Pumpwerk

Arnim Töpel sorgt in Hockenheim für Mundart-Sternstunde

Der Kabarettist und Comedian Arnim Töpel präsentiert im Hockenheimer Pumpwerk sein musikalisches Jubiläumsprogramm „Mei Mussisch un demm Günda seini“. Das Ganze in Kurpfälzischem Dialekt.

Von 
Andreas Wühler
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Arnim Töpel ist mit seinem Jubiläumsprogramm zu Gast im Hockenheimer Pumpwerk © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Einen Abend mit Arnim Töpel, dem Günda und dem Publikum im Pumpwerk zu verbringen, der den bezeichnenden Titel „Mei Mussisch und demm Günda seini“ trägt, das ist wie ein Familientreffen. Alles alte Bekannte und irgendwann dreht sich alles um die Frage „weescht de noch“. Kuschelig, eingebettet in die Kurpfälzer Mundart und mit einem Entertainer, der sich bei allem Können nie in den Vordergrund stellt – naja, der Günda wüsste das schon zu verhindern.

Arnim Töpels Alter Ego Günda beherrscht perfekte Kurpfälzer Mundart

Der Günda muss man wissen, ist dem Arnim Töpel sein Alter Ego, das Dialekt sprechende Pendant des aus einem hochdeutsprechenden Haushalt stammenden Künstlers, der nach eigenem Bekenntnis vor seinem 20. Lebensjahr kein Wort Dialekt sprach, der sich nie hätte träumen lassen, einmal mit Mundartprogrammen auf der Bühne zu stehen. „A geeh“, hätten seine ehemaligen Mitschüler bei einem Klassentreffen den Kopf geschüttelt angesichts seiner aktuellen Profession.

Mittlerweile ist er längst ein Meister des Kurpfälzer Dialekts, was nicht nur seine Bühnenprogramme zeigen, sondern auch seine mittlerweile neun Mundartkrimis um Kommissar Günda, „de Tschief vun do“, der im fiktiven Glickerbach ermittelt, belegen. Zugegeben, seine Programme mussten zum Dialekt erst finden, noch sein erstes, „Sex ist keine Lösung“, war mundartfreie Zone. Doch das hat sich gewaltig gewandelt, weshalb er zu Recht zu Beginn des Pumpwerk-Abends drohte: Wer in der Region nicht mindestens seit 40 Jahren verwurzelt sei, für den werde es hart.

Doch die Mehrzahl im Publikum war „vun do“ und hatte am gleichnamigen Lied, mit dem Töpel in die Reise seines künstlerischen Lebens startete, ein Problem, wusste auch, dass wenn man an den Blausee gehe, man den Deppich nicht vergessen dürfe. Liegt sich einfach besser drauf.

Wegen Corona musste das Jubiläum von Arnim Töpel verschoben werden

Nun also ein Jubiläumsprogramm. Gründe dafür nennt Töpel gleich drei: Seit 20 Jahren steht er auf der Bühne, vor 30 Jahren erblickte Günda das Licht der Welt und er selbst vor 60 Jahre – wenn das mal keine Anlässe zum Feiern sind. Doch vor dem Feiern kam Corona. Mit dem Ergebnis, dass zu den genannten Daten vier Jahre hinzuzuzählen sind, was dem Spaß jedoch keinen Abbruch tat.

Unterhaltsam und mit viel Musik führte Töpel durch Stationen seines Lebens, unter anderem zurück in elterliche Wohnzimmer, in dem das Medienzentrum der damaligen Zeit thronte – eine Musiktruhe. Dem gestandenen Publikum im Pumpwerk durchaus noch ein Begriff, wie auch der Hang von Töpels Eltern zur Schlagerwelt, was dem Jungen seinen ersten Lieblingshit bescherte: „Da sprach der alte Häuptling“ von Gus Backus.

Mit 15 Jahren entdeckte er den Blues für sich, wurde Joy Fleming zu seinem Idol, das er auch am Piano begleiten durften. Mittlerweile war der gelernte Jurist und Journalist bei Saarländischen Rundfunk, wie aus einer Anekdote rund um die Mannheimer Sängerin zu entnehmen war. Ein nächster Meilenstein war Paul Kuhn, dessen Stoßseufzer um fehlenden Gerstensaft auf Hawaii er in kurpfälzischen Versen vortrug, sehr zur Freude des Saals. Auch die Bitte von Janis Joplin nach einem Benz wurde von ihm umgetextet und „Ich liebte ein Mädchen“ der Gruppe Insterburg und Co. erhielt an diesem Abend einige Strophen auf kurpfälzisch.

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Töpel erinnert an seine ersten Anfänge als Liedermacher, so mit „Kaffee ohne Zucker“, damals noch als „Töpel ohne“ und das legendäre Keyboard „Yamaha CP4“, mit dessen Hilfe das Piano mobil wurde. Was dazu führte, dass Töpel auf Verdacht mit dem Gerät im VW-Bus bis nach Hamburg düste und seine Dienste als Piano-Spieler anbot. Was ihn auch nach Fulda führte, wo er, wohl ein Missverständnis, im Vorprogramm einer Punkt-Band auftragt. Mit seinem Lied „Wir sind alle kleine Ärsche“ schaffte er es bis zur Hitparade. Und dann trat Günda vors Publikum und stellte sich vor: „Hallole, isch bins, de Günda“, woraufhin der Künstler mit Begeisterung in die Pause entlassen wurde.

Die Eigenarten des Kurpfälzischen Dialekts sind ebenfalls Thema in Hockenheim

Den zweiten Teil des Abends eröffnete Töpel mit einer typischen Kurpfälzer-Überleitung – „äh, was anneres“. Was jedoch keine Abkehr vom unterhaltsamen Programm bedeutete, im Gegenteil, es nahm jetzt so richtig fahrt auf. Ein gemeinsam intoniertes „O“ zeigt rhythmisch auf, wie der Kurpfälzer allein durch die Dehnung des Buchstabens eine ganze Gefühlspalette aufrufen kann.

Launig berichtet Töpel von einem Auftritt bei einer Weihnachtsfeier von Avon-Beraterinnen, die er gefühlvoll am Klavier begleitetet. Als er zu später Stunde die Frage der Chefin, ob er auch den Ententanz könne, antwortet ihm ein resolutes: spiel‘s trotzdem. Es folgt die Kurpfälzer Liebeshymne schlechthin – „Ai laaf juh“ – keine Frage, Töpel ist nicht nur ein begnadeter Unterhalter, sondern auch ein vorzüglicher Musiker, noch dazu in Mundart. Wenn er den Lou-Reed-Klassiker „Walk on the wild Side“ anstimmt und dabei die Kurpfalz durchstreift oder einen Rap-im-Sitzen anstimmt – das Geheimnis eines guten Raps ist die Mikrohaltung – der Saal tobt.

Töpel kann natürlich auch leise, wie er mit „Net hewwe“ oder „Wie än klähne Buu“ unterstreicht. Mit „Schad, Schad“ erinnerte er an seine Lieblingsband Slade (Far, far away) und nicht fehlen darf die Frage „Wemm gheaschn Du?“ Und wenn er die Loopstation auspackt und sich selbst zur alles entscheidenden Frage groovend begleitet – „Hosch du aa ä E-Bike“ – dann weiß man, der Abend ist kaum noch zu toppen. Und so nähert sich die vergnügliche Zeitreise nach über zwei Stunden mit dem als Zugabe gewährten mundartlichen Navi, „Hoamzuus“ dem bravourösen Ende. Nicht ohne das Töpel den Kreis geschlossen sieht: Auf keiner Bühne sei er so oft gestanden wie im Pumpwerk, hier habe alles begonnen, freut er sich über den „tollen Ort“, dem er seit bald 40 Jahren die Treue hält. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

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