Großbrand

1,5 Millionen Liter Löschwasser bei Delvanis-Brand in Hockenheim eingesetzt

Mehr als 1,5 Millionen Liter Löschwasser sind beim Feuerwehreinsatz zur Bekämpfung des Brands gepresster Kunststoffabfälle auf dem Gelände der Firma Delvanis eingesetzt worden. Die Ursache des Feuers ist noch unklar.

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Matthias Mühleisen
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Bild von der Einsatzdrohne: Die Kunststoffabfälle stehen in Flammen auf dem Gelände der Firma Delvanis, die Feuerwehr sorgt dafür, dass diese nicht auf die Halle übergreifen. © Freiwillige Feuerwehr Altlußheim

Hockenheim. Mehr als 1,5 Millionen Liter Löschwasser sind beim Feuerwehreinsatz zur Bekämpfung des Brands gepresster Kunststoffabfälle auf dem Gelände der Firma Delvanis am Freitag und frühen Samstag eingesetzt worden. Das teilt die Freiwillige Feuerwehr Reilingen, bei der die Einsatzleitung lag, mit. 200 Kräfte sind demnach beteiligt gewesen, die 21 Stunden lang dafür sorgten, dass die Flammen nicht auf die Verarbeitungshalle und benachbarte Grundstücke übergriffen. Über die Brandursache wurde am Montag noch nichts bekannt gegeben.

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Die wiederholte Entzündung von Abfällen auf dem Delvanis-Gelände nach Dezember 2020 und August 2018 hat für Aufsehen gesorgt. Viele Leser fragen sich angesichts der Häufung der Brände, ob das Unternehmen, das hier seit 2014 Kunststoffteile als Ersatzbrennstoffe für die Zementproduktion aufbereitet, ausreichend für Sicherheit sorgt und ob die behördlichen Auflagen streng genug sind.

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Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, das für den Betrieb zuständig ist, stellt dazu auf Anfrage unserer Zeitung fest: „Der Anlagenbetrieb erfolgt auf der Grundlage eines Brandschutzgutachtens, das Bestandteil der Antragsunterlagen zur Betriebsgenehmigung ist. Nebenbestimmungen zum vorbeugenden Brandschutz wurden in die Genehmigung aufgenommen.“

Verbesserungen angeordnet

Nach dem Anlagenbrand am 15. Dezember 2020 habe das RP auf Forderung der Feuerwehr eine nachträgliche Anordnung erlassen, die unter anderem auch feuerwehrtechnische Verbesserungen für den Lagerbereich im Außengelände betraf, an dem jetzt das Feuer ausgebrochen ist. Die Anordnung sei aus feuerwehrtechnischer Sicht geeignet und erforderlich, um im Brandfall eine zügige und effektive Brandbekämpfung sicherstellen zu können, teilte eine Sprecherin der Aufsichtsbehörde mit.

Zum Thema Wasserversorgung, die die Feuerwehr-Einsatzleitung als problematisch in dem Bereich bezeichnet hatte, sagte die Sprecherin: „Direkt auf dem Betriebsgelände gibt es keinen Hydranten, dafür aber zwei Hydranten unmittelbar an der Grundstücksgrenze, und zwar am südlichen Haupteingangsbereich und am nördlichen Zugangstor (für die Feuerwehr), das im Jahr 2021 neu geschaffen wurde. Aus beiden Hydranten hat die Feuerwehr am 15. Juli Wasser entnommen.“

Mit Monitoren löscht die Feuerwehr den Brand. © PR-Video

Das bestätigt auch Christoph Henninger, persönlicher Referent von Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler und Leiter der Abteilung Externe und Interne Kommunikation der Stadtverwaltung. Der Hydrant am Haupteingang stehe auf Gelände, das die Unternehmerfamilie Weis gepachtet hat, die das Areal Delvanis überlässt, der Hydrant hinten beim Rad- und Fußweg aus dem Kleingartenbereich Mörsch auf Gelände der Stadt. In unmittelbarer Nähe verlaufe die Hauptversorgungsleitung, sodass es naheliegend gewesen sei, ihn dort zu positionieren. Bezahlt worden sei er von der Firma Delvanis, die nach Henningers Kenntnis alle Brandschutzauflagen erfüllt habe.

Dem Regierungspräsidium liegen derzeit keine Kenntnisse zur Brandursache vor, offenbar auch nicht zu denen der beiden vorangegangenen Feuer, nach denen unsere Zeitung explizit gefragt hatte. Gleiches gilt für die Schadstoffmessungen. Während des Brandes seien drei Messfahrzeuge der Feuerwehren Walldorf, Leimen und Ladenburg vor Ort gewesen und hätten an verschiedenen Messpunkten Luftschadstoffmessungen durchgeführt. „Nach derzeitigen Erkenntnissen bestand keine Gefahr für die Bevölkerung. Die Ergebnisse der Luftschadstoffmessungen wurden angefordert“, sagte die Sprecherin.

40 Fahrzeuge im Einsatz

Wie berichtet, ist die Bekämpfung des Feuers über so viele Stunden hinweg ein Gemeinschaftswerk, an dem sich nicht nur die vier Wehren der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim beteiligen, sondern auch Kameradinnen und Kameraden aus Mannheim, Heidelberg, Ladenburg, Dossenheim, Neckargemünd, Walldorf, Wiesloch, Baiertal und Sinsheim - sie sind mit 40 Fahrzeugen angerückt.

Die Sinsheimer brachten zusätzliche Atemschutzflaschen mit. Viele Wehrleute verbrauchten bis zu vier komplette Flaschen bei den Löscharbeiten über mehrere Stunden. Üblicherweise benötige eine Einsatzkraft pro Einsatz eine Flasche, in Ausnahmefällen zwei, teilt die Reilinger Feuerwehr mit.

Die Johanniter Unfallhilfe kümmerte sich um die Verpflegung der Einsatzkräfte, die stundenlang bei Hitze und unter schwerer Ausrüstung bei der Arbeit waren. Das Technische Hilfswerk (THW) wurde gebraucht, da die komplette Beleuchtung auf dem Gelände mit der Außerbetriebnahme eines Umspannwerks, das vom ansteigenden Löschwasser erreicht zu werden drohte, ausgefallen war.

Nach Einbruch der Dunkelheit muss die Feuerwehr noch immer Flammen auf dem Gelände bekämpfen. © Freiwillige Feuerwehr Altlußheim

Erst gegen 6.50 Uhr am Samstagmorgen gab die Polizei die für den Einsatz gesperrte Bundesstraße 39 wieder frei, viele Verkehrsteilnehmer hatten freitagsabends wegen der Umleitungen im Stau gestanden. Die letzten Feuerwehrleute rückten samstags um 12.45 Uhr vom Delvanis-Gelände ab, hatten dann aber laut Einsatzbericht noch rund drei Arbeit, um alle Autos wieder in den Zustand „einsatzbereit“ zu versetzen. Da durch den Rauch alles kontaminiert war, bedeutete dies: Alle Fahrzeuge komplett ausräumen, Auto und Material putzen, alles einräumen, Fehlendes auffüllen und verräumen.

Positive Nachricht zum Schluss: Bei dem Einsatz kamen nach bisherigen Erkenntnissen keine Menschen zu Schaden.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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