Hockenheim. Andernorts in der Region war sie schon mehrfach zu Gast, in Hockenheim ist es das erste Mal: Petra Durst-Benning hat in der Stadtbibliothek aus „Alte Hoffnung, neue Wege”, dem zweiten Band ihrer Köchinnen-Trilogie, vorgelesen. Seit 27 Jahren schreibt die gebürtige Schwäbin, derzeit beheimatet in Bad Kreuznach, mit großem Erfolg historische Romane.
Das für sie typische Thema: starke Frauen, die sich mit Mut und Durchsetzungskraft eine Männerdomäne erobern, egal, wie viele Steine man ihnen in den Weg legt. Darum geht es auch in der Köchinnen-Trilogie, die im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielt. Wie es der jungen Köchin Fabienne Durand gelingt, ihren Lebenstraum von einem eigenen Restaurant zu verwirklichen, daran lässt die quirlige Autorin ihre weibliche Leserschaft in Hockenheim teilhaben.
"Wir alle brauchen im Herz ein bisschen Platz für Wunder"
Petra Durst-Benning stellt den kurzweiligen und auch Mut machenden Abend unter das Thema „Träume” - und das nicht ohne Grund. Bei Lesungen, aber auch im eigenen Freundeskreis sei ihr aufgefallen, dass viele Menschen den Mut zum Träumen verloren hätten. Damit möchte sie sich nicht abfinden, denn sie ist überzeugt: „Träume haben kein Verfallsdatum. Wir alle brauchen im Herz ein bisschen Platz für ein Wunder.”
Die Autorin, die in Deutschland wie auch in den USA eine große Leserinnenschaft hat, liest ausschließlich Szenen, die sich um Fabiennes Traum und dessen Erfüllung ranken. Sie lässt Begeisterung miterleben, zeigt aber auch Schwierigkeiten auf und wird nie müde, den Mut und die Entschlossenheit vor Augen zu führen, die eine Frau damals brauchte, um ihr Ziel zu erreichen.
Unvergesslich ist für Fabienne ihr erster Besuch im „Chez Olivier”, einem Restaurant der gehobenen Kategorie. Nicht sattsehen kann sie sich am Tafelsilber, den gestärkten, weißen Tischdecken, erstaunt und tief beeindruckt nimmt sie wahr, dass es eine Karte gibt, der Gast die Wahl hat zwischen verschiedenen Gerichten. Schließlich verkündet sie: „Ich will eines Tages auch ein solches Restaurant eröffnen.”
Der Weg dorthin ist nicht einfach, Fabienne muss die Erniedrigungen als Frau und Küchenhilfe ertragen, bevor sich für sie endlich eine Möglichkeit bietet, als Köchin zu arbeiten. Dabei lernt sie auch, wie hilfreich ein kreativer, sinnlicher Ansatz in der Küche ist und dass es nicht immer ratsam ist, seine Träume anderen Menschen mitzuteilen.
Durst-Benning liest gut eine Stunde, dann macht sie eine Pause, kommt mit ihren Leserinnen bei Sekt und Apfelsaftschorle ins Gespräch, signiert Bücher. Im Anschluss gibt sie eine Kostprobe aus dem noch unveröffentlichten dritten Band, wo das „vermeintlich Unmögliche möglich wird” und Fabienne kurz davor steht, ihr eigenes Restaurant zu eröffnen. Die Szene, wie sie am Strand spazieren geht und sich selbst Mut zuspricht, indem sie mit dem Finger „Pourquoi pas?” (warum nicht) in den Sand schreibt und dazu ein Herz malt, hat etwas Berührendes.
Die Geschichte der Restaurants
Die Romane Durst-Bennings bieten auch immer die Möglichkeit, etwas zu lernen. So erfahren wir die Geschichte des Restaurants. Erste solche Lokale entstanden in Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts, von wo aus sie den Siegeszug durch ganz Europa antraten. Zuvor gab es zwar Weinstuben, Kaffeehäuser und Bierschänken, nicht aber Restaurants im heutigen Sinn. Erst die Französische Revolution sowie die Tatsache, dass die bis dahin strengen Zunftgesetze gelockert wurden, machten eine solche Entwicklung möglich.
Herausragend waren die „Mères de Lyon” (Mütter von Lyon), ehemalige Privatköchinnen in adeligen Haushalten, die kleine Wirtschaften, sogenannte „Bouchons” eröffneten. Die bekannteste unter ihnen war Eugénie Brazier, die 1930 insgesamt neun Michelin-Sterne besaß, so viele wie nie jemand vor oder nach ihr. Dennoch wurde die 1970 eröffnete Markthalle in Lyon nicht nach ihr benannt, sondern nach ihrem Schüler Paul Bocuse - eigentlich ein Skandal.
Die Autorin versteht es, ihre Lesung spannend, unterhaltsam und informativ zu gestalten, ohne zu viel zu verraten. Manches verschweigt sie bewusst und fordert stattdessen auf: „Lesen Sie selbst!”. Die Leiterin der Stadtbibliothek Nina Auer dankte Petra Durst-Benning mit Schokolade und einem Blumenstrauß.
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