Eppelheim/Heidelberg. Die Große Strafkammer des Landgerichts Heidelberg verhandelt seit Mittwoch gegen zwei 30 und 49 Jahre alte Männer aus Eppelheim wegen gemeinschaftlichen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, besonders schwerer räuberischer Erpressung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung.
Die Staatsanwaltschaft legt den Männern zur Last, im April 2022 rund 16 Kilogramm Marihuana von Albanien nach Deutschland gebracht zu haben, um die Drogen gewinnbringend in Eppelheim und der Region zu verkaufen. Sie sollen das Marihuana durch Vermittlung eines später Geschädigten, der für seine Dienste fünf Gramm Heroin erhalten haben soll, an einen Käufer auf Kommissionsbasis übergegeben haben. Dabei soll ein Kaufpreis von 5500 Euro pro Kilogramm vereinbart worden sein, der Deal allerdings verrutscht sein, weil der Käufer ohne Bezahlung abtauchte.
Prozess gegen zwei Männer aus Eppelheim gestartet: Forderung nach Kompensierung
Die Angeklagten sollen sich daraufhin an den 24-jährigen Vermittler gehalten und die Zahlung von 17 000 Euro gefordert haben. Hierbei soll der 49-Jährige, in Albanien geboren und griechischer Staatsbürger, den 24-Jährigen in einem Café mit einem Revolver bedroht haben. Einige Zeit später sollen die Männer den Geschädigten in eine Werkstatt im Raum Wiesloch gebracht und unter Verwendung eines Flex-Werkzeugs gedroht haben, ihm den Unterarm abzutrennen. Zu einem anderen Zeitpunkt soll der 30-jährige gebürtiger Heidelberger mazedonischer Abstammung den Geschädigten mit der Faust geschlagen und ihn mit einem Cuttermesser an Stirn und Bauch verletzt haben. Das Opfer sei massiv eingeschüchtert gewesen, heißt es in der Anklageschrift, und vom Konto seiner Großmutter über 12 000 Euro abgehoben und den Beschuldigten übergeben haben. In der Folge soll er sich aus Angst versteckt haben, die Angeklagten sollen daraufhin ein „Kopfgeld“ in Höhe von 1000 Euro für seine Ergreifung ausgelobt und bei der Suche nach ihrem Opfer auch bei dessen Großmutter und bei Bekannten sowie Freunden nachgefragt haben.
Der 30-Jährige machte Angaben zu seiner Person und zu den Tatvorwürfen. Er habe nach der Realschule das Fachabitur machen wollen, sei dann aber von der Schule geflogen. Vor zehn Jahren sei er das erste Mal in Haft gewesen. Er habe eine Bewährungsstrafe wegen schweren Raubes und Drogenhandels erhalten, bei seinem Vater in der Firma gearbeitet und über Jahre hinweg auch regelmäßig viel Kokain konsumiert, sagte der verheiratete Familienvater von zwei Töchtern. Ende 2020 habe er „nichts mehr auf die Reihe bekommen, die Drogen haben alles kaputtgemacht“. Seine Familie wolle ihm nun noch eine Chance geben, mit seiner Frau sei er auch wieder zusammen.
Verteidigerin Andrea Combé führte aus, dass ihr Mandant dem 49-Jährigen hätte helfen sollen, die Drogen zu verkaufen. Als der Deal gescheitert sei, habe der ältere der beiden Angeklagten ihn aufgefordert, das entgangene Geld beim Vermittler einzutreiben. Waffen habe es aber nie gegeben, so der 30-Jährige. Der Mitangeklagte habe zum 24-Jährigen „nur gesagt, es würde etwas passieren“. „Im Hintergrund gibt es üble Leute, das ist kein Spaß“, habe er aus dem Albanischen übersetzt.
Prozess gegen zwei Männer aus Eppelheim gestartet: „Kopfgeld“ auf Vermittler
In Cafés sei auch über das „Kopfgeld“ gesprochen worden: „Das war Stadtgespräch in Eppelheim.“ Der 49-Jährige habe selbst unter dem Druck seiner Hintermänner gestanden, aber kein Cuttermesser gehabt, so der 30-Jährige: „Ich habe niemanden verletzt, das ist frei erfunden.“
Der 49-Jährige, der von Rechtsanwalt Georgios Kolivas vertreten wird und beim Prozess einen Dolmetscher neben sich hat, äußerte sich weder zu seiner Person, noch zu den Tatvorwürfen.
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Der Geschädigte sagte allerdings aus. Der 24-Jährige ist im Zeugenschutzprogramm und wurde über die Kriminalpolizei vor das Schöffengericht geladen. Er ist schwer drogenabhängig. Das erste Heroin habe er in einer Asylunterkunft von einem Inder gekauft: „Eppelheim ist eine Hochburg für Drogen.“ Er habe nur versucht, ein Geschäft zu vermitteln: „Als der Käufer verschwunden war, sollte ich plötzlich für die Schulden aufkommen.“ Das erste Geld, das er aus Angst an den 30-Jährigen gezahlt habe, sei von diesem für Kokainkauf verwendet worden.
Prozess gegen zwei Männer aus Eppelheim gestartet: Vernehmung gestaltet sich schwierig
Die Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Dr. Markus Krumme gestaltete sich schwierig, weil sich der 24-Jährige, der auch als Nebenkläger auftritt, wegen seines Drogenproblems nicht mehr genau erinnert. Seine Großmutter habe ihm auch Geld gegeben, um seine vermeintlichen Schulden zu begleichen. Die beiden Angeklagten hätten ihm gedroht: „Du hast ein Riesenproblem. Entweder zahlen oder deine Familie wird darunter leiden.“ Sie hätten zeitweise intensiv nach ihm gesucht, sagte der wichtigste Zeuge im Tatvorwurf der besonders schweren räuberischen Erpressung. Er habe den Beschuldigten Geld in einer Bar übergeben und in einem Café sowie in der Nähe des Wasserturms: „Sie haben mir vorgerechnet, was ich zu zahlen habe und eine Frist von ein paar Tagen gesetzt.“
Der 24-Jährige war wenig begeistert von den Nachfragen des Gerichts: „Ich weiß nicht, warum ich als Zeuge hier so geknebelt werde, das nächste Mal lasse ich solche Leute laufen.“ Auch die Drohung, ihm mit der Flex den Unterarm abzuschneiden, sei überaus real gewesen. Aus Angst habe er selbst eine Schreckschusspistole zu Hause gehabt. Und der 49-Jährige habe in der Shisha-Bar einen Revolver dabeigehabt, da sei er sich sicher: „Er steckte im Hosenbund.“
Der Prozess in Heidelberg, für den fünf Verhandlungstage angesetzt sind, wird nun am Montag, 27. März, um 13.30 Uhr am Landgericht fortgesetzt.
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