Postillion

Mobile Jugendarbeit in Plankstadt und Eppelheim will Kindern Freude am Leben zurückgeben

Baden-württembergisches Corona-Aufholpaket unterstützt Sozialarbeit an Schulen und soll pandemiebedingten Defiziten entgegenwirken

Von 
Sabine Geschwill
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Philine Steinborn, Harry Artmaier und Delia Leibel (v. l.) von der Mobilen Kindersozial- und Jugendarbeit können dank des Aufholprogramms mehr anbieten. © Geschwill

Eppelheim. Kinder benötigen Kontakt zu anderen Kindern und auch zu Erwachsenen, um den sozialen Umgang mit Gleichaltrigen zu lernen und von erlebbaren Vorbildern wie Erziehern oder Lehrern zu profitieren. Während der Pandemie waren soziale Kontakte jedoch sehr stark eingeschränkt. Zu den „Corona-Verlierern“ gehören Kinder, die kaum Kontakt zu Altersgenossen hatten und in der Familie zu wenig Aufmerksamkeit erhalten haben. Solche Fälle gibt es auch in Eppelheim.

Philine Steinborn, Delia Leibel und Erzieher Harry Artmaier sowie Teamleiterin Kirsten Erbach sind das Team der Mobilen Jugendarbeit des Vereins Postillion in Eppelheim und Plankstadt. Sie sind im öffentlichen Raum unterwegs, suchen Jugendliche auf, organisieren Aktionen oder auch Ferien- und Freizeitangebote und unterstützen bei Bedarf oder in schwierigen Situationen.

Sie bieten auch in den Jugendräumen im „Alten Wasserwerk“ Beratungen an. Die Angebote wurden nun in diesem Jahr erweitert, denn um Defiziten entgegenzuwirken und die verlorene Lernzeit im schulischen Bereich aufzuholen, hat das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg Gelder für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen über das sogenannte „Aufholpaket nach Corona“ zur Verfügung gestellt. Der Postillion beantragte Mittel für die „Mobile Kindersozialarbeit“ und für die Schulsozialarbeit in Eppelheim. Durch diese Gelder wurden nun zusätzliche Aktionen und Projekte in der Stadt möglich. Es wurden Spielaktionen auf Spielplätzen, in Schulen sowie in den Jugendräumen angeboten und ein vielfältiges Ferienprogramm durchgeführt. Diese Angebote kommen allen Kindern zugute und natürlich im Besonderen denen, die von herkömmlichen Angeboten nicht oder nicht ausreichend erreicht werden.

Probleme vermitteln

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„Wir suchen die Kinder und Jugendlichen dort auf, wo sie sind, also draußen auf Straßen und Plätzen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und von ihren Sorgen und Nöten zu erfahren“, erläutern Steinborn und Artmaier das niederschwellige Angebot. „Wir können im Gespräch Probleme erkennen und aufgreifen und Familien- oder Einzelfallhilfe anbieten oder wir vermitteln in Angebote und Dienste.“

Die Sozialarbeiter nehmen auch Kinder und Teenager wahr, die bereits vor Corona Schwierigkeiten in der Schule hatten und sich nach der langen Homeschooling-Phase komplett abgehängt fühlen. Alleinerziehende oder Familien mit Migrationshintergrund hätten es im Alltag noch etwas schwerer, so die Sozialarbeiter.

Auch Drogenkonsum oder Alkoholsucht bei den Eltern sowie Arbeitslosigkeit oder Armut wären Themen. Daher seien Kindersozial- und Jugendarbeit jetzt besonders wichtig. „Heranwachsende sollen Kontakte knüpfen, soziales Verhalten üben, zur Schule gehen und sinnvolle Anregungen für ihre Freizeitgestaltung bekommen“, erklärt das Team und betont: „Kinder und Jugendliche sollen wieder Freude am Leben haben.“ Dabei helfen auch die bedarfsorientierten Angebote, die in den Jugendräumen oft spontan stattfinden, wie Spiel- und Kreativangebote, gemeinsame Ausflüge oder Kochaktionen.

Das Angebot der Mobilen Kindersozialarbeit wird bis Ende des Jahres vollumfänglich von der Landesregierung finanziert. Obendrein gibt es Sachkostenzuschüsse für Anschaffungen und Materialien. Kritisch an solchen einjährigen Förderungen sei die kurze Laufzeit. „Hier würden langjährige Programme helfen“, merken Dieter Wolfer, Bereichsleiter Jugendarbeit, und Stefan Lenz, der geschäftsführende Vorstand, vom Verein Postillion an.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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