Brauchtumsveranstaltungen

Hockenheimer Marketing-Verein braucht mehr Geld von der Stadt

Der Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) benötigt mehr finanzielle Unterstützung für Brauchtumsveranstaltungen. Der Gemeinderat entscheidet über den höheren Zuschuss. Der HMV prüft Kosteneinsparungen und sucht zusätzliche Sponsoren aufgrund gestiegener Ausgaben.

Von 
Matthias Mühleisen
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Eines der Aushängeschilder der Stadt: Der Hockenheimer Mai zieht viele Besucher an, für deren Sicherheit der HMV tief in die Tasche gegriffen hat. Soll das Konzept übernommen werden, reicht die bisherige Finanzierung durch die Stadt nicht. © Zeuner

Hockenheim. Dass der Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) nur das Beste für die Stadt will, versteht sich von selbst. Um seine Aufgaben erfüllen zu können, braucht er aber künftig auch etwas mehr von ihrem Besten – den städtischen Finanzen. Die Inflation ist an den Ausgaben der Stadt-Beleber nicht spurlos vorbeigegangen, dazu kamen in vielen Bereichen konkrete Anforderungen, die die Ausgaben steigen ließen, etwa für die Sicherheit beim Hockenheimer Mai oder dem Fasnachtszug. Daher müssen sich Oberbürgermeister Marcus Zeitler und der Gemeinderat darauf einstellen, dass der HMV einen höheren Zuschuss beantragt. Geschäftsführerin Birgit Rechlin und Vorstandsmitglied Christian Kramberg erläutern im Gespräch mit unserer Zeitung, warum.

„Wir haben einen Punkt erreicht, wo wir darüber nachdenken müssen: Können wir mit den bisherigen Zuschüssen alles noch so stemmen oder müssen wir beispielsweise beim Hockenheimer Mai eine Band oder einen Tag streichen“, bringt es Christian Kramberg auf den Punkt. Bei Kostensteigerungen von 20 bis 30 Prozent könne der Verein das ganze Programm nicht mehr mit der Finanzierung durchziehen, wie sie 2015 angedacht war und seither konstant geblieben ist.

Finanzieller Mehrbedarf: Hockenheimer Marketing-Verein und Stadt im Fokus

Großen Wert legen er und Birgit Rechlin auf die Feststellung, dass der finanzielle Mehrbedarf des Marketing-Vereins, den der städtische Zuschuss ausgleichen soll, sich ausschließlich auf die sogenannten Brauchtumsveranstaltungen bezieht, mit deren Organisation und Durchführung die Stadt den HMV im Jahr 2017 beauftragt hat.

Kostenfaktor Fasnachtszug: Mehr Absperrungen und Securitypersonal haben sich zwar bewährt, doch auch ein größeres Loch in die Kasse gerissen. © Michael Oechsler

Dazu zählen Fasnachtszug, Sommertagszug, Frühlingsfest, Hockenheimer Mai, Kerwe und Hockenheimer Advent. Seit zwei Jahren sind der Weiße Samstag am Wasserturm sowie den Französische Markt als Ersatz für den Markt der Zünfte vom Gemeinderat anerkannt – bei gleichem Budget.

Alle anderen Aktivitäten und Events des HMV werden nicht von der Stadt bezuschusst. Sie müssen sich selbst über Einnahmen und Mitgliedsbeiträge tragen und werden meist von Sponsoren mitfinanziert, die Vorstand und Geschäftsführerin auftreiben müssen. Als Beispiele nennen Rechlin und Kramberg die „Hoggemer Höfe Tour“, die Humanismustage, die „Wein im Turm“-Tastings, Afterwork-Partys, Unternehmerfrühstücke, die Osteraktion im Gartenschaupark, die Lesung im HÖP, die Weihnachtsbaumaktion oder die Wahl des Christkinds – „also alles, was wir machen, um Hockenheim attraktiver und lebenswerter zu machen“, sagt Rechlin.

Eigenregie des Hockenheimer Marketing-Vereins: Eintrittspreise müssen passen

Merchandising-Artikel wie der „68766-Secco“, der nachhaltige Kaffeebecher oder die Rennstadtkarte fallen ebenfalls komplett unter die Eigenregie des Vereins, ergänzt Christian Kramberg. Oft bringe sich auch der gesamte Vorstand bei Projekten ein. „Wir müssen es dann eben null auf null hinkriegen.“ Das gelte auch für die Hockenheimer Nacht der Musik, bei der der Verein als Veranstalter und die Stadthalle als Organisator agiert. Daher müsse hier ein angemessener Eintrittspreis verlangt werden.

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„Wir sind im Gespräch mit Stadt, OB und Gemeinderat, legen einen klaren Verwendungsnachweis vor, was wir in den vergangenen Jahren ohnehin gemacht haben“, unterstreicht Kramberg. Dass der Vorstand erst jetzt seinen Wunsch nach höherer Bezuschussung äußert, kann er erklären: „Wir kommen aus der Pandemie heraus, haben mit 2023 das erste Jahr, in dem wir alles durchziehen – nach heutigem Stand zumindest. Erst jetzt können wir sagen, was wir für die Brauchtumsveranstaltungen benötigen, um sie auf dem gleichen Stand halten zu können.“ Außerdem lägen erst jetzt die Zahlen von 2022 weitestgehend auf dem Tisch.

Dass die Kostensteigerungen für die Sicherheit auch positive Effekte hatten, ist für Birgit Rechlin ein wichtiger Punkt: „Gerade beim Fasnachtszug und beim Hockenheimer Mai waren wir auch nach Aussagen der Polizei perfekt aufgestellt – es gab bei beiden Veranstaltungen praktisch nichts. Die Investition in die Security-Dienste haben sich also bewährt, aber wenn wir das so beibehalten wollen, müssen wir überlegen, wie das finanziert wird.“

Gemeinderat entscheidet: HMV als ausführendes Organ für Stadtfeste

Die Entscheidung liege beim Gemeinderat: Er müsse festlegen, was die Stadt wünsche, der HMV sei dabei nur ausführendes Organ. Dass die Feste so positiv verlaufen sind trotz Neuerungen wie beispielsweise die Verlegung des Maidorfs auf den Marktplatz, sei positiv für die Gespräche. Voraussichtlich im Oktober werde der Hockenheimer Marketing-Verein seine Bilanz und damit auch seinen Bedarf im Gemeinderat vorstellen.

Kostengünstige Entscheidungen

Sollte es nicht zu einer Erhöhung des städtischen Zuschusses (derzeit 262 000 Euro) kommen, werde der Verein Vorschläge machen, wo gestrichen werden kann. Kostenbewusst gehe man ohnehin vor. Beim Hockenheimer Advent verzichtet der HMV beispielsweise auf die transparente Rundbogenbühne. „Wir sind klar betriebswirtschaftlich der Stadt gegenüber gefordert und haben daher ein kostengünstigeres Angebot gewählt“, erklärt Kramberg. An der Einnahmenschraube zu drehen, würde zu Lasten der Vereine gehen, die den Weihnachtsmarkt lebendig halten.

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Die Kompensation der Kostensteigerung durch zusätzliche Sponsoren sei angestrebt, aber schwierig, da auch die Unternehmen mit Kostensteigerungen zu kämpfen haben und zurückhaltender sind.

Wichtig ist den beiden HMV-Sprechern der Hinweis, dass es nicht nur auf der Kostenseite Steigerungen gibt: Die Mitgliederentwicklung des Vereins zeigt ebenfalls steil nach oben. Bei ihrem Start Ende 2019 seien es rund 125 gewesen, inzwischen liege sie bei 212. Damit habe sich die Senkung der Mitgliedsbeiträge bewährt. Mit der Rennstadtkarte habe der Verein seit ihrer Einführung ein Kaufkraftvolumen von 270 000 Euro an die Stadt gebunden.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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