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Batman, Thor und Micky Maus wohnen in einem Haus in Hockenheim

Der Hockenheimer Peter Gerwig sammelt leidenschaftlich gerne Filmfiguren, Comics und Raritäten, die mittlerweile sein ganzes Haus bevölkern. Außerdem hat er sich ein original amerikanisches Diner eingerichtet.

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Benjamin Jungbluth
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Die Batman-Filme für Fortgeschrittene: Neben dem riesigen Fernseher sorgen Großfiguren von Batman und dem Joker für die passende Stimmung. © Benjamin Jungbluth

Hockenheim. Sobald man das Haus von Elke und Peter Gerwig in Hockenheim betritt, ist man in einer anderen, einer fantastischen Welt. Direkt im Eingangsbereich werden Besucher von zwei deckenhohen Filmfiguren begrüßt: Die Superhelden Thor und Aquaman aus den populären Comicverfilmungen des letzten Jahrzehnts wachen hier über den Flur. Direkt nebenan, im Wohnzimmer, flankieren Batman und der Joker – natürlich ebenfalls rund zwei Meter groß – den riesigen Fernseher.

Iron Man Tony Stark ist Besuchern in Hockenheim zu aufdringlich

„Bis vor Kurzem hatten wir hier auch noch Iron Man stehen, der hat eigentlich am besten ausgesehen. Aber da sind leider immer wieder Besucher mit dem Kopf gegen die ausgestreckte Hand gelaufen, und letztlich wurde es dann doch auch etwas eng. Deshalb mussten wir ihn schweren Herzens wieder abgeben“, sagt Peter Gerwig.

Man hört ihm an, dass diese Entscheidung keine leichte für ihn war. „Ich bin halt einfach ein riesiger Fan von Comics und Filmen, schon seit ich als kleiner Bub meine ersten Hefte von meinem Vater mitgebracht bekommen habe. Mit der Zeit ist es dann immer mehr geworden und die letzten Jahre habe ich mein Hobby richtig ausleben können – da kommt dann eben schon ein bisschen was zusammen.“

Peter Gerwig mit zwei Erstausgaben von Superman und Die Spinne, wie Spiderman ursprünglich im Deutschen hieß. Unzählige Erstausgaben und besondere Nachdrucke der unterschiedlichsten Comicreihen hat der Hockenheimer über die Jahre erstanden. © Benjamin Jungbluth

„Ein bisschen“ ist dabei leicht untertrieben: Peter Gerwig besitzt unzählige Sammel- und Filmfiguren, Merchandise-Artikel und Poster, originale Erstausgaben zahlreicher Comicreihen, komplette Nachdrucke und absolute Unikate. Die genaue Anzahl kann er nicht nennen, viel zu zahlreich und komplex sind seine Sammlungen – doch zu jedem Stück kann er eine Geschichte erzählen, weiß er Hintergründe und Anekdoten zu berichten.

Die meisten Stücke findet Peter Gerwig auf Sammelbörsen im Internet oder auf klassischen Flohmärkten. Außerdem hat er enge Kontakte zur Kino-Familie Englert, die neben dem Schwetzinger Luxor-Filmtheater mehrere große Häuser – unter anderem in Heidelberg und Walldorf – betreibt. „Uns verbindet die große Leidenschaft zu Filmen und zum Sammeln“, sagt Gerwig.

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Hockenheimer sammelt Schätze aus dem Film- und Comicbereich

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Überall in seinem Haus in Hockenheim ist diese Leidenschaft erkennbar, doch der Mittelpunkt befindet sich im Keller: Die komplette Etage ist ein außergewöhnliches Privatmuseum, das bei Besuchern Erinnerungen an unzählige Film- und Comicreihen wachruft.

Den größten Bereich nimmt dabei die Disney-Sammlung ein. Micky und Minnie Maus, Donald und Dagobert Duck sowie viele weitere Charaktere aus dem Disney-Universum sind hier in hunderten Variationen vertreten, von der wenige Zentimeter großen Sammelfigur bis hin zu metergroßen Aufstellern. Dazwischen finden sich Tassen, Lampen, Uhren, Brettspiele und Aufhänger mit dem Konterfei der beliebten Figuren, aber auch originalverpackte Spielzeuge, die komplette Erstausgabe der Lustigen Taschenbücher und unzählige weitere Comics und Sammelbände.

Hockenheimer Peter Gerwig ist fasziniert von dem Genie Walt Disney

Immer wieder präsentiert Peter Gerwig beim Rundgang mit leuchtenden Augen besondere Einzelstücke, die in Sammlerkreisen echte Raritäten sind und auch für den Laien ihren Reiz haben: Eine kunterbunte Phantasiewelt voller fantastischer Geschichten, die nicht nur Kinder zum Träumen einladen. „Walt Disney war ein absolutes Genie, seine Werke sind bis heute unerreicht“, betont Gerwig.

Neben Sammelfiguren und Merchandise-Artikeln umfasst die Sammlung auch unzählige Comics und Lustige Taschenbücher aus dem Disney-Kosmos. © Benjamin Jungbluth

In den Fluren und Nebenräumen sind weitere Sammelschwerpunkte zu bewundern: Komplette Sets zu Blockbustern wie Terminator, Der weiße Hai und Der Pate, Figuren von Asterix und Obelix, Harry Potter, sowie Tim und Struppi, dazwischen Sammlerstücke zu Star Wars, den Schlümpfen oder Fix und Foxi. Originale Zeitschriftenständer und meterweise deckenhohe Regale beherbergen die verschiedensten Comicreihen, davon zu großen Teilen Erstausgaben in Schutzhüllen und besondere Nachdrucke. Zwei lebensgroße Figuren von Indiana Jones und Jack Sparrow haben stets ein wachsames Auge auf diese außergewöhnliche Bibliothek, durch die sich Gerwig mit einem fast kindlichen Lächeln bewegt.

Vielleicht war es auch die Nähe zum Ketscher Central Kino, die in ihm diese Leidenschaft weckte. 1962 geboren, wuchs Gerwig nur wenige Meter von dem Lichtspielhaus in der Enderlegemeinde auf. „Ich war damals natürlich oft im Kino und habe die unterschiedlichsten Filme sehen können, das war für mich als Bub ganz selbstverständlich“, erzählt er.

Das Kino in Ketsch soll auch weiterhin bestehen

Als das Haus 2011 dann zum Verkauf stand, ergriff er die Chance und wurde Eigentümer des gesamten Gebäudekomplexes. Aktuell sucht er zwar einen neuen Käufer für das Objekt (wir berichteten), doch muss dieser bereit sein, das Haus würdig in die Zukunft zu führen. „Das Kino soll auf jeden Fall erhalten bleiben, sonst verkaufe ich es nicht. Das ist ein ganz besonderer Ort und kein Renditeobjekt“, sagt der Film- und Comicfan mit Nachdruck.

Als ehemaliger Inhaber eines Hockenheimer Malerbetriebs hat Peter Gerwig seit 1987 auch seinen privaten Lebensmittelpunkt in der Heimatstadt seiner Frau Elke. Von ihr erhält er viel Unterstützung für seine Sammelleidenschaft – „anders wäre das ja gar nicht möglich“, sagt Elke Gerwig augenzwinkernd. Auch sie hält gerne Erinnerungen fest: Vor allem an gemeinsame Kreuzfahrten und Urlaube, was zahlreiche Schilder, Kühlschrankmagnete und Figürchen im Haus belegen.

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„Dass wir dem Sammeln so viel Raum geben können, geht natürlich erst seit unsere Kinder erwachsen und ausgezogen sind. Aber inzwischen wird es trotzdem etwas eng im Haus, auch wenn mein Mann sogar bereits einige Kisten in Garagen ausgelagert hat“, sagt Elke Gerwig lachend.

Tatsächlich ist in den Wohnräumen kaum noch Platz für weitere Unikate und Sammlerstücke. Ein komplettes Zimmer beherbergt inzwischen die Unterabteilung zu Sylvester Stallone und der legendären Rocky-Filmreihe: Alle offiziellen Actionfiguren zu sämtlichen Teilen hängen hier originalverpackt an den Wänden, dazu kommen Boxhandschuhe, Siegergürtel und andere Accessoires. Im Obergeschoss hingegen können nur noch leichtere Teile der Sammlung gelagert werden. „Da haben irgendwann die Balken angefangen zu quietschen, deshalb musste ich vieles in den Keller räumen. Aber der ist inzwischen eben auch komplett voll“, sagt Gerwig schmunzelnd.

Anderes Metier, aber genau so große Sammelleidenschaft: Neben dem Esszimmer hat Peter Gerwig ein US-Diner aus Originalstücken gebaut, samt voll funktionstüchtiger Jukebox und Flipperautomat. © Benjamin Jungbluth

Wenn es ihm und seiner Frau dann doch einmal zu viel wird mit der Film- und Comicwelt, dann können sich die Gerwigs in einen ganz besonderen Raum ihres Hauses zurückziehen: In ein US-amerikanisches Diner, bestehend aus zahlreichen Originalteilen, rot-weißen Möbeln aus Chrom und Leder sowie schwarz-weißen Bodenfliesen samt eingebauter bunter LED-Lichter.

Elvis Presley und die Route 66 grüßen neben einer kultigen Jukebox und einem Flipper

Zur stilechten Einrichtung gehören außerdem eine kultige Jukebox „Wurlitzer One More Time“ mit Blubberblasen und Farbwechsler sowie ein voll funktionsfähiger Flipperautomat. Statt Comicfiguren grüßen Bilder von Elvis Presley und Schilder der legendären Route 66 von den Wänden.

„Das ist auch noch so eine Leidenschaft von mir, die über die Jahre gewachsen ist. Am Ende geht es wohl immer darum, zu träumen und in eine andere Welt einzutauchen. So wie damals als kleiner Ketscher Bub mit meinen ersten Comics“, sagt Peter Gerwig.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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