Eppelheim. „Rückkehr zur Einfachheit“ lautet der Titel der Jahresausstellung der Künstlerin Dao Droste, die am Samstag, 11. November, in ihrer Atelier-Galerie in der Wasserturmstraße eröffnet wird. Die „Rückkehr zur Einfachheit“ ist für die aus Vietnam stammende Künstlerin eine Erinnerung an ihre Kindheit, die nicht von materiellem Überfluss geprägt war. Für ihre Freunde, die Freunde ihrer Kunst, ist es in erster Linie eine Rückkehr, denn zwischen der mittlerweile 31. Jahresausstellung der national und international gefragten Malerin und Bildhauerin und der 30. liegen sage und schreibe sechs Jahre.
Waren es erst gesundheitliche Probleme, die den Zyklus der herbstlichen Kunstgenüsse unterbrachen, die selbstverständlich wie Jahresringe waren, so war es letztlich das Coronavirus, das den endgültigen Bruch bedeutete. 2019, erinnert sich Dao Droste im Gespräch mit unserer Zeitung, habe sie noch eine Ausstellung gehabt – alle Beteiligten mit Maske versteht sich – dann seien nach und nach alle weiteren abgesagt worden und das öffentliche Leben zum Stillstand gekommen.
Jahresausstellung von Dao Droste in Eppelheim: Der Kreis schließt sich
Keine leichte Zeit für die Künstlerin. Der „One World Award“, dessen Statue von ihr erschaffen wurde, sei 2021 online verliehen worden – derzeit sei in der Schwebe, ob er wieder mit Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden soll. Der Preis wurde vom Naturkost-Unternehmen Rapunzel ins Leben gerufen und für Dao Droste war es eine Selbstverständlichkeit, das Anliegen, den Schutz der Umwelt, zu unterstützen. Zumal sie selbst zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein aufruft. Die „Rückkehr zu Einfachheit“ reiht sich in dieses Engagement ein. Sie selbst zählt auch zu den Preisträgern, des in den 1990er Jahren ins Leben gerufenen Preises, 2015 erhielt sie die Auszeichnung.
Im Jahr 2020 durfte sie sich noch über den Verkauf von drei Kunstwerken freuen, ihr Renommee reicht weit. Und in ihrem künstlerischen Wirken hat sie nie nachgelassen. Als das öffentliche Leben wieder Fahrt aufnahm, wurde sie erneut aktiver Teil des Kulturlebens, nur die Jahresausstellungen ruhten. Doch als in den vergangenen Jahren immer stärker der Wunsch an sie herangetragen wurde, in ihr Atelier einzuladen, wollte sie sich nicht länger sträuben und zeigt nun die 31. Jahresausstellung. Dass diese, wie schon die Jubiläumsausstellung 2017, auf Samstag, 11. November, fällt, nimmt sie als gutes Zeichen.
Ein Teil der neuen Werke, die sie in der Wasserturmstraße präsentieren wird, entstand in Niederösterreich oder wurde von ihrem Aufenthalt dort beeinflusst, denn im dortigen Atelier an der Donau weilte sie für eine Woche – einzige Bedingung: Sie musste mindestens zwei Gemälde erstellen, die im Atelier verbleiben, von diesem versteigert werden können, wodurch sich das Projekt, jährlich einige Künstler einzuladen, finanziert.
Das Atelier mit seinen bodentiefen Fenstern lag direkt an der Donau eine tägliche Inspiration. Das Wasser, die Farben, all das rief Erinnerungen an ihre Kindheit in Vietnam wach, die sie mit 19 Jahren verließ.
Jahresausstellung von Dao Droste in Eppelheim: Offenheit und Toleranz
In Deutschland studierte sie Chemie, promovierte, übt den Beruf jedoch nicht aus, sondern wand sich der Bildhauerei zu. Seit 1983 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, 1987 eröffnete sich ihr Atelier in der Wasserturmstraße und mittlerweile ist sie national und international als Malerin, Bildhauerin und Installationskünstlerin gefragt. Große Bekanntheit erlangte die bekennende Taoistin mit ihrer Bodeninstallation „open-mindedness“ mit 500 Gesichtern aus Terrakotta, die seit 1999 europaweit in vielen historischen Gebäuden gezeigt wird und zu Offenheit und Toleranz anregt.
Die Verbindung zu Vietnam, wo sie in Saigon mit elf Geschwistern aufwuchs, riss nie ab, Besuche sind die Regel und die Erinnerung lebt ihn ihr. Nun von den Farben der Donau neu beseelt. Was ihren Bildern, die in satten Rottönen funkeln, anzumerken ist. Das Rot erinnert sie an den Hibiskus ihrer Kindheit. Auch der Ginkgo hat wieder in ihre figurale Welt Einzug gehalten.
Ein Hingucker in ihrem Atelier ist die Figur „Bewegung“, die ihrem Namen mit jeder Pore gerecht wird. Bronze, die auf Granit ruht und in Form einer Feder jede Menge Spannung und Dynamik ausstrahlt. Das Original, über zwei Meter hoch und Tonnen schwer, steht in Diepholz vor der Firmenzentrale von „Lebensbaum“, einem Unternehmen, das sich biologische angebauten Tee und Kräuter spezialisiert hat und zu dessen Jubiläum die Skulptur entstand. Von der Idee bis zur Realisierung ein Kraftakt, erinnert sich die Eppelheimer Künstlerin an viele sehr schweißtreibende Arbeitsstunden.
„Aber es hat Spaß gemacht“, betont sie und strahlt. Und wenn sie sich irgendetwas für ihre neuerliche Jahresausstellung vorgenommen hat, dann „nur keinen Stress“. Der Spaß, das Glücklichsein sollen im Vordergrund stehen. Und dieses Glück ist für sie auch ein Rückbesinnen auf die Einfachheit, die es erlaubt, im Einklang mit der Natur zu leben. Ein Ansatz, der ihr nicht fremd ist, sie hat die Reduzierung auf die wesentlichen Dinge in ihrer Kindheit erlebt. „Wir hatten nichts.“ Doch unglücklich war sie nicht. Und dieses Gefühl, das Besinnen auf die elementaren Dinge des Lebens, das ist die „Rückkehr zur Einfachheit“.
Info: Dao Droste, Wasserturmstraße 56, Atelier-Galerie. Vernissage am Samstag und Sonntag, 11. und 12. November, jeweils 11 bis 18 Uhr. Tage der offenen Tür finden am Samstag und Sonntag, 18. und 19. November, jeweils von 14 bis 18 Uhr statt. Die Ausstellung ist bis 9. Dezember samstags von 14 bis 17 Uhr zu sehen und jederzeit nach Vereinbarung unter Telefon 0157/77 91 57 01.
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