Hockenheim. Dass Michael Grün seit dem 1. September das Sportheim des FV 08 Hockenheim bewirtschaftet, ist typisch für den Verein. Grün ist nämlich kein Unbekannter: Der gelernte Koch engagiert sich seit seiner Jugend auf dem heimischen Fußballplatz. Und wie so viele, die dem Amateurclub irgendwann beitreten, ist er geblieben – eine Folge der herausragenden Arbeit der ehrenamtlichen Funktionäre. Ungefähr so nimmt auch der Deutsche Fußballbund (DFB) die vereinsinterne Zusammenarbeit wahr und schätzt diese wert: Die Clubfamilie erhält nun, im Zuge des DFB-Punktespiels den sogenannten Goldstatus.
„Der Fokus des DFB-Punktespiels im Zuge der Heim-Europameisterschaft lag auf der Jugendarbeit“, beginnt Jugendleiter Markus Zickermann. „Wir konnten in verschiedenen, vorgegebenen Bereichen unsere eigenen Maßnahmen einreichen. Die Jury entschied dann, ob unsere Leistungen anerkannt werden.“ Dabei wurden allerdings bei weitem nicht alle Leistungen der Ehrenamtlichen aus der Rennstadt anerkannt: „Beispielsweise haben wir Bäume gepflanzt, trotzdem haben wir im Bereich Klimaschutz keine Punkte bekommen.“ Obwohl aber manche der eingereichten Leistungen nicht anerkannt wurden, erreichte der Verein ein herausragendes Ergebnis: 245 Punkte sammelt der FV08 – schon 140 hätten für die nun erhaltene Goldprämie ausgereicht.
Sich angestrengt, um die goldene Auszeichnung zu erhalten, habe sich das Team um Zickermann nicht: „Eigentlich haben wir alles wie immer gemacht. Uns ist aber eine engagierte Jugendarbeit sehr wichtig.“ Beispielsweise habe es ein Schnuppertraining für den aktuellen Bambini-Jahrgang gegeben. „Außerdem bilden wir unsere Jugendtrainer immer weiter. So haben wir wieder das DFB-Mobil hiergehabt und in Kooperation mit dem Badischen Fußballverband (BFV) einen dezentralen Trainerlehrgang organisiert, um unseren Ehrenamtlichen das Kindertrainer-Zertifikat zu ermöglichen. Außerdem haben wir im Verein eine zweistellige Zahl von Trainern mit C-Lizenz. Fünf weitere absolvieren momentan diesen Trainerschein.“
Und auch in der Förderung der Suche nach Unparteiischen, ist der Verein überdurchschnittlich: „Unsere Schiri-Verantwortliche, Tina Hochstuhl, ist da sehr engagiert. Wir haben sechs, recht neue aktive Schiedsrichter, zwei weitere sind momentan in der Ausbildung und ein neuer Interessent wurde auch schon an Land gezogen.“
Auf insgesamt 40 Trainer kann der FV 08 Hockenheim zurückgreifen
Dank der unermüdlichen Ehrenamtlichen, könne der Verein in nahezu allen Jugenden mindestens eine Mannschaft stellen: „Bei den jüngeren Kindern haben wir teilweise drei Mannschaften pro Jugend.“ Um die Kinder trotzdem so individuell wie möglich fördern zu können, gebe es insgesamt pro Mannschaft mindestens drei Trainer.
Insgesamt greife der Verein auf einen Trainerpool von über 40 ehrenamtlichen Jugendtrainern zurück. „Nur die B-Jugend konnten wir mangels Spieler nicht melden. Da haben wir aber unseren Jungs ein Gastspielrecht für unsere Nachbarvereine ermöglicht, dass sie einerseits Erfahrungen sammeln und andererseits trotzdem zurückkommen.“ Ein Mitgrund, weswegen mittlerweile nicht mehr genug U 17-Spieler gefunden wurden, sei die Corona-Pandemie, glauben die Verantwortlichen.
Eine Mädchenabteilung gebe es bisher nicht. „Leider haben wir bisher nicht genug Platz. Allerdings haben wir auch Erfolgsgeschichten, von Mädchen, die bei den Jungs mitspielten“, erzählt Zickermann. So sei beispielsweise Livia Hermann mittlerweile von Hockenheim zur TSG Hoffenheim gewechselt. „Aber natürlich hätten wir auch gerne eine eigene Abteilung. Dazu würden wir ausschließlich einen neuen Kunstrasenplatz brauchen. Wir hatten auch schon alle Gemeinderatsfraktionen hier zu Gast. Alle haben anerkannt, dass wir den Platz brauchen.“
Jugendarbeit beim FV 08 Hockenheim: FSJler tragende Säule
Eine weitere Säule, die den Verein trage, seien junge Erwachsene, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim FV08 machen würden, glaubt der Jugendleiter: „Die meisten Vereine haben allerhöchstens einen FSJler. Wir haben mindestens zwei.“ In Kooperation mit den Hockenheimer Grundschulen und einem Kindergarten, würden die Freiwilligen Praxiserfahrung in der Jugendarbeit sammeln und die Jugendtrainer im Club unterstützen. „Hinzu kommen 30 Seminartage an der Sportschule. Dort machen die Jungs und Mädels dann unter anderem die C-Lizenz“, weiß Zickermann.
„Ich spiele schon immer Fußball. Bei meinem eigenen Verein in Plankstadt bekam ich allerdings keinen FSJ-Platz. Hier wurde ich sofort super aufgenommen“, sagt Luis Weber (19), der sein FSJ nun in Hockenheim absolviert. Dustin Schneider, der zweite aktuelle FSJ-Absolvent, ist ein Eigengewächs. „Den habe ich schon trainiert, da konnte er kaum laufen“, sagt Zickermann, der als Jugendleiter auch für die FSJler verantwortlich ist.
„Die Gewinner der Goldprämie konnten sich die Preise aussuchen. Unter anderem gab es ein Laptoppaket, mit Lautsprechern und Mikros. Der FV08 hat sich aber hauptsächlich für Trainingsutensilien für die Jugendarbeit entschieden“, erklärt Harald Schäfer, der als Vertreter des Fußballkreises Mannheim die Präsente vom DFB übergibt. Für die Hockenheimer hat er zehn DFB-Bälle, zwei Sätze goldene Leibchen und vier Mini-Tore im Kofferraum. „Natürlich freuen wir uns auch im Kreis, wenn Jugendliche in einem Verein eine solche Heimat finden. Dafür ist das Engagement, das hier offensichtlich gegeben ist, elementar wichtig“, findet Schäfer.
Weswegen sich der FV 08 Hockenheim vergrößern möchte
Auch Michael Grün, der nun das Vereinsheim unter dem Restauranttitel „08-Fifteen“ betreibt, ist ein Eigengewächs der Hockenheimer Kicker. „Ich fühle mich als Jugendtrainer und Vorstandsmitglied dem Verein und der Jugend hier verbunden. Deswegen möchte ich auch kein steifes Restaurant hier. Es soll auch die Möglichkeit geben, als Mannschaft zu grillen oder so. Das Motto ist ,Texas, BBQ und Burger‘.“
Trainingsutensilien, genug Spieler, über 40 Trainer und ein bewirtetes Vereinsheim – eigentlich hat der FV08 alles, was er braucht. Oder? „Der Rasenplatz ist wetterabhängig. Regnet es, können nicht alle trainieren, sonst wird es ein Acker“, weiß Jochen Albrecht, Jugendtrainer und Webmaster. Um aber mehr Kindern das Spielen zu ermöglichen und sich vielleicht langfristig auch um eine Mädchenjugend zu bemühen, brauche der Verein dringend mehr Platz. „Deswegen hier noch einmal der wichtige Appell: Wir brauchen dringend einen Kunstrasen“, fügt der Jugendleiter hinzu.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-der-fv-08-hockenheim-rockt-das-dfb-punktespiel-_arid,2246276.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html