Hockenheim. Bei der samstäglichen Rundtour zu den Hockenheimer Höfen ermöglichten acht Landwirtschaftsbetriebe den zahlreichen Ausflüglern einen umfassenden Blick hinter die Kulissen. Der Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) hatte für die Strecke durch das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Hockenheimer Rheinbogen“ eine Route von Bauernhof zu Bauernhof empfohlen. Durch die gute Wegebeschilderung konnte man überall einsteigen.
Beim Hof Großhans lagen Kartoffeln der Sorten Agria, Laura und Annabelle in Boxen bereit. Frische Eier, natürlich ohne Gentechnik, gibt es täglich im „Eiomat“. Der Bioland-Hof Mörschhof steht für einen ökologisch bewirtschafteten Betrieb mit verschiedenen Gemüsearten, Mutterkuhhaltung und Getreide. Die Ernte auf dem Kartoffelacker geht mit modernster Technik vonstatten.
Auf dem Biohof im Siegelhain 5 herrschte reges Treiben. Nico Binkert, der gerade seine Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen hat und jetzt in seine Heimat an den Bodensee zurückkehrt, machte gemeinsam mit Jan Schäfer die Führungen. „Komm mal auf’n Boden zurück“ stand auf ihren T-Shirts. Die Jüngsten durften auf den alten MAN Ackerdiesel und auf den großen Fendt Traktor klettern. Chefin Lisa Rinklef bewirtschaftet den nachhaltigen Familienbetrieb mit Weizen, Zuckerrüben und Mais.
Erstmals gab es Kichererbsen, daraus ließ sich köstliches Hummus herstellen. Bärlauchpesto, Kürbiskuchen und selbst gemachter Bio-Apfel-Eistee fanden reißenden Absatz. Die Kürbisernte sei dieses Jahr besonders anstrengend gewesen, bei 35 Grad in der sengenden Sonne. Traktorfahrten für Kinder führten auf die Streuobstwiesen. Der Honigstand von Imker Jürgen Ullrich war aufgebaut und Elke Schollenberger von der lokalen Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Hockenheim gab Antworten auf viele Fragen der Besucher, die von Hofhund „Tiger“ mit freundlichem Bellen begrüßt wurden. Thomas Kuppinger vom Bund Hockenheimer Rheinebene bot Führungen an.
Gemüseanbau erleben
Der Fuhrpark auf dem Gemüsehof Schmitt im Siegelhain 6 war beeindruckend. Auf dem Feld führte Tobias Schmitt mit dem Tiefengrubber und der Kreiselegge die vorbereitenden Arbeiten für die Kohlrabi-Setzmaschine durch. Kinder durften auch selbst Setzlinge in den Boden bringen. Die Besucher erfuhren, wie Spargel, Salat, Kohlrabi und Karotten angebaut werden. Der alte Lanz-Bulldog war ein beliebtes Fotomotiv. Der Hofladen in der Heidelberger Straße 120 öffnet wieder mittwochs bis samstags jeweils ab 8 Uhr, kündigte Helene Schmitt während der Führungen an, bei denen Verpackungsmaschinen, Spargelsortieranlage oder Kühlhaus in Augenschein genommen werden durften.
Vom Siegelhain ging es weiter zum Maislabyrinth am Bauernhof Dehoust in der Seewaldsiedlung. Die zwei alten Hanomag-Traktoren waren beliebte Kletterobjekte. Kühe füttern und süße Kälbchen bestaunen, das war das Richtige für die Kleinen. Die Schweine lagen gemütlich im Stroh und dösten. Der Familienbetrieb hält 70 Rinder und 40 Schweine und baut Weizen, Gerste, Erbsen und Zuckerrüben an. „Krawall im Stall“ oder „Ein Traktor sucht das Abenteuer“ hießen die spannenden Geschichten, die vom Team der Buchhandlung Gansler zu hören waren. Heiße Wurst und Maiskolben wurden gerne verzehrt. Das Maislabyrinth, trotz Dürre immer noch „in sattem Grün“, so Traudel Dehoust, hat noch bis 21. Oktober geöffnet.
Marina Knopf ist ausgebildete Physiotherapeutin, gerade hat sie den Hof von ihrem Vater Kurt Adolf übernommen. Ihr Rätsel war nicht so einfach, Roggen, Gerste und Grannenweizen von einander zu unterscheiden. Das „Café Eisleben“ der evangelischen Kirchengemeinde bewirtete mit Kuchen und Waffeln. Der Erlös geht an „Brot für die Welt“.
Jagdpächter Gerhardt Herm berichtete über Hege und Pflege in seinem Revier. Die Kinder schauten nach Runa, Gray, Gesa und Velvet, den Walliser Schwarzhalsziegen, die als eine der ältesten Hausziegenrassen der Welt gelten.
Verkostung inklusive
Der Johanneshof war wieder bestens frequentiert, Hofladen und Gartenwirtschaft waren immer voll. Großer Andrang herrschte auch bei Johannes Härdle, der seine Tomatenkulturen präsentierte. Er wollte selbst nicht glauben, dass nur drei Prozent der in Deutschland verzehrten Tomaten aus deutschem Anbau stammen. Die süßfruchtige „Cheramy“, die „Sacher“ oder die saftig-cremige „Pozzano“ durften gerne verkostet werden. „Ganz toll, dass die Leute so viele interessierte Fragen stellen“, freute sich Härdle. Der Bauernhof Kief in der Seewaldsiedlung 6 ist ein Familienbetrieb dritter Generation. 60 schwarz-bunte Holstein-Kühe leben hier. Sie gehen selbstständig zum Melkroboter, ansonsten ist Fressen oder Liegen angesagt. Sechs Tonnen Futter am Tag braucht der Hof, war von Landwirt Helmut Kief zu erfahren. Mais, Gras und Getreideschrot kommen aus eigener Produktion. Eine Kuh gibt im Durchschnitt etwa 28 Liter Milch am Tag.
HMV-Geschäftsführerin Birgit Rechlin war zufrieden: „Es machte viel Spaß, das Wetter war toll, die Besucher konnten viel erfahren.“
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