Eppelheim. Von der Idee bis zur Realisierung hat es einige Jahre gedauert. Aber jetzt ist die Freude groß: Der Verein Postillion setzte im Bereich Kinderbetreuung sein bereits in vielen Orten praktiziertes Konzept eines Naturkindergartens nun auch in Eppelheim in die Tat um. Der neue Erlebnisort für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren hat vor wenigen Tagen auf dem Gelände der früheren Baumschule von Konrad Kulbach seinen Betrieb aufgenommen.
Aktuell sind fünf Kinder angemeldet und in der Eingewöhnungsphase. Im Beisein der jungen Nutzer erfolgte jetzt die offizielle Inbetriebnahme durch Bürgermeisterin Patricia Rebmann, den zuständigen Rathausmitarbeiter David Stoiber vom Amt für Ordnung, Bildung und Bürgerservice sowie Postillion-Geschäftsführer Stefan Lenz, Einrichtungsleiterin Marij Euler und ihrem Kollegen Max Albring.
Nachbar des Jugendzentrums in Eppelheim
Das neue Betreuungsangebot liegt mit seinem Naturgelände am westlichen Ortsausgang an der Schwetzinger Straße 31. In direkter Nachbarschaft befindet sich das vom Postillion geleitete Jugendzentrum am Alten Wasserwerk. Der Naturkindergarten bietet Platz für 20 Kinder. Die Betreuungszeiten sind montags bis freitags von 7.30 bis 13.30 Uhr. Essen und Getränke für Frühstück und Mittagsmahlzeit bringen die Kinder selbst mit. Aktuell sind noch 15 Betreuungsplätze neben den bisher vergebenen fünf frei. „Ein neu eröffneter Naturkindergarten braucht einige Zeit, bis er belegt ist“, machte Postillion-Geschäftsführer Lenz deutlich. Der Verein betreibt im Rhein-Neckar-Kreis und den angrenzenden Landkreisen Hessen und Karlsruhe aktuell 22 Wald- und Naturkindergärten.
Positiv herausgehoben wurde von Lenz und Rebmann unisono, dass mit Marij Euler und Max Albring bereits pädagogisches Fachpersonal für den Betrieb des Naturkindergartens in den Startlöchern stand. Negativ im Gedächtnis blieb ihnen, dass die Baugenehmigung und die Betriebserlaubnis für die naturnahe Kinderbetreuung in Eppelheim lange auf sich warten ließen. Nach Ansicht Rebmanns habe das zuständige Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises dem Projekt viele Steine in den Weg gelegt. „Das war schon eine Frechheit“, so ihre Worte. Es hätte sehr lange gedauert, bis die Baugenehmigung für den Bauwagen und die Betriebserlaubnis erteilt worden seien, bestätigte Lenz. Jedes Fachamt habe seine Ansprüche gehabt.
Ein Dankeschön richtete die Bürgermeisterin an den Sprecher der Eppelheimer Landwirte, Simon Stephan, und an Bauamtsleiter Michael Benda für deren Einsatz „über das normale Maß hinaus“, um das Naturkindergarten-Projekt vor Ort Realität werden zu lassen. An Lenz gerichtet, erklärte sie: „Vielen Dank, dass Postillion für uns einen Naturkindergarten betreibt.“ Die Stadt, die dem Verein das kommunale Gelände zur Nutzung verpachtet, könne dadurch mehr Betreuungsplätze und mehr Vielfalt in der Erziehungslandschaft anbieten und den unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen von Eltern gerecht werden.
Im Verbund mit Jahreszeiten
Wer sich einen Naturkindergarten aussucht, legt Wert darauf, dass sein Kind mit der Natur und den Jahreszeiten aufwächst. Für Islem Benamor, dessen Sohn Ahmed ohnehin gerne draußen spielt, ist es wichtig, dass der Vierjährige die Natur bewusst wahrnimmt und später verantwortungsvoll mit der Umwelt umgeht. Xanthoula Polichroniadis-Babac ist vom pädagogischen Konzept des naturnahen Kindergartens überzeugt und findet das Angebot für ihre vier Jahre alte Tochter Thalía perfekt.
Die pädagogischen Angebote, gemeinsame Mahlzeiten, Freispiel und weitere Aktionen finden in der Regel draußen statt. Dort gibt es viel zu entdecken, Baumstümpfe als Sitzgelegenheiten für die Begrüßung im Morgenkreis und für hitzige Sommer etliche schattenspendende Bäume. Die Kinder dürfen sich auch gärtnerisch und handwerklich betätigen. Die Natur ist Spiel- und Lernort zugleich. „Es wird gebaut und gebastelt mit den Materialien, die in der Natur zu finden sind“, erklärte die Einrichtungsleiterin. Natürlich gibt es auch einen wetterfesten „Unterschlupf“ im Naturkindergarten: Blickfang ist ein toller Bauwagen aus Holz mit kleiner Veranda und grünen Fensterläden.
Im Innern befinden sich kleine Tische und Bänke, Schränke sowie Regale für Kinderbücher, Spiele, Bastelmaterialien und Wechselkleidung für die jungen Besucher. Der Wagen ist mit einer Toilette ausgestattet. Für Wärme sorgt ein Holzofen. Strom liefert eine auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage und Wasser wird vom benachbarten Jugendzentrum zur Verfügung gestellt. In den Bauwagen geht es allerdings nur, um sich beispielsweise im Winter Hände und Füße aufzuwärmen oder um vor heftigen Regenfällen, Sturm und Gewitter geschützt zu sein.
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