Hockenheim. Sich künstlerisch zu betätigen ist ein ewiges Exerzitium für die Hockenheimer Künstlerin Gisela Späth. Ihr Schaffen ist geprägt von bemerkenswerter Vielfalt an Themen, Materialien und Techniken. Ihre künstlerische Schöpfungskraft kennt keine Grenzen, sie erkundet alle Formen der Gestaltung: Malerei, Zeichnung, Grafik, Skulptur, Keramik. Zurzeit plant sie eine neue Ausstellung, die sie Anfang Juni der Öffentlichkeit präsentieren möchte.
Dafür entwickelte sie ein Konzept, das eine ganz neue Lesart ermöglicht: In den beiden Räumen ihrer Atelier-Galerie in der Karlsruher Straße beabsichtigt sie, ältere und neuere Arbeiten gegenüberzustellen und sie in einen Dialog zu bringen. Das Besondere daran ist, dass die Auswahl der Arbeiten nicht wie üblich von ihr vorgenommen wird, sondern gemeinsam mit Freunden und Besuchern.
Kunst in Hockenheim: Persönliche Sichtweisen verleihen aparte Note
„Auf diese Weise können sie einerseits ihre persönliche Sichtweise einbringen und andererseits der Ausstellung eine aparte Note verleihen“, motiviert die Künstlerin die neue Verfahrensweise. „Ich mache das zum ersten Mal und bin auf das Ergebnis gespannt“, sagte sie gegenüber dieser Zeitung am Freitagabend beim Aktivtag, zu dem sich drei Helferinnen gemeldet haben: Doris Adam, Ingeborg Klinger und Andrea Tewes.
Schwerpunkt der Ausstellung im ersten Raum bilden Arbeiten, die zwischen 2007 und 2010 entstanden sind, darunter die Serie „Natur – Wandlung – Ordnung“, die sie einer Kanzlei in Bonn ausgeliehen hatte und nun an den Ort der Entstehung zurückgekehrt sind.
„Im Wesentlichen sind es Arbeiten mit Tusche auf ganz dünnem Papier“, erklärte Späth. Sie setzen eine gekonnte Pinselführung voraus, ein zentrales Moment in der chinesischen Malerei, die sie bei Xiaolan Huangpu, ein in Dalian bei Peking und in Wien lebender Künstler kennenlernte. 2008 stellte er in der Hockenheimer Stadthalle aus.
Die Hockenheimer Künstlerin zeichnet abstrakte Naturmotive mit Tusche
Es sind abstrakte Naturmotive, die Späth mit Tusche in sämtlichen Variationen zeichnete und sie „Der Pinsel schneidet und malt“, „Insektenblick“, „Tuschespuren“ oder „Spiel mit Pinsel und Kreis“ betitelte. Alle Zeichnungen sind auf sehr dünnem Japan- oder Chinapapier aufgetragen und strahlen eine rätselhafte Schönheit aus.
Ein geübter Betrachter erkennt darin sofort die Erfahrung der Künstlerin, die schon seit fast 50 Jahren mit Einzel- und Gruppenausstellungen das kulturelle Leben der Stadt Hockenheim bereichert. In dem Anwesen von 1929 in der Karlsruher Straße 40 eröffnete Gisela Späth 1977 ihr Atelier mit Galerie und Kunstschule. Ein Teil ist zudem für Material- und Brennraum für Keramik eingerichtet sowie im Kellergeschoss ein Kursraum.
Bestimmend für Späths Kunst sind Beobachtungen aus der Natur, die sie mit ganz bestimmten Pinselstrichen wiedergibt, wobei sie sich in Ausrichtung, Form, Ansatz und Abschluss unterscheiden. „Selten male ich ein Motiv aus der Natur direkt ab“, erklärte die Künstlerin, „vielmehr realisiere ich in meinen Arbeiten ein Bild, wie es in meiner Vorstellung existiert.“
Kunst in Hockenheim: Stimmungen, Zustände und Eingebungen
Es sind Stimmungen, Zustände, momentane Eingebungen, die sie in ihren Werken bearbeitet und kunstinteressierte Betrachter einladen, sie mit ihrer eigenen Fantasie zu ergänzen und zu deuten. „Jedes Bild wirkt auf jeden anders“, sagte die passionierte Künstlerin.
Die Herausforderung für die Helferinnen an diesem Abend dürfte darin bestanden haben, diese älteren Werke mit neueren sowie den Keramiken und Skulpturen so zu kombinieren, damit die Ausstellung, die ab Juni bis zur „Nacht der Musik“ besichtigt werden kann, ein stimmiges Ganzes ergibt.
Der reiche Fundus an Arbeiten, die in den vergangenen Jahren entstanden sind und zurzeit überall in der Galerie herumstehen, dürfte die Auswahl zusätzlich erschweren. Die bevorzugte Technik ist „Gouache“ auf Kupferdruckpapier, wie Späth informierte. Dabei trägt sie viele dünne, lasierende Schichten auf. Zum Einsatz kommen unterschiedliche Materialien wie Erde, Steine, Pflanzen und auch Rosenblätter, die sie in ihre Werke integriert und konserviert wie im Bild mit dem Titel „Bienenparadies“.
Vor den weißen Wänden der Galerie heben sich nicht nur ihre farbintensiven, abstrakten Bilder, die sehr viel Interpretationsspielraum lassen, sehr schön ab, sondern auch die Skulpturen und handgefertigten Gefäßeplastiken, den Formen der Natur nachempfunden. Es bleibt spannend zu entdecken, wie die Gegenüberstellung der alten und neuen Werke auf die Besucher wirken.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-kunst-im-hockenheimer-atelier-spaeth-alte-und-neue-werke-im-vergleich-_arid,2207869.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/dossiers_dossier,-karlsruher-strasse-_dossierid,180.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html