Kommentar Betriebszeiten am Ring: Grenzwerte sind schwacher Trost für Anwohner

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Matthias Mühleisen
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Es ist sicher eine der schwierigsten Aufgaben für Oberbürgermeister Marcus Zeitler: Einerseits trägt er als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung die Verantwortung für den Hockenheimring, der seit dem Umbau chronisch in Geldnöten steckt. Andererseits möchte er den Wohnwert seiner Stadt für die Bürger möglichst hoch halten – und da ist der Lärm nun mal die Bedrohung Nummer eins.

Marcus Zeitler kann nicht an einem Ende dieses Gordischen Knotens ziehen, ohne dass die Verwicklungen am anderen schlimmer werden, scheint es. Die Betriebszeiten am Ring einzuschränken, hieße, Einnahmen durch die Vermietung zu reduzieren. In der Corona-bedingt ohnehin höchst angespannten Situation ein großes Wagnis.

Gerade die Pandemie hat aber auch viele Menschen den Wert ihres Zuhauses höher zu schätzen gelehrt, und wer mehr Zeit daheim verbringt, wünscht sich dort berechtigterweise auch Ruhe. Die wird durch Testfahrten und Clubveranstaltungen aber beeinträchtigt – selbst im Corona-Jahr 2020 an 207 Tagen. Die E-Mobilität wird sich im Rennsport wohl kaum so schnell durchsetzen, dass sich das Dilemma von selbst löst.

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Zusätzlich belastet wird das Thema von der Schwerfälligkeit der Lärmaktionsplanung. Bereits 2007 hat die Stadt unter OB Dieter Gummer eine Lärmanalyse zum Verkehrs- und Gewerbelärm in Auftrag gegeben. Seither gab es viel Austausch, moderierte Lärmspaziergänge (2015). Ein fertiges Konzept liegt aber immer noch nicht auf dem Tisch. 2016 sprach sich der Gemeinderat zuletzt mehrheitlich für die Beibehaltung der Betriebszeiten aus.

Es ist wichtig und richtig, dass Marcus Zeitler darlegt, dass die genehmigten Grenzwerte eingehalten werden. Aber es dürfte ihm bewusst sein, dass das für die Menschen in Ringnähe kein Trost ist. Schon gar nicht für jene, die dort in stilleren Tagen vorm Streckenumbau hingezogen sind.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer