Hockenheim/Landau. Das Amt des Feuerwehrkommandanten und seiner Stellvertreter ist eine Position mit großer Verantwortung. Neben einem großen feuerwehrtechnischen Wissen, vielen Verwaltungsaufgaben, einem vorausschauenden und zukunftsorientierten Denken in Bezug der Neu- und Ersatzbeschaffungen sind noch viele weitere Aspekte dahinter verborgen.
Es ist ein Amt, in dem die Kommandanten immer mehr Aufgaben zu bewältigen haben und welches im Unterkreis Schwetzingen in alle Feuerwehren – mit der Ausnahme von zweien – ehrenamtlich besetzt ist. Die Positionen der Stellvertreter sind ausschließlich Ehrenämter. Selbstverständlich ist es auch in dieser hohen Stellung wichtig, dass sich die Kommandanten und Stellvertreter immer wieder weiterbilden und mit anderen austauschen.
Der Austausch zwischen den Feuerwehrkommandanten bringt wichtige Erkenntnisse
Im Unterkreis Schwetzingen haben dieser Austausch, der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit der Feuerwehren – auch ganz besonderes bei den Leitern der Feuerwehren – einen sehr großen und wichtigen Stellenwert. Dieser ist so groß, dass der Unterkreis jährlich am ersten Novemberwochenende ein Seminar für seine Kommandanten und ihrer Stellvertreter veranstaltet. Mit dabei war auch Daniel Ernst, der seit Anfang des Jahres hauptamtlicher Kommandant der Hockenheimer Wehr ist sowie sein Stellvertreter Martin Krämer.
In diesem Jahr traf man sich dazu in einem Tagungshotel in Landau. Schon am Abend des Anreisetages taten sich interessante und kameradschaftliche Gespräche auf, die eine gute Vorlage für den Seminartag am Samstag boten. Auch für Ernst sind diese Aspekte eines solchen Wochenendes wichtig: „Das Seminar bringt die Zeit für einen ausgiebigen Austausch und wir können Erfahrungen mitnehmen, aber auch weitergeben.“
Als Referent hatte Unterkreisführer Matthias Gerlach den Kameraden Ralf Mittelbach aus Weinheim eingeladen, der über seine persönlichen Erfahrungen zu Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ ausführlich berichtete.
Immer öfter liest man in den Medien von Angriffen auf die Feuerwehr, Polizei oder den Rettungsdienst. Unfassbare Meldungen, die aktuell aber leider fast jeden treffen können. Auch wenn sich die Menschen aus Hockenheim, Schwetzingen und der Gemeinden im Umkreis immer sehr dankbar und kooperativ verhalten, wenn die Einsatzkräfte ihre Arbeit verrichten, gab es auch hier schon kleinere Zwischenfälle von meist nur verbaler Gewalt.
Der Unterkreis Weinheim weiß hierzu mehr zu berichten und diese Erfahrungen tauschte Ralf Mittelbach beim Kommandantenseminar mit den Teilnehmern aus. Seine Beispiele reichten von Menschen, die sich erbost darüber beschwerten, dass die Feuerwehr morgens um 5 Uhr mit Martinshorn zu einem Wohnhausbrand fuhr, bei dem es für die Bewohner richtig brenzlig wurde, bis hin zu einem tätlichen Angriff auf einen Feuerwehrmann. Dieser wurde durch einen Schlag mit einer Glasflasche im Gesicht verletzt und musste zur Versorgung in eine Klinik gebracht werden.
Dieser Kamerad verließ an besagtem Abend seine Familie, um zum Feuerwehreinsatz zu gehen – um anderen Menschen zu helfen und sein eigenes Leben zu riskieren – und kam am nächsten Morgen mit Verletzungen im Gesicht wieder nach Hause. Dass ein Einsatz so endet, ist wohl kaum zu tolerieren.
Die Attacke in Weinheim öffnet den Feuerwehrleuten die Augen
Für die Hockenheimer Wehr ist das Seminarthema indes ebenfalls von großer Bedeutung, wie Kommandant Ernst beschreibt: „Was in Weinheim passiert ist, öffnet einem erst richtig die Augen und sensibilisiert für den Fall, dass so etwas auch den eigenen Kameraden passieren kann. Beim Seminar konnten wir lernen, wie die Weinheimer Wehr damit umgegangen ist, was für uns ein wichtiger Wissensgewinn ist.“
Natürlich ließ Ralf Mittelbach auch die positive Seite der Medaille nicht unbeleuchtet. Denn die meisten Menschen sind dankbar, dass Rettungskräfte zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen, sobald sie gebraucht werden. Jedoch hält er es für wichtig, dass die Kommandanten mit ihren Kommunen über diese Thematik und verschiedene Szenarien sprechen. Unter dem Motto „Was wäre wenn“ soll für Prävention gesorgt werden – mit umfangreicher Dokumentation.
Auf Nachfrage berichtet Ernst, dass die Stadt Hockenheim im vollem Umfang hinter der Feuerwehr steht: „Wie der Oberbürgermeister bereits am Neujahrsempfang erwähnt hat, ist uns vonseiten der Stadt volle Solidarität zugesichert, sollte es zu Angriffen gegenüber einem Hockenheimer Kameraden kommen.“
„So ein Vorfall trifft einen immer unvorbereitet und alle fühlen sich im ersten Moment überfordert. Hat man zuvor aber über einen ’Fahrplan’ gesprochen, kann man diesen im Ernstfall abarbeiten“, sagte Ralf Mittelbach. Die Seminarteilnehmer hatten im Anschluss an den Vortrag noch viele Fragen an den Referenten und es entwickelte sich ein Austausch über das besprochene Thema.
Am Abend ging es für die Kommandanten und ihre Familien dann auf eine Reise in die Zeit des Mittelalters: Die Seminargruppe begab sich gemeinsam mit zwei Nachtwächterinnen auf die Straßen des nächtlichen Landaus. Mit vielen Anekdoten, dem Besuch bedeutender Plätze und reichhaltigem Wissen über die Geschichte der Pfälzer Stadt ging es dann wieder zurück ins Hotel.
Der Unterkreisführer begrüßte die Seminarteilnehmer am Sonntagmorgen dann nochmals zur Unterkreissitzung, um wichtige Themen und die ersten Planungen für das kommende Jahr zu besprechen. Matthias Gerlach brachte zudem seine Freude zum Ausdruck, dass es in diesem Jahr ein Teilnehmerrekord zu verzeichnen gab und lud gleichzeitig zum Kommandantenseminar im nächsten Jahr ein.
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