Mitbestimmung

Bürgerinitiative für Lärmschutz in Hockenheim gibt überraschend auf

Die Bürgerinitiative für Lärmschutz und Lebensqualität in Hockenheim und Umgebung (BiLL) beendet ihre Aktivitäten aufgrund von persönlichen Beleidigungen und Drohungen.

Von 
Matthias Mühleisen
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Motorenlärm vom Hockenheimring wie hier bei den Nitrolympx 2022: für die Anhänger der Bürgerinitiative „Meine Rennstadt“ Musik in den Ohren, für andere Belästigung, die reduziert werden sollte. © Hockenheim-Ring GmbH/Torsten

Hockenheim. Obwohl die Tagesordnung der öffentlichen Gemeinderatsitzung am Mittwoch, 27. September, noch nicht veröffentlicht wurde, hatte sich abgezeichnet, dass es eine sehr spannende, möglicherweise auch sehr angespannte Zusammenkunft geben könnte. Dafür hätten weder die Stadtverwaltung noch die Fraktionen gesorgt: In sozialen Netzwerken hatte sich ein Aufeinandertreffen zweier Bürgerinitiativen angedeutet. Seit Donnerstag steht aber fest, dass es dazu nicht kommen wird. Die Bürgerinitiative für Lärmschutz und Lebensqualität in Hockenheim und Umgebung (BiLL) hat mitgeteilt, dass sie ihre Aktivitäten einstellt.

Das Ende kommt überraschend und schnell: Erst am 23. August hatte unsere Zeitung ihre Ziele und Beweggründe vorgestellt („Der tägliche Lärm ist einfach zu viel“). Unter anderem waren das Einschränkung der Betriebszeiten sowie die Einführung von Ruhezeiten und Wochenenden ohne Lärm. Kaum war die Initiative an die Öffentlichkeit gegangen, trat eine zweite auf den Plan: die Bürgerinitiative für den Hockenheimring „Meine Rennstadt“. Ihr Ziel ist es laut ihrer Homepage, „den Hockenheimring zu schützen, zu fördern und als wichtigen Bestandteil unserer Gemeinschaft zu erhalten.“

„Erschreckende Ausmaße“ an Drohungen und Beleidigungen gegen Hockenheimer Bürgerinitiative

Dass die BiLL aufgibt, hat nichts mit der Konkurrenz durch die Ring-Unterstützer zu tun. In einer Pressemitteilung teilt ein BiLL-Sprecher mit: „Persönliche Beleidigungen, Androhung von Gewalt, unsachliche Kritik und Ähnliches, auch in den sozialen Netzwerken, haben uns veranlasst, diesen Entschluss – schweren Herzens – zu treffen. Dieses Verhalten widerspricht unserem Grundverständnis von Demokratie und dem Umgang mit anderen Auffassungen und Meinungen. Gerne hätten wir diese sachlich und konstruktiv diskutiert.“ Es sei erschreckend, welche Ausmaße dieses Thema angenommen habe oder noch annehmen könnte.

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Bei Diskussionen über die BiLLForderungen auf Facebook war den Initiatoren mehrfach nahegelegt worden, doch aus Hockenheim wegzuziehen. Vereinzelt fielen aber auch Vorschläge wie „teeren und federn“.

Nach reiflicher Überlegung hätten sich die Initiatoren entschlossen, die Initiative für ein liebens- und lebenswertes Hockenheim zu beenden. Die rund 20 Bürger, die sich für eine Reduzierung der Beschallung durch die Rennstrecke einsetzen wollten, danke allen, die sie unterstützt und ihre Auffassung geteilt haben. „Weit über 80 Prozent der Zuschriften haben den täglichen Lärm bis in die Abendstunden bemängelt.“

Nachdem die von der BiLL angekündigte Teilnahme an der Gemeinderatssitzung, die die Verwaltung vorsichtshalber vom Bürgersaal des Rathauses in die Stadthalle verlegt hat, entfällt, bleibt abzuwarten, ob „Meine Rennstadt“ den Aufruf an ihre Unterstützer, „ein starkes Zeichen für den Erhalt und die Förderung dieses legendären Austragungsortes zu setzen“, aufrechterhält. Auf die schriftliche Frage der Redaktion an Christopher Sass, der auf der Homepage der Initiative im Impressum steht, kam bis gestern Abend keine Antwort.

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Hockenheimer Bürgerinitiative bittet um Respekt vor anderer Meinung

In einem Facebook-Post betont die Bürgerinitiative „Meine Rennstadt“: „Wir bitten um gegenseitige Wertschätzung und Respekt für unsere Leidenschaft, ebenso wie wir eure Meinungen respektieren. Wir sind Teil einer Gemeinschaft und alle Ansichten verdienen Beachtung.“

Schon in der Vergangenheit hatte es Initiativen von Hockenheimer Bürgern gegeben, etwa „Wohnwert/Lärm Hockenheim“ 2007, um die Dauerbelastung durch den Motorenlärm vom Ring zu reduzieren. Sie brach nach vier Jahren die Gespräche ab, weil sie keinen Fortschritt in den Gesprächen sah.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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