-Kegler Union (DCU). Sie war stets überwältigt von der Größe der Classic Arena und von der Stimmung bei Großveranstaltungen. „Es ist sehr traurig, dass es zu Ende geht, aber es war nicht zu vermeiden. Irgendwann ist die finanzielle Kraft am Ende“, sagt Loy. Der DSKC, derzeit in der drittklassigen Regionalliga Pfalz/Baden angesiedelt, wird künftig in Nußloch spielen. Loy hofft auf die Bahnen des ASV als Option, sonst „sehe ich in drei bis vier Jahren das Ende des KV Eppelheim kommen.“ Ihr Mann Robin wird mit dem VKC künftig wie sie sonntags spielen, da fehlen die Kontakte und das gegenseitige Anfeuern der einzelnen Klubs im KVE.
Die Freizeitkegler werden ab der kommenden Runde in der Sandhäuser Hardtwaldhalle spielen, ebenso die KVE-Jugend. Die Zukunft wird zeigen, ob der Eppelheimer Kegelsport diese Trennung übersteht.
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