Theodor-Heuss-Realschule

Drei Jahre in Deutschland: Hockenheimer Aleks will Erfolgsgeschichte fortsetzen

Der 16-jährige ist vor drei Jahren ohne Sprachkenntnisse aus Bulgarien gekommen und hat nun seine Mittlere Reife in der Tasche. Im Interview spricht er über die Herausforderungen, die hinter ihm liegen.

Von 
Marcus Oehler
Lesedauer: 
Aleks Milkov Zidarov kam vor erst drei Jahren aus Bulgarien nach Hockenheim – ohne Deutschkenntnisse. Bild: Pitsch/THRS © Robin Pitsch

Hockenheim. Erst kürzlich haben die „fertigen“ Zehntklässlerinnen und Zehntklässler ihren Abschluss an der Theodor-Heuss-Realschule erhalten. Aber unter ihnen war auch jemand, der ganz persönlich einen großen Erfolg feiern kann. Der sechzehnjährige Aleks Milkov Zidarov kam vor erst drei Jahren aus Bulgarien nach Hockenheim – ohne Deutschkenntnisse. Aus Kardschali im Süden des Landes, das im Grenzgebirge zu Griechenland – den Rhopoden – liegt, migrierte die Familie nach Deutschland. Er teilt damit sein Schicksal mit nicht wenigen jungen Familien, die aus Bulgarien, das seit 2007 zur Europäischen Union gehört, nach Mitteleuropa auswandern.

Mit viel Fleiß und Wille hat er sich durchgeboxt, zuerst in der Vorbereitungsklasse (VKL) an der Theodor-Heuss-Realschule, dann schon recht schnell in einer ganz normalen Regelklasse, in der er wie alle anderen auch zu gleichen Bedingungen geprüft wurde. Aleks Geschichte ist eine, die zu selten erzählt wird, aber etwas, das erzählt werden sollte.

Mehr zum Thema

Abschlussfeier

Aufruf an der Hockenheimer Theodor-Heuss-Realschule: Glaubt an euch!

Veröffentlicht
Von
zg/rp
Mehr erfahren
Theodor-Heuss-Realschule

Praxisnahe Berufsorientierung an der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim

Veröffentlicht
Von
zg/rp
Mehr erfahren
Theodor-Heuss-Realschule

Realschüler besuchen Hockenheimer Pflegezentrum

Veröffentlicht
Von
Robin Pitsch
Mehr erfahren

Eine Geschichte von Migration und Hindernissen, aber auch von Zielen, Lernwillen und letztlich Erfolg. Sein Ethiklehrer Robin Pitsch hat mit Aleks ein Interview geführt. Allerdings musste ihm versprochen werden, dass im Interview die „grammatisch verbesserte Fassung“ abgedruckt wird. Denn selbstkritisch wirft der groß gewachsene, aber ruhige und bescheidene ExSchüler ein: „So gut ist mein Deutsch leider noch nicht.“

Aleks, was ist an der Theodor-Heuss-Realschule anders als in den Lehrstätten Bulgariens?

Aleks Milkov Zidarov: Die Lehrer hier sind höflicher als in Bulgarien und sie sagen dir auch deutlich und genau, was man für Klassenarbeiten oder Tests lernen muss – in Bulgarien war das nicht so.

Welche Schwierigkeiten (außer der Sprache) hattest du in Deutschland?

Zidarov: Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten, Freunde und Kontakt zu finden, ich habe ja kein Deutsch gesprochen. Aber mittlerweile ist es besser, ich habe gerade auch in der Schule und in der Klasse viele Freunde gefunden und das macht es natürlich auch leichter, Deutsch zu lernen, weil man sich ja unterhalten kann oder auch fragen, wenn man etwas nicht versteht oder ein Wort nicht weiß.

Wie hast du es geschafft, so gut Deutsch zu lernen?

Zidarov: Ich habe ein Ziel: Nämlich dass ich jeden Tag so viel wie möglich Deutsch reden kann und jeden Tag neues Wort lernen darf.

Was sind deine Lieblingsfächer aktuell in der Schule? Was begeistert dich an ihnen? Haben diese Fächer auch etwas mit deinen Hobbies zu tun?

Zidarov: Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Englisch. Mathe macht Spaß, weil man in diesem Fach Probleme lösen muss. Und Englisch ist für mich wichtig, denn ohne Englisch hätte ich in meinem ersten Jahr in Deutschland wirklich nicht kommunizieren können.

Mehr zum Thema

Wahl zum Jugendgemeinderat (mit Fotostrecke)

Hockenheim soll attraktiver für junge Leute werden

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth
Mehr erfahren
Theodor-Heuss-Realschule

Hockenheimer Realschule präsentiert Heuss-Lab-Konzept für Schul-Digitalisierung

Veröffentlicht
Von
der Theodor-Heuss-Realschule
Mehr erfahren
Theodor-Heuss-Realschule

Elternworkshop in Hockenheim: Technisches Wettrüsten in der eigenen Familie

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren

Was war die größte Herausforderung in deiner bisherigen Schulzeit?

Zidarov: Ehrlich gesagt war meine größte Herausforderung bislang der Stress vor den Prüfungen, weil man da sehr viel auf einmal lernen und dann auch können muss. Da hat mich die Sprache auch ganz schön herausgefordert.

Auf was bist du besonders stolz?

Zidarov: Ich konnte in der kurzen Zeit mein Deutsch verbessern und habe die Prüfung zum Realschulabschluss gepackt. Das war für mich – aber bestimmt für meine Mitschüler ja auch – eine große Herausforderung, die man erst mal meistern muss. Ich habe das und darauf bin ich schon ein bisschen stolz.

Du hast jetzt einen Realschulabschluss. Was sind deine nächsten Ziele? Welchen Berufswunsch hast du?

Zidarov: Mein nächstes Ziel ist, mein Abitur zu schaffen. Das will ich an einer weiterführenden Schule in Wiesloch angehen. Und danach will ich für meinen Traumberuf studieren – ich möchte gerne Softwareentwickler werden!

Welche Tipps würdest du Kindern empfehlen, die neu nach Deutschland kommen und sich (wie du) nun an der Schule zurechtfinden müssen?

Zidarov: Mein erster Tipp wäre, dass sie grundsätzlich so viel Deutsch reden wie möglich. Dazu habe ich noch drei weitere Ratschläge. Erstens: Wenn du etwas nicht verstehst, hab keine Angst und frage nach. Zweitens: Lerne jeden Tag ein neues Wort. Drittens: Schaue deine Serien, deine Filme auf Youtube oder im Fernsehen auf Deutsch. Dann wird mit der Zeit alles kommen.

Deutschlernen ist ausschlaggebend

Das Deutschlernen ist für Aleks ausschlaggebend. Das Beherrschen der Sprache des Landes, in dem er leben und arbeiten will und wird, steht bei ihm ganz oben auf der Prioritätenliste. Und er weiß ganz genau, dass sein Weg bislang eine große Herausforderung war und noch sein wird. Aber er ist zuversichtlich und hält an seinem Ziel fest. „Es ist wichtig, ein Ziel zu haben“, sagt er.

Für Aleks zukünftigen Lebensweg ist also alles vorbereitet und der junge Mann kann aus seinen bisherigen positiven Erfahrungen mitnehmen. Die Chancen auf die Erfüllung seines Berufswunsches hat er hier in der Region mit den hiesige Software-Riesen und den kleineren spezialisierteren Unternehmen allemal. Und wenn man ihn sprechen hört, ist sicher, dass dieser junge Mann seinen Weg gehen wird.

Vorbereitungsklasse

Vorbereitungsklassen (VKL) werden für Schüler eingerichtet, die zwar schulpflichtig sind, aber keine oder geringe Deutschkenntnisse haben. Anlass für die Einrichtung war die verstärkte Zuwanderung und gewachsene Heterogenität von Kindern und Jugendlichen.

Der Unterricht vermittelt grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache, Kultur und Gesellschaft, um auf die Integration in den Regelunterricht vorbereitet zu werden.

Schüler, die noch nicht in der lateinischen Schrift alphabetisiert sind, besuchen zunächst eine Basisklasse. red

Autor

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung